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Tourismus

Tourismusboom in ländliche Räume bringen

Der aktuelle Stand der deutschen Tourismusindustrie war im Freitag, 21. Februar 2014, Thema einer Debatte im Bundestag. Ihr zugrunde lag eine Beschlussempfehlung des Tourismusausschusses (18/605) zum 17. Tourismuspolitischen Bericht der Bundesregierung für die vergangene Wahlperiode (17/ 13674). Der Bericht wurde noch von der schwarz-gelben Vorgängerregierung erstellt. Vertreter aller Parteien äußerten sich zufrieden über die positive Entwicklung. Insgesamt erwirtschaftet die Tourismusindustrie jährlich rund 100 Milliarden Euro und beschäftigt 2,9 Millionen Menschen. Damit entfallen 4,4 Prozent der Gesamtwirtschaftskraft des Landes auf diese Branche.

Regierung will drei Schwerpunkte setzen

Die Debatte eröffnete die Parlamentarische Staatsekretärin im Wirtschaftsministerium und neue Beauftragte der Bundesregierung für Tourismus und Mittelstand, Iris Gleicke (SPD). Der Bericht zeige, dass der Tourismus eine eindrucksvolle Wirtschaftskraft entfalte. Das Wort Tourismus komme so leicht daher, wer vermute schon, dass im Jahr rund 280 Milliarden Euro Konsumausgaben in Deutschland dahinter stehen, sagte sie. 2,9 Millionen Menschen finden in diesem Dienstleistungssektor Arbeit.

Für ihre zukünftige Arbeit habe sie sich drei Schwerpunkte gesetzt, die Frage der Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, die Digitalisierung sowie der ländliche Raum. Die Sorgen der Branche über einen zunehmenden Mangel an Fachkräften seien berechtigt, aber auch die Arbeitgeber müssten sich fragen lassen, wie sie selbst zu attraktiveren Arbeitsbedingungen beitragen könnten. „Die Branche muss aus dem Schmuddel-Image rauskommen“, sagte Gleicke im Plenum. Der Mindestlohn setze hier eine unterste Haltelinie, sagte sie.

Bei der Frage der Digitalisierung müsse man den vielen kleinen Betrieben aus dem Mittelstand unter die Arme greifen. Der ländliche Raum profitiere „noch nicht wirklich“ von dem Boom der Tourismuswirtschaft, bedauerte Gleicke. Dabei könne gerade der Tourismus Arbeitsplätze und Einkommen in die – nicht nur, aber meistens – strukturschwachen Regionen bringen. Für die Zukunft kündigte sie einen konstruktiven Dialog mit den für die Tourismuspolitik hauptsächlich zuständigen Bundesländern an.

Linke schlägt Winterakademien vor

In ihrer ersten Rede im Bundestag wies Kerstin Kassner (Die Linke) darauf hin, dass der Bericht viel Wissenswertes enthalte, an einigen Stellen aber weitere Impulse vermisse. „Aber darin liegt gerade im Tourismus eine Chance für uns, mehr daraus zu machen und positive Entwicklungen voranzutreiben.“ Auch Kassner sprach die schwierige Situation der Arbeitskräfte in der Tourismusindustrie an. Eine Analyse dazu werde im Mai vorgelegt und sei „dringend notwendig“. Aus ihrem Wahlkreis Rügen kenne sie Probleme wie den demografischen Wandel und den gleichzeitigen Arbeitskräftemangel: „Alles konzentriert sich auf den Tourismus und die Landwirtschaft. Das bereitet großes Kopfzerbrechen.“

Für diese den Arbeitskräftemangels der Branche gebe es aber auch seine Gründe: „Man muss diesen Beruf lieben, denn wenn sich andere erholen, arbeiten die Touristiker.“ Kassner warf der Regierung fehlende Impulse vor, den Menschen auch außerhalb der Saison zu helfen. Winterakademien wären hier ein Möglichkeit, bei der man ansetzen könne, sagte sie. Auch Kinder- und Jugendriesen würden außen vor gelassen, das helfe sogar bei der Bildung. Zur Verbesserung der Situation forderte sie einen ressortübergreifenden Koordinator für Tourismuspolitik im Bundeskanzleramt. Dieser könnte die Dinge miteinander verknüpfen.

CDU/CSU: Versorgung mit Breitbandinternet verbessern

Die Obfrau der CDU/CSU im Tourismusausschuss, Daniel Ludwig, stimmte den Ausführungen Gleickes zu. „Tourismus in Deutschland ist bekanntermaßen eine Erfolgsgeschichte“, sagte sie. Da die Tourismuswirtschaft ein so starker Wirtschaftszweig ist, begrüßte, dass sie dem Wirtschaftsministerium zugeordnet sind. Aber man dürfe die andere Ministerien nicht aus der Verantwortung lassen, denn: „Tourismus ist ein Querschnitt durch alle Häuser.“

Zugleich wies sie darauf hin, dass Tourismuspolitik zwar eigentlich Ländersache sei, der Bund auch eine Rolle dabei spiele. „Die Rahmenbedingungen sind bei uns, daher müssen wir im Bund darauf schauen, dass diese passen.“ Als zukünftige Herausforderungen stellte Ludwig den Tourismus im ländlichen Raum in den Vordergrund. Diesen müssen man massiv in allen Richtungen fördern, hier liege großes Potenzial.

Wichtig dafür sei, die Versorgung mit Breitbandinternet zu verbessern, davon profitiere sowohl der Gast als auch der Gastgeber. Ebenso wichtig sei die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. Den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen im Tourismussektor schloss sie sich an. Über das Berufsbildungsgesetz könne man da von Bundesseite einiges machen. Aber auch der Gast sei gefragt: „Diejenigen, die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, müssen es auch zu schätzen wissen.“

Grüne fordern Perspektiven für den ländlichen Raum

Markus Tressel von Bündnis 90/Die Grünen sagte, die Zahlen des Berichts seien zwar imposant, jetzt gelte es jedoch, das Erreichte zu sichern und weiter zu entwickeln. Der Bericht stelle eine Bilanz der Regierungskoalition der letzten vier Jahre dar, „aber Sie tragen Verantwortung, dass es voran geht mit der Tourismuspolitik in diesem Land“.

Ganze zwei Sätze widme der Bericht dem Thema Klimaschutz und Verkehr, kritisierte er. Dabei stelle gerade ersteres althergebrachte Urlaubsmodell in Frage. „Da muss jetzt mehr Fleisch an den Knochen, und zwar dringend.“ Schließlich sei eine intakte Umwelt Grundlage für jede Tourismusdestination. Das helfe auch, die regionale Wirtschaftstruktur zu verbessern. Nur zwölf Prozent der touristischen Wertschöpfung entstehe auf dem Land, obwohl sich dort 32 Prozent der Übernachtungsmöglichkeiten befänden. Deshalb forderte er die Fortführung des Projekts „Tourismusperspektiven im ländlichen Raum“ durch die Bundesregierung. 

SPD: Impulsgeber auf dem Arbeitsmarkt

Frank Junge von der SPD sagte, die Branche habe sich längst zu einem volkswirtschaftlichen Schwergewicht und zu einem unverzichtbaren Impulsgeber auf dem Arbeitsmarkt entwickelt. Der Bericht offenbare aber auch, welche offenen Baustellen die alte schwarz-gelbe Regierungskoalition hinterlassen habe.

Es könne nicht sein, dass beinahe jeder Zweite seine Ausbildung in einem Beruf im Hotel- und Gaststättengewerbe abbreche. Daher müsse man im Schulterschluss mit den Ländern, den Industrie und Handelskammern, den Verbänden und den Gewerkschaften die Ausbildungsbedingungen im Tourismus deutlich verbessern. (jbb/21.02.2014)

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