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Bundestagsstipendiatin Badra aus Algerien setzt sich für Frauenrechte ein

Badra Djabour, IPS-Stipendiatin aus Algerien

Badra Djabour, IPS-Stipendiatin aus Algerien (DBT/photothek.net)

Ein Selfie mit der Kanzlerin, ein Treffen mit dem Bundestagspräsidenten und eine Woche Wahlkampf mit Andrea Nahles (SPD). Für Badra Djabour reiht sich derzeit ein Highlight an das nächste. Die junge Algerierin nimmt am noch bis Ende September laufenden Sonderprogramm des Internationalen Parlamentsstipendiums des Bundestages (IPS) für arabische Staaten teil. „Deutschland ist wie eine zweite Heimat für mich, auch wenn ich das erste Mal hier bin“, sagt sie. Starke Frauen wie Angela Merkel und Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles kennenzulernen, freut Badra Djabour dabei ganz besonders. Die 28-jährige Germanistin ist in ihrer Heimat politisch engagiert und kämpft für mehr Frauenrechte.

„Ich versuche, die Schüler für Deutsch zu begeistern“

Dass sie am IPS teilnehmen darf, verdankt sie unter anderem ihren sehr guten Deutschkenntnissen. Im Gymnasium habe sie damit angefangen, die Sprache zu lernen – nicht trotz, sondern weil sie so anspruchsvoll ist, sagt die junge Algerierin. Es folgte das Germanistikstudium. „Es ist gut, eine Sprache zu sprechen, die nicht alle können“, betont sie. Deutsch sei die Basis ihres Jobs, ihrer Karriere „und auch meines Aufenthalts jetzt hier in Berlin im Bundestag“.

Badra Djabour bereitet derzeit ihre Doktorarbeit im Fachbereich Linguistik vor und arbeitet zugleich als Deutschlehrerin im Gymnasium ihrer Heimatstadt Mascara, knapp 400 Kilometer westlich von der Hauptstadt Algier gelegen. Dort, so erzählt sie, könnten die Schüler erst einmal testen, für welche dritte Fremdsprache sie sich entscheiden. „Ich versuche, die Schüler dann für Deutsch zu begeistern“, sagt sie und fügt hinzu: „70 Prozent meiner Schüler studieren dann auch Deutsch an der Universität.“

„Interessen der Frauen müssen meist zurückstehen“

Abseits des Berufes ist Badra Djabour politisch engagiert. Das Interesse für Politik stammt von ihrem Vater - obwohl sie erst sieben Jahre alt war, als er starb. „Er hat viel hinterlassen, auch am Grundgesetz Algeriens mitgeschrieben“, sagt sie. Die 28-Jährige war selbst lange Mitglied der Regierungspartei FLN – hat die Partei aber inzwischen verlassen. Auch, weil sie als junge Frau dort nicht so wahrgenommen wurde, wie sie es sich gewünscht hätte. Trotz guter Ausbildung und Hochschultätigkeit habe sie immer in der hinteren Reihe bleiben müssen, weil die Alten – vor allem Männer – in der Partei den Takt vorgeben.

Die Benachteiligung von Frauen ist ein Problem, dass sich durch alle Bereiche der algerischen Gesellschaft zieht. „Vor dem Gesetz sind Mann und Frau zwar gleichgestellt“, sagt Badra Djabour. Tatsächlich sei es aber so, dass die Interessen der Frauen zumeist zurückstehen müssten, was schon in der Familie beginne, wenn die Brüder den Schwester vorgezogen würden. Bei ihr sei das nicht so gewesen. „Wir sind eine kultivierte, liberale Familie“, sagt sie. Ihre Mutter habe ihr immer Mut gemacht, was die Tochter mit Leistung gelohnt habe. „Sowohl in der Schule als auch an der Universität habe ich immer zu den Besten gezählt.“

Verbesserungen in den letzten Jahren

Doch Badra Djabour räumt ein, dass es in Sachen Frauenrechte in den letzten Jahren Verbesserungen gegeben habe. Überhaupt: Entgegen der häufig geäußerten Ansicht, der Arabische Frühling sei wirkungslos verpufft, sieht sie eine Verbesserung der Situation in den vergangenen Jahren. „Es gibt mehr Freiheit für die Menschen“, sagt sie. Die Demonstrationsfreiheit beispielsweise werde genutzt, um „ohne Gewalt für unsere Rechte zu kämpfen“.

Vielen jungen Algeriern reicht das aber noch nicht aus. Sie verlassen das Land in Richtung Europa. Badra Djabour hat zu diesem Thema im Rahmen ihres Studiums mehrere Interviews geführt. Tenor des Ganzen: Obwohl viele der Befragten einen guten Job und ein sicheres Auskommen gehabt hätten, äußerten sie den Wunsch, es in Europa „zu probieren“. Damit ein Brain Drain verhindert werden kann, muss also etwas geschehen. „Wir brauchen mehr Gerechtigkeit, bessere Entwicklungschancen, mehr Bildungsmöglichkeiten – nicht nur im universitären Bereich“, sagt sie.

Vielleicht Botschafterin in Deutschland?

Sich als Politikerin für all das einzusetzen, kann sich die 28-Jährige durchaus vorstellen. Schließlich erfährt sie ja gerade, wie es in der Politik zugeht. Andrea Nahles, so erzählt sie, sei inzwischen ein Vorbild für sie. „Mich hat beeindruckt, wie sie bei politischen Streitgesprächen auch bei noch so provokanten Fragen ruhig geblieben ist. Das zeigt auch ihre große Erfahrung als Abgeordnete und Ministerin“, findet Badra Djabour.

Doch am liebsten würde sie ihre eventuelle Zukunft in der Politik mit ihrer Liebe zu Deutschland zusammenbringen. Vielleicht als Botschafterin Algeriens in Deutschland? „Warum nicht“, sagt sie und lacht. (hau/19.09.2017)

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