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Parlament

Ehemalige IPS-Stipendiaten als wichtige Ratgeber

Yoav Sapir, Michael Rimmel, Radmila Abramov, David Cahn

(DBT/Schulten)

„Mein Herz gehört IPS.“ Fast an jedes Detail seines fünfmonatigen Praktikums im Deutschen Bundestag erinnert sich Michal Buchácek noch genau. „Das war eine prägende Zeit, und sie hat mich inspiriert, mich politisch zu engagieren“, sagt der heute 37-Jährige in perfektem Deutsch. 2000 kam Buchácek, der in Brünn und Prag studiert hat, als Stipendiat in den Deutschen Bundestag, um Parlamentsarbeit hautnah zu erleben.

Für den Germanisten und Politikwissenschaftler gab das IPS-Programm (IPS steht für Internationales Parlamentsstipendium) die Initialzündung für eine Arbeit in der Politik und war Anfang einer steilen internationalen Karriere. Heute sitzt Buchácek auf der anderen Seite des Tisches, wie er schmunzelnd sagt. Als zweiter Botschaftssekretär für Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Kultur der tschechischen Botschaft in Berlin hat er 2007 das erste Mal die tschechischen Stipendiaten des IPS-Programms empfangen und stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite, natürlich auch mit vielen persönlichen Erinnerungen.

Programm startet 1986 mit den USA

Solche Erfolge und bleibenden Kontakt erfreuen besonders den CDU-Abgeordneten Wolfgang Börnsen, der als zuständiger Berichterstatter seit 23 Jahren mit Herzblut und Engagement das Programm betreut und weiterentwickelt. „Die Überlegung war, unseren Parlamentarismus für eine brückenbauende Tätigkeit zu nutzen“, erinnert sich Börnsen an die Anfänge des weltweit einmaligen Austauschprogramms.

Die Geburtsstunde des Programms war 1986. Die Idee: Junge, politisch interessierte Hochschulabsolventen aus Deutschland und den Vereinigten Staaten sollten die Arbeit beider Parlamente kennenlernen. Damals hatten die Vereinigten Staaten gerade mit dem Abzug ihrer Truppen aus Deutschland begonnen.

„Ein Aushängeschild unseres Parlaments“

Die deutschen Parlamentarier wollten dafür sorgen, dass jungen Menschen, die zukünftig zur politischen Elite der Vereinigten Staaten gehören, einen persönlichen Kontakt zu Deutschland aufbauen können. Mit elf Stipendiaten startete das Programm und entwickelte sich ständig weiter. „Das Programm ist heute ein Aushängeschild unseres Parlaments“, sagt Börnsen. „Die Idee, dass ein Parlament mit Herz und Kopf ausgestattet sein muss, wird so weitergetragen.“

Die größte Erweiterung erfuhr das IPS-Programm nach dem Fall des eisernen Vorhangs. 1990 stießen als erste Partnerländer Polen und Ungarn dazu. Es folgten die baltischen Staaten (1992), Russland (1993), Tschechien (1993) und die Slowakei (1994). „Es war selbstverständlich, dass junge Leute aus allen jungen Demokratien Ost- und Mitteleuropas zu uns kamen“, erinnert sich Börnsen.

„Starke Demokratien sind gute Nachbarn“

Anfang der neunziger Jahre seien deshalb viele junge Volksvertreter aus diesen Ländern im Bundestag zu Gast gewesen, um das parlamentarische Handwerkszeug zu lernen. „Mit voller Absicht ist aus dem Programm eine Werkstatt Parlament entstanden“, sagt Börnsen, der selbst seit 1987 Mitglied des Bundestages ist und somit zu den erfahrensten Parlamentariern gehört.

„Wer heute beispielsweise in diesen Ländern unterwegs ist, erlebt viele Parlamentarier, die bei uns ihre erste Sporen verdient haben“, sagt Börnsen nicht ohne Stolz. Viele ehemalige Stipendiaten arbeiten in Ministerien ihrer Länder, in Nichtregierungsorganisationen, internationalen Stiftungen und Organisationen. „Auch Deutschland hat sehr viel von dem Programm, denn starke Demokratien sind gute Nachbarn“, ist sich Börnsen sicher.

Beeindruckt von der Transparenz

Auch Buchácek erinnert sich an seine ersten Tage in Berlin, an die Transparenz, die das neue Parlamentsviertel ausgestrahlt hat. In den Bundestagsgebäuden konnte er an allen Ausschuss- und Fraktionssitzungen teilnehmen. Jeder Stipendiat wurde im Büro eines Abgeordneten voll eingespannt und reiste auch mit in den Wahlkreis.

Noch genau erinnert sich Buchácek an hitzige politische Diskussionen der Stipendiaten untereinander über den Prager Frühling, die Samtene Revolution 1989 und den bevorstehenden EU-Beitritt seines Landes. Auch dies ist ein Teil des IPS-Programms. „Wir haben dazu beigetragen, wie wir als Land wahrgenommen werden“, sagt er heute.

Das neue Miteinander demonstriert

Alle Stipendiaten waren aufgerufen, ihr Land auf einem speziellen Länderabend öffentlich zu präsentieren. „Wir wollten die Arbeit im Hinblick auf den EU-Beitritt vorstellen und haben deshalb eine Kooperation aller Stipendiaten der Visegrád-Gruppe gegründet“, sagt Buchácek und fügt hinzu: „Unsere Botschaft war: Wir sind alle Nachbarn in der Mitte von Europa.“

Zusammen gestalteten die Stipendiaten aus Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei im überfüllten Saal der Berliner Humboldt-Universität vor Abgeordneten und den Botschaftern ihrer Länder ein politisches Programm und demonstrierten das neue Miteinander.

1.650 Stipendiaten in 24 Jahren

Auch nach den spannenden fünf Monaten im Deutschen Bundestag hat Buchácek den europäischen Gedanken weitergelebt. Er arbeitete bei der Heinrich-Böll-Stiftung in Prag, war beim Prager NATO-Gipfel für Pressearbeit zuständig und wechselte dann in den diplomatischen Dienst seines Landes. 2006 kehrte er in seine Lieblingsstadt Berlin an die tschechische Botschaft zurück.

Rund 1.650 junge Menschen haben in den vergangenen 24 Jahren durch das IPS-Programm die parlamentarische Arbeit in Deutschland hautnah erleben können. 2009 ist Israel als 28. Partnerland dazugekommen. An viele Stipendiaten erinnert sich Börnsen noch genau und hält engen Kontakt.

„Wichtig ist der Gedanke der Gegenseitigkeit“

So habe beispielsweise eine ehemalige Stipendiatin, die jetzt Direktorin für Journalistenverlage in Bulgarien ist, gerade eines seiner Bücher übersetzt, erzählt er. Ein weiterer ehemaliger Stipendiat arbeite jetzt als Ombudsmann für Menschenrechtsfragen in Lettland, ein anderer sei schon seit vielen Jahren an der deutschen Botschaft in der Ukraine tätig.

Besonders wichtig ist Börnsen aber der Gedanke der Gegenseitigkeit. Viele Abgeordnetenkollegen hielten engen Kontakt zu ehemaligen Stipendiaten und kontaktierten sie oft vor Auslandsreisen, um sich über politische Hintergründe in den jeweiligen Ländern zu informieren, sagt er. „Die ehemaligen Stipendiaten, zu denen man Vertrauen hat, sind wichtige Ratgeber.“

„Programm weiter ausbauen“

Wenn er in die Zukunft blickt, wünscht sich Börnsen einen weiteren Ausbau des IPS-Programms und den gegenseitigen Austausch von Stipendiaten. Mit fünf Ländern wird das schon regelmäßig praktiziert. „Mit den anderen Ländern arbeiten wir noch dran.“

 

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