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Kultur und Geschichte

Lieber Bundestrainer als Bundeskanzler

Kinder bestaunten den Bundestag.

Kinder bestaunten den Bundestag. (DBT/Melde)

„Wer will nachher in die Kuppel?“ 18 Arme schnellen in die Höhe. „Wer möchte denn nicht da hoch?“ Keiner meldet sich. „Und wem ist das egal?“ Auch hier bleiben die Hände unten. Das, so erklärt die Besucherführerin des Besucherdienstes des Bundestages den Grundschülern, war eine Abstimmung, wie sie auch die Abgeordneten des Bundestages vornehmen. Ja, Nein, Enthaltung steht schließlich auch an den drei Türen, die in den Plenarsaal des Reichstagsgebäudes führen und für das Hammelsprungverfahren genutzt werden. Womit nur einer der Orte genannt ist, an dem beim Kindertag des Deutschen Bundestages, der am Montag, 16. Mai 2011, zum dritten Mal in diesem Jahr stattfand, Station gemacht wird.

Grundschüler aus Berlin-Spandau

Insgesamt mehr als 1.200 Kinder sind als Besucher angemeldet. Unter ihnen sind auch die zehn- bis elfjährigen Grundschüler aus Berlin-Spandau, bei denen schon zu Beginn der Führung reger Wissensdurst herrscht. „Können wir jeden Raum hier im Gebäude sehen?“, wird gefragt. Nein, das sind zu viele, sagt die Besucherführerin: „Da wären wir heute Abend noch nicht fertig.“

Auf die Frage: „Werden wir die Kanzlerin sehen?“ folgt der Verweis, dass Angela Merkels Büro in einem anderen Haus, nämlich dem Bundeskanzleramt ist. Die Kinder nehmen es staunend zur Kenntnis. Dem Vorschlag, später die Kuppel zu besuchen, stimmen sie wie erwähnt einstimmig zu.

Russische Graffitis

Doch zuvor besichtigen die Kinder die „russischen Graffitis“. Hier hätten sich viele russische Soldaten nach Kriegsende verewigt, erzählt die Expertin. Auf ihre Frage: „Kann denn jemand Russisch von euch?“, melden sich drei Mädchen, denen es auch gelingt, den kyrillischen Schriftzug „Stalingrad“ zu entziffern.

Zu entziffern gilt es wenig später auch einige der Worte auf der von der amerikanischen Installationskünstlerin Jenny Holzer geschaffenen Schriftsäule. Auf der Stele in der Nordeingangshalle laufen digitale Leuchtschriftbänder mit 442 ausgewählten Reden von Reichstags- und Bundestagsabgeordneten aus der Zeit von 1871 bis 1992 von unten nach oben ab.

Fette Henne von hinten

Der im Plenarsaal hängende Bundestagsadler wird schließlich aus dem Gang von hinten betrachtet. „Fette Henne“ werde er genannt, sagt die Besucherführerin. Der zehnjährige Martin ist beeindruckt. „Adler fliegen total cool“, sagt er.

Die fette Henne allerdings nicht. 1,5 Tonnen schwer ist sie schließlich, und mit einer Grundfläche von mehr als 58 Quadratmetern „größer als euer Klassenraum“, wie die Besucherführerin sagt. Die Schüler wirken eher skeptisch als beeindruckt. „Sieht gar nicht so groß aus“, bemerkt einer, und auch die Klassenlehrerin wiegt zweifelnd den Kopf.

Politische Bildung vorhanden

Die für blinde Besucher des Reichstagsgebäudes geschaffenen Tastmodelle kommen auch bei den Schülern gut an. Mit geschlossenen Augen ertasten sie das Modell mit den Bauten des Regierungsviertels. „Hier ist der Reichstag“, sagt schließlich Sandra, die den Sitz des deutschen Parlaments an der Kuppel erfühlt hat.

Nachdem sie versprochen haben, ganz leise zu sein, gelangen die Grundschüler auf die Besuchertribüne des Plenarsaals. Hier zeigt sich, dass die politische Bildung auch bei Zehn- bis ElfJährigen durchaus vorhanden ist. Ohne größere Probleme werden die Parteien benannt, die im Bundestag vertreten sind.

Bestens vorbereitet auf einen Parlamentsbesuch sind Grundschülerinnen und Grundschüler auch dann, wenn sie den Internetauftritt des Bundestages für Kinder, www.kuppelkucker.de, kennen. Für etwas ältere Schüler ist www.mitmischen.de, das Jugendportal des Bundestages, eine interessante Plattform.

„Politibongo kommt gut an“

Nur dass es neben der CDU auch eine CSU geben soll, scheint den Schüler so nicht bekannt zu sein. Dafür ist der Berufswunsch „Kanzlerin“ recht ausgeprägt. „Ich will Kanzlerin werden“, ertönt es mehrfach. Nur Jerome hat andere Vorstellung von seiner Zukunft. Er will lieber Joachim Löw werden. Aber dessen Job ist ja auch ziemlich wichtig.

Nach dem Besuch des Plenarsaals gibt’s Geschenke. Ein paar Luftballons, Kalender, Gummibärchen und eine Politibongo-DVD. Mit der „Politiksendung für Kids“ hätten sich die Schüler im Unterricht auf den Reichstagsbesuch vorbereitet, erzählt die Klassenlehrerin: „Das kommt gut an.“

„Kein Platz des Fußballs“

Ebenso wie Bernd das Brot und seine Mitstreiter Chili das Schaf und Briegel der Busch. Die aus dem Kinderfernsehen bekannten Figuren erläutern nämlich per Audio-Guide den Kindern, was es wo von der Reichstagskuppel aus zu sehen gibt. „Sieh mal, da ist der Platz der Republik“, sagt Bernd und Chili fragt: „Kann man da Fußball spielen?“ Nein, sagte Bernd das Brot. Sonst hieße er ja „Platz des Fußballs“.

Spielend lernen - die jungen Besucher des Kindertages haben einiges zu erzählen, wenn sie wieder in der Schule sind. (hau)

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