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Jehuda Bacon: Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden.

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(Kunstreferat der Diözese Würzburg, Fotos: Thomas Obermeier)

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(Kunstreferat der Diözese Würzburg, Fotos: Thomas Obermeier)

27. Januar bis 28. Februar 2018

Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2018 zeigt der Deutsche Bundestag eine Ausstellung mit Werken des israelischen Künstlers Jehuda Bacon.

Bacon wurde 1929 in eine orthodoxe jüdische Familie in Mährisch Ostrau (heute Tschechien) geboren. 1942 wurde er mit seinen Eltern und einer Schwester in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert,später nach Auschwitz überführt. Bacon überlebte als Einziger von ihnen schwer typhuskrank. Noch im Lazarett begann er zu zeichnen: Porträts von Mithäftlingen und die Anlagen der Konzentrationslager, in denen er drei Jahre zu leben gezwungen war. Die Blätter wurden in den Auschwitzprozessen 1964 als Zeugnisse genutzt.

Nach seiner Genesung ging Jehuda Bacon nach Prag und begann dort wenig später ein Kunststudium. 1946 führte er dieses in Jerusalem fort, später studierte er auch in London und Paris. Ab 1959 arbeitete Bacon an der Bezalel Akademie als Professor für Radierung und Lithografie. Zu seinen berühmtesten Schülerinnen gehört Sigalit Landau. Nach 35 Jahren Lehrtätigkeit wurde er 1994 emeritiert. Der Künstler lebt und arbeitet seitdem als freischaffender Künstler in Jerusalem und kann derzeit auf ein Werk von mehr als 7.000 Zeichnungen, Gemälden und Druckgrafiken verweisen.

Die Ausstellung im Deutschen Bundestag, die dankenswerterweise durch Leihgaben aus den Kunstsammlungen der Diözese Würzburg realisiert werden konnte, versteht sich als kleine Hommage an einen großen Künstler, dessen Werk wie nur wenige andere Zeugnis von scheinbar unvereinbaren Polen ablegt: von Tod und Vernichtung – und von der Rückkehr ins Leben, das zu feiern er in der Kunst wie kein anderer versteht.

Bacons Werk hatte mit kargen Kohlezeichnungen: Porträts seiner Mithäftlinge im Konzentrationslager, begonnen. Schon bald aber wandelte sich seine künstlerische Handschrift und er schuf farbige Arbeiten, die mal zart, mal kraftvoll von fantastischen Wesen aus der Menschen- und Tierwelt bevölkert werden oder in Schwüngen den Rhythmen des Lebens nachspüren.Bacon, der ein tief religiöser und philosophisch gebildeter Künstler ist, verstand dies als bewusste Entscheidung, die nicht im Widerspruch zu den unerträglichen Leiden und Verbrechen während des Holocausts steht, sondern ihm gerade das Überleben, das Überwinden dieses Traumas ermöglicht hat.

Auf die Frage, was Kunst für ihn sei, antwortete er in einem Interview: „Die Möglichkeit, etwas zum Ausdruck zu bringen, das man sehr schwer mit Worten oder in anderer Weise zeigen kann. Kunst ist nicht das, was man beschreiben kann. Kunst ist etwas darüberhinaus. Ich vergleiche das mit der höchsten Liebe. Liebe ist auch so ein schrecklich abstraktes Wort – wie das Wort Gott. Beide werden furchtbar missbraucht. Denn in Wirklichkeit bedeutet Liebe und bedeutet Gott für jeden Menschen etwas ganz anderes.Kunst, Liebe, Gott, nur wenn man sehr bescheiden ist, oder es wenigstens zu sein versucht, dann sieht man, das ist etwas darüber hinaus und etwas, das alles vereinigt.“

Alle ausgestellten Arbeiten sind Leihgaben der Kunstsammlungen der Diözese Würzburg, Bestand Schenkung Jehuda Bacon, Jerusalem. Dank an den kommissarischen Leiter der Museen der Diözese, Herrn Michael Koller, und an den Direktor der Stiftung Kunstsammlung der Diözese, Herrn Dr. Jürgen Emmert.

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