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Parlament

Finanzanalyst vom Starnberger See: Klaus Breil

Klaus Breil, FDP

(Büro Breil)

Klaus Breil (FDP) war Börsenhändler, Vermögensverwalter, Fondsmanager und Finanzanalyst – sogar mit eigener Sendung bei Bloomberg TV, einem auf Wirtschafts- und Finanzthemen spezialisierten Fernsehsender. Als Finanzexperte beriet der heute 67-Jährige aber nicht nur Anleger, er stellte sein Fachwissen auch in den Dienst der Politik. So wurde er 1995 Mitglied im Landesfachausschuss für Wirtschaft, Finanzen und Technologie, eine Art Think Tank der bayerischen Liberalen. Ein Jahr später zog er auch in den Kreistag des Landkreises Weilheim-Schongau ein, dem er auch heute noch angehört. Ein Bundestagsmandat ließ hingegen auf sich warten: Erst bei der fünften Kandidatur wurde der gebürtige Westfale 2009 ins Parlament gewählt. Seitdem ist Breil energiepolitischer Sprecher der FDP.

Von der Wahlparty zur ersten Fraktionssitzung

An den Anruf, der sein Leben veränderte, erinnert sich Klaus Breil gut: „Es war 4.30 Uhr, als das Telefon klingelte und der Verwaltungsleiter der FDP-Fraktion sagte: ‚Herzlichen Glückwunsch, Sie sind drin!’“ Drin hieß: im Bundestag, als Abgeordneter des Wahlkreises Weilheim in Oberbayern. Genau da, in seinem Bundestagsbüro unweit der Spree, sitzt der Abgeordnete nun mit Anzug, Krawatte und seiner runden, bernsteinfarbenen Brille.

Beim Gedanken an den Anruf zu früher Stunde lächelt er halb freudig, halb verschmitzt. „Geschlafen hatten wir um die Uhrzeit noch nicht, wir feierten ja eine Wahlparty zuhause. “Auf Schlaf musste Breil dann auch ganz verzichteten. Wenig später saß er bereits im Flugzeug. Das Ziel: Berlin, die erste Fraktionssitzung im Bundestag.

„Mein Beruf hat mir immer großen Spaß gemacht“

Für den Politiker ein besonderer Moment: Fünf Mal hatte er schließlich Anlauf genommen für den großen Sprung in den Bundestag. Vier Mal – 1994, 1998, 2002 und 2005 –  reichte das Wahlergebnis nicht. 2009 jedoch war es anders: Die FDP fuhr mit 14,6 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein.

„Für mich war dieser Wahlkampf eigentlich der erste ernsthafte Versuch, in den Bundestag zu kommen“, wiegelt Breil ab. Bei den Wahlen zuvor habe er sich zwar aufstellen lassen – aber eher als „Parteisoldat“. Der Grund für diese Zurückhaltung? Breil antwortet mit einem Lächeln: „Mein Beruf hat mir immer großen Spaß gemacht.“

Fortbildung beim „New York Institute of Finance

Er hat darin auch Karriere gemacht: 1964 startete er mit einer Banklehre bei der Kreis- und Stadtsparkasse in seiner Heimatstadt Burgsteinfurt, studierte anschließend Betriebswissenschaften in Bielefeld und bildete sich in Investment und Security-Analysis fort – am bekannten New York Institute of Finance.

Danach arbeitete Breil für verschiedene private Banken als Kundenwertpapierberater und Börsenhändler – unter anderem in Frankfurt am Main, Hamburg und Köln, bevor er 1975 Geschäftsführer einer Vermögensverwaltung in München wurde. Weitere Karriereschritte folgten: 1977 wechselte Breil als Fondsmanager für Wertpapierfonds zur Münchner Kapitalanlage AG. Bei der Adig Investment GmbH in Frankfurt war er von 1984 bis 2003 unter anderem verantwortlich für die Branchen- und Unternehmensanalyse der Energiewirtschaft und des Rohstoffsektors. Bis zu seinem Einzug in den Bundestag betreute er schließlich bei der cominvest Asset Management GmbH den Aufbau internationaler Branchenfonds im Sektor erneuerbare Energien.

„Helmut Schmidts Kardinalfehler“

Wirtschafts- und Finanzthemen waren es auch, die Breil politisierten: Als prägend beschreibt der Liberale insbesondere die letzten Jahre der Regierung von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Dass sich 1982 das Ende seiner Kanzlerschaft und eine Koalition von CDU/CSU und FDP abzeichneten, habe ihn aktiviert.

„Eine Wende hielt ich für eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit. Schmidt hat sich zwar um die Wirtschaftspolitik verdient gemacht, aber er hat auch einige Kardinalfehler gemacht“, rügt Breil. „‚Fünf Prozent Inflation sind besser als fünf Prozent Arbeitslosigkeit’ hat er damals gesagt. Am Ende hatte er beides – eine Katastrophe.“ Breil wollte einen Politikwechsel und trat in die FDP ein.

„Einheimischenmodell“ mitentwickelt

Kommunalpolitisch aktiv wurde er in Bernried am Starnberger See, wo er seit 1988 mit seiner Frau lebt. „Dort gab und gibt es ein sehr reges kommunalpolitisches Leben“, lobt Breil. Schnell knüpfte er Kontakt zur FDP-Ortsgruppe. 1995 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender, 1996 zog er in den Kreistag des Landkreises Weilheim-Schongau ein.

Dort beschäftigten den Finanzfachmann seitdem – natürlich – vor allem Wirtschafts- und Finanzthemen: So war er beispielsweise an der Entwicklung eines „Einheimischenmodells“ für die Kommune Bernried beteiligt. Dessen Ziel ist es, durch eine Baulandpreisregelung ortsansässigen Bürger einen Vorsprung beim Kauf von Bauland gegenüber finanzstarken Zuzüglern zu sichern.

Klagedrohung aus Brüssel

Eine Regelung, die umstritten ist: Die Europäische Kommission sieht darin einen Verstoß gegen die Niederlassungsfreiheit und die Freizügigkeit in der Europäischen Union und will das Modell in dieser Form kippen. Ein ursprünglich gegen die Bundesrepublik Deutschland eingeleitetes Vertragsverletzungsverfahren wurde allerdings 2011 auf Eis gelegt, nachdem die Regelungen des Modells in Bernried etwas entschärft wurden. Breil ist daher optimistisch, dass ein Verfahren abgewendet werden kann: „Ich denke, dass wir es so durchkriegen.“

Der Westfale hat er sich in Oberbayern gut ‚akklimatisiert’. Dass er kein waschechter Bayer ist, habe er nie als Nachteil empfunden. Sein Erfolgsrezept? Sachkompetenz. „Sicher hat mir geholfen, dass ich zur Arbeit des Landesfachausschusses für Wirtschaft, Finanzen und Technologie beitragen konnte.“ Das klingt bescheiden, doch Breil weiß, was er kann – und dass sein Wissen gebraucht wird.

So avancierte der Finanzanalyst Mitte der 1990er Jahre auch zu einem gefragten Gesprächspartner für Journalisten. Bei Bloomberg TV, einem auf Wirtschafts- und Finanzthemen spezialisierten Sender, hatte er eine eigene Sendung. Immer dienstags vormittags ging es um die zwei großen Themen, die ihn bis heute im Bundestag beschäftigen: Energie und Rohstoffe.

Pleitewelle von Solarunternehmen vorausgesehen

Entwicklungen in der Energiebranche, wie etwa die Serie von Insolvenzen deutscher Fotovoltaikfirmen, hat der Analyst schon lange kommen sehen: „Ich kannte die Unternehmen, die börsennotiert waren, genau – ihr Geschäftsmodell war nur auf Subventionen ausgelegt“, kritisiert Breil. „Wer einen Blick in die Portfolios wirft, die ich 2008 erstellt habe, kann sehen, dass ich Aktien dieser Firmen da schon verkauft  hatte.“

Doch von anderen energiepolitischen Entwicklungen wurde auch er überrascht: Am 11. März 2011 kam es nach einem schweren Erdbeben in gleich drei Reaktoren eines Atomkraftwerks im japanischen Fukushima zur Kernschmelze. Eine Katastrophe, die die deutsche Regierung zur Kehrtwende in der Atompolitik veranlasste.

Auch Breil, ein erklärter Atomkraftbefürworter, musste seine Meinung revidieren: „Ich habe den Bericht der Reaktorsicherheitskommission zur Sicherheitsüberprüfung deutscher Kernkraftwerke gelesen und war entsetzt. Als ich sah, wie wenig die Sicherheitsanforderungen dem entsprachen, was ich erwartet hatte, war mir klar, wie sich meine Haltung ändern wird.“

„Mit den Augen eines Analysten“

Breil hat seine politischen Konsequenzen gezogen – unideologisch, nüchtern, faktenbasiert. Oder wie er selbst sagt: „Mit den Augen eines Analysten.“ Genauso wird er auch andere energiepolitische Entwicklungen – gerade unter den Aspekten der Versorgungssicherheit und Energieeffizienz – im Blick haben.

Von der im Mai 2012 im Bundestag verabschiedeten Gesetzesnovelle zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung erwartet sich Breil viel: Bis 2020 werde, so seine Überzeugung, der Anteil dieser Technik an der deutschen Stromerzeugung weit über 25 Prozent betragen. (sas/12.10.2012)

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