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Kultur

Robert von Lucius' Sicht auf Südafrika

Vizepräsident Otto Solms (FDP) und Robert von Lucius

Vizepräsident Otto Solms (FDP) und Robert von Lucius (DBT/Melde)

„Das hat das südafrikanische Parlament noch nicht erlebt in den langen Jahrzehnten seiner ehrwürdig langweiligen britisch geprägten Tradition, ein Lobsinger in traditioneller Kleidung mit Federbusch, geschnitzen Schlagstöcken, halbfreiem Oberkörper und langem Haarzopf singt und tanzt vor Abgeordneten“ - so begann Robert von Lucius, politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am Mittwoch, 9. Juni 2010, im Lesesaal der Bibliothek des Deutschen Bundestages seine Lesung aus seinem Buch „Nicht von hier und nicht von dort. Umbruch und Brüche in Südafrika“.

„Kenntnis und Wissen, aber auch Liebe zum Land“

Robert von Lucius war von 1987 bis 2001 Korrespondent der FAZ für das südliche Afrika. „Er weiß, wovon er spricht“ erklärte Herrmann Otto Solms, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, in seiner Einleitung über den Autor, der seine Kindheit in Südafrika verbracht hat.

Mit wohlmeinendem und zugleich kritischem Blick auf den tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Wandel berichte er über Südafrika, sagte Solms. „So entsteht ein differenziertes, perspektivenreiches Bild, in dem sich Kenntnis und Wissen, aber auch Liebe zum Land die Hand reichen.“

In siebzig Reportagen und Personenportraits schreibt er über Persönlichkeiten Südafrikas, Literaturnobelpreisträger, Künstler, Musiker, berichtet von Kultur, Geschichte, Religion, Politik, Landschaft und natürlich über Aids. Rund 20 Jahre südafrikanischer Geschichte spiegeln sich hier wieder.

„Themen, die mit dem Parlamentarischen zu tun haben“

Für von Lucius, dessen Urgroßvater selbst Vizepräsident im Reichstag war, ist die Verbundenheit zu diesem Ort alt und wunderbar.

Für seine Lesung hatte er Passagen mit parlamentarischem Bezug ausgewählt, zwei Schilderungen bewegender Momente im Plenum des Parlaments, den Zusammentritt des ersten frei gewählten Parlaments im Mai 1994, die Verabschiedung der zweiten, endgültigen südafrikanischen Verfassung im Jahr 1996, und zwei Portraits, das des Satirikers Pieter-Dirk Uys und das Nelson Mandelas, dessen Lebensweg zu einer außergewöhnlichen politischen Bilanz führte und ihn zu einer der wichtigsten Personen im heutigen Südafrika werden ließ.

Zwei Menschen, die Südafrika gestalten

Pieter-Dirk Uys, der in seiner Kunstgestalt EvitaBezuidenhout als die „bekannteste weiße Frau Südafrikas“ gilt, sei nicht nur ein Satiriker in Frauenkleidern, sondern eine Heldengestalt. Er habesich zuletzt vor allem auch um die Aids-Aufklärung an Schulen verdient gemacht. „Aids habe mit circa 600 Toten täglich Erfolg, wo Apartheid fehlschlug“ zitiert er Uys zur verzweifelten Lage im Land.

Nelson Mandela, eine der bekanntesten Figuren der Zeitgeschichte, charakterisiert von Lucius in seinem Portrait als Geburtshelfer einer Nation. Wenn also heute Südafrika auf dem Weg zu einer Nation ist, sei das vor allem das Werk Mandelas.

Demokratie mit Zukunft

Südafrika ist trotz aller Sorgen eine Demokratie und ein Rechtsstaat mit einer nicht nur im Afrikavergleich vorbildlichen Verfassung.

Inzwischen ist Südafrika nicht mehr das gehätschelte Wunderkind, der Mandant der friedlichen Revolution - nach dem spektakulären Aufbruch sind noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, und noch ist die Lage der großen Mehrheit der Bevölkerung desolat.

Aus aktuellem Fußball-Anlass

Wird über die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika berichtet, schwingen Bedenken über die Sicherheit und schleppenden Stadionbau mit. Südafrikaner bekümmert eher der fragwürdige fußballerische Zustand ihrer Nationalmannschaft, der geliebten Bafana Bafana, die von den Fans lautstarke Unterstützung erfährt.

Passend zu der am 11. Juni beginnenden Fußballweltmeisterschaft schloss von Lucius die Lesung mit der Passage „Satansinstrument“ über die musikalische Geheimwaffe der Südafrikaner, der Vuvuzela.

Viele Fragen an einen Kenner des Landes

Die Schilderungen über Südafrika riefen noch einmal in Erinnerung, dass vor 20 Jahren nicht nur in Europa weltgeschichtliche Ereignisse von hohem Rang stattgefunden haben, merkte Dr. Horst Risse, Leiter der Abteilung „Information und Dokumentation“ des Deutschen Bundestages, zur Eröffnung der anschließenden Diskussion an.

Vor dem Hintergrund des Gehörten entspann sich eine rege Diskussion mit Blick auf die Zukunft des Landes.

„Zu Simbabwe zu sehr geschwiegen“

Auf die Vorbildrolle Südafrikas angesprochen, sagte von Lucius: „Ein großer Nachbar ist nicht immer beliebt.“ Auch fehle Südafrika hierfür die die innere Kraft. Insbesondere in Bezug auf die Ereignisse in Simbabwe habe Südafrika zu sehr geschwiegen.

Mit dem Einfluss Julius Malemas, des polarisierenden Jugendführers im African National Congress (ANC) werde sich möglicherweise entscheiden, welche Tendenzen sich in den nächsten Jahren manifestieren. Angesprochen auf mögliche Gefahren für die junge Demokratie beschreibt von Lucius den Kampf gegen Korruption als nach wie vor entschlossen und lobt die außerordentlich lebendige Presse Südafrikas.

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