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Kultur und Geschichte

„Beide Systeme haben den Sport instrumentalisiert“

Hamburg, Volksparkstadion, 22. Juni 1974. Im WM-Vorrundenspiel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik fällt ein Tor. Nur eins, aber nicht irgendeins. Jürgen Sparwasser schießt die DDR-Mannschaft zum 1:0-Sieg gegen den favorisierten „Klassenfeind“ und verewigt sich damit in der deutsch-deutschen Sportgeschichte. Die Fotoausstellung „Ästhetik und Politik - Deutsche Sportfotografie im Kalten Krieg“ im Bundestag zeigt diesen und viele andere Momente, in denen nicht nur Sportler gegeneinander antraten: „Es war immer auch ein Wettstreit der Systeme“, sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, bei der Eröffnung am 1. Dezember.

„Sport als Instrument der Abgrenzung“

Wenn sie gefragt werde, so Freitag, was den Wert des Sports ausmache, sage sie immer: „Sport verbindet.“ Die Ausstellung zeige das Gegenteil: der Sport als Instrument der Abgrenzung. „Das Spannungsverhältnis von Sport und Politik ist in diesen Bildern festgehalten.“

Dazu gehören auch Fotos, die Situationen zeigen, die weniger im kollektiven Gedächtnis geblieben sind als das „Sparwassertor“, das die Ausstellungsmacher als „Inbegriff der politischen Aufladung eines deutsch-deutschen Sportereignisses“ beschreiben.

So erinnert die Ausstellung an das „Geisterspiel im Ulbricht-Stadion“ 1959. Zum ersten Mal treffen an diesem 6. September die Fußballmannschaften beider Länder aufeinander. Nur der Sieger der Begegnung sollte sich für die olympischen Spiele in Rom qualifizieren. Wegen der bereits im Vorfeld „politisch aufgeheizten Stimmung“, wie es in der Erklärung zu dem Bild heißt, mussten die Zuschauer draußen bleiben. Ein Foto mit ein paar Spielern vor leeren Rängen dokumentiert diesen Moment.

Boykott der Olympischen Spiele 1980 und 1984

An die besondere Bedeutung der olympischen Spiele im Kalten Krieg erinnerte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert bei der Ausstellungseröffnung. Als Beispiel nannte er den Boykott der Spiele in Moskau 1980 und vier Jahre später in Los Angeles, der „nicht sportlichen, sondern politischen Erwägungen folgte“.

Lammert würdigte die Ausstellung als „nicht einäugig“. „Die Versuchung zur Instrumentalisierung des Sport und der Fotografie war beiden Systemen anzumerken“, sagte Lammert. Und dass auch und gerade die Sportfotografie sich nicht von diesem Einfluss frei machen könne und von der Inanspruchnahme durch politische Interessen geprägt sei, zeige die Ausstellung.

Verbotene Symbolik

Für René Wiese, Kurator der Ausstellung vom Zentrum für Sportgeschichte in Potsdam, verdeutlicht besonders ein Foto den Einfluss der Politik auf den Sport und die Fotografie, das Foto eines Freundschaftsspiels zwischen Hertha BSC Berlin und dem Armeesportklub Vorwärts aus Ostberlin.

„Vor diesem Spiel hatten die Fotografen nur die Brust der Spieler aus der DDR im Visier“, erzählt Wiese. Die wollten mit Trikots auflaufen, auf die das in der Bundesrepublik verbotene Staatswappen der DDR genäht war. Die DDR-Führung wiederum hatte jeden ihrer Sportler dazu verpflichtet, bei Wettkämpfen in der Bundesrepublik genau dieses Emblem mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz zu tragen.

„So stand nicht das sportliche Geschehen im Blitzlichtgewitter“, sagte Wiese und hält ein Foto mit dem Oberkörper eines Spielers nach oben, auf dem in Nahaufnahme das Trikot mit dem verbotenem Staatswappen zu sehen und „der Kopf uncharmant abgeschnitten ist“, wie Dr. Jutta Braun anmerkt, die neben Wiese die Ausstellung als Kuratorin betreut. Die Ausstellung wolle zeigen, dass die Sportfotografie nicht nur die Faszination des Sports wiedergibt, sondern oftmals andere Aspekte dominiert hätten. (nt)

Öffnungszeiten

2. bis 22. Dezember 2010 und 3. bis 7. Januar 2011

Konrad-Adenauer-Straße 1, Berlin-Mitte

Montag: 9 bis 16 Uhr
Dienstag bis Donnerstag: 9 bis 17 Uhr
Freitag 9 bis 14 Uhr

Gruppenbesichtigungen nach Voranmeldung

Telefon: 030 227-35425

Eintritt frei

 

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