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Parlament

Haushälter mit prominentem Namen: Cajus Caesar

Ein Mann mit weißen Haaren im Anzug

Cajus Caesar (CDU) (DBT/Melde)

Wenn er sich als Cajus Julius Cäsar vorstellt, halten das manchmal sogar Parteifreunde für einen Scherz: Wolfgang Schäuble (CDU) ließ sich zum Beweis einmal den Führerschein des CDU-Abgeordneten zeigen, der langjährige Europapolitiker Elmar Brok (CDU) antwortete sogar: „Angenehm, Napoleon Bonaparte“. Cajus Caesar sitzt in seinem Bundestagsbüro unweit des Kanzleramtes und lächelt fein, wenn er solche Anekdoten zum Besten gibt.

Raunen und Klatschen

Seinen kuriosen Namen trägt er mit Stolz. Schließlich ist er so etwas wie eine Familientradition. Auch Vater, Sohn und Enkel des in Rinteln geborenen Christdemokraten tragen den Namen des antiken römischen Feldherrn.

Mit einem Schmunzeln erinnert sich der 63-Jährige an die erste konstituierende Sitzung des Bundestages, an der er 1998 er als frisch gewählter Volksvertreter teilnahm: „Als mein Name aufgerufen wurde, ging ein Raunen durch den Saal und es wurde geklatscht“, sagt Caesar. „Wann hat man das schon – den Beifall von allen Fraktionen!“

Der Haushaltsausschuss – Ort der Gestaltung

16 Jahre ist das inzwischen her. Und in der Zeit, in der Caesar mit kurzen Unterbrechungen Mitglied des Bundestags war, hat er nicht nur wegen seines Namens für Aufmerksamkeit gesorgt, sondern auch als Umweltpolitiker sowie seit 2012 als Mitglied des Haushaltsausschusses überzeugt.

Für ihn ist dies der Ort im Parlament, an dem sich Politik am wirkungsvollsten gestalten lässt: „Im Fachausschuss kann ich noch so oft erklären, dass ich eine nachhaltige Forstwirtschaft fördern will – aber solange nicht Geld bereitgestellt wird kann zum Beispiel die Waldstrategie 2020 nicht umgesetzt werden. Im Haushaltsausschuss ist es dagegen möglich, auch als einzelnes Mitglied etwas zu bewegen.“ 

Zehn Millionen für nachhaltige Waldwirtschaft

Caesar spricht aus Erfahrung. In den aktuellen Haushaltsverhandlungen machte er sich für die Schaffung eines eigenen Titels für die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Etat des Ernährungs- und Landwirtschaftsministeriums stark.

Jährlich fünf Millionen Euro sollen nun etwa für die Erforschung klimaresistenten Saatguts sowie zur Förderung ertragsreicher wie ökologisch verträglicher Laub- und Nadelholzmischwälder bereitgestellt werden. Weitere fünf Millionen stehen für die internationale nachhaltige Waldwirtschaft bereit.  

Vom zarten Pflänzchen zum starken Baum

Ein Erfolg für den Mann, der selbst von Haus aus Förster ist: 1951 in einem Forsthaus geboren, ist ihm der Beruf quasi in die Wiege gelegt. Wie schon vor ihm Vater und Großvater arbeitet Caesar über 20 Jahre als Revierleiter. Dass er die Familientradition fortsetzt, stand nie außer Frage: „Ich fand es schon immer faszinierend, wie man durch waldbauliche Pflege die Entwicklung vom kleinen, zarten Pflänzchen zu einem starken, großer Baum beeinflussen kann“, sagt er.

Bereits im Alter von 16 Jahren kauft er sich von seinem ersten selbstverdienten Geld ein 2500 Quadratmeter großes Waldstück. Den Menschen im Kreis Lippe sagt man nach, sparsam, fleißig und geschäftstüchtig zu sein. So finanziert der angehende Forstwirt  seinen Besitz durch den Anbau von Weihnachtsbäumen.

Wirtschaft und Umweltschutz miteinander vereinbaren

Dass der Wald nicht nur Erholungsort und Lebensraum für Tiere und Pflanzen  ist, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, ist für Caesar selbstverständlich. „Forstwirtschaft und Holzindustrie haben hierzulande mehr Beschäftigte als die Automobilindustrie und einen Jahresumsatz von 182 Milliarden Euro“, rechnet der Abgeordneten vor.

Der Anspruch, Umweltschutz und Wirtschaft miteinander zu vereinbaren, zieht sich so auch wie ein roter Faden durch seine berufliche und politische Arbeit: „Gerade die nachhaltige Waldwirtschaft zeigt, dass beides kein Gegensatz sein muss: Holz ist ein umweltfreundlich erzeugter Rohstoff. Wer ihn erfände, würde sofort den Nobelpreis bekommen. Wir sollten ihn nutzen.“

Katalysator, Totholz und Wildblumen am Ackerrand

In den 1980er-Jahren, als „saurer Regen“ und „Waldsterben“ große Teile der Öffentlichkeit beschäftigen und die Grünen erste parlamentarische Erfolge feiern, gehört Caesar zu denen in der CDU, die sich für mehr Naturschutz einsetzen.

Als Fraktionschef und Vorsitzender des Umweltausschusses im Lippischen Kreistag wirbt er unter anderem für die Einführung von Katalysatoren und erarbeitet ein erstes Umweltprogramm für den Kreis. „Mir war es wichtig, Forst- und Landwirte durch Vertragsnaturschutz dafür zu gewinnen, dass sie zum Beispiel Ackerrandstreifen für Wildblumen oder Totholz im Wald stehenlassen.“

Kontaktfreudig und gut vernetzt

Um das Ökosystem Wald intakt zu halten, macht er sich damals wie heute gegen die Bodenversauerung stark: „Ich bin froh, dass es jetzt gelungen ist, eine Million Euro im Jahr für Schutzkalkungen bereitzustellen. Damit wirken wir dem weiteren Absinken des PH-Werts entgegen und sorgen dafür, dass die Schadstoffe nicht ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen“, erklärt Caesar.

Wenn der als kontaktfreudig und rührig geltende Haushaltspolitiker und Hauptberichterstatter für den Einzelplan Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann er beharrlich sein. Das kriegen auch Minister der eigenen Partei zu spüren: „Die Mittel für die nachhaltige Waldbewirtschaftung habe nur bekommen, weil sie anderswo gekürzt wurden“, sagt er mit spitzbübischem Lächeln. „Man muss eben gut vernetzt sein.“

Mehr Geld für den Hochwasserschutz

Der Wille zu gestalten sei sein Hauptmotiv gewesen, als er als junger Mann 1969 bei der CDU aktiv wurde, sagt er. Er scheint bis heute die Triebfeder zu sein: „Wenn etwa die Waldstrategie 2020 der Bundesregierung, die ich angeregt und mitgestaltet habe, steht und mit Leben gefüllt wird, dann freut man sich.“

Für die laufenden Haushaltsverhandlungen hat er sich noch einiges vorgenommen: „Ich möchte, das für den vorbeugenden Hochwasserschutz in den nächsten zehn, zwölf Jahren bis zu 100 Millionen Euro jährlich zweckgebunden bereitgestellt werden. Das klingt zunächst viel – ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass Bund und Länder im letzten Jahr für die Opfer des Hochwassers einen acht Milliarden Euro schweren Fluthilfe-Fonds eingerichtet haben.“ (sas/21.10.2014)

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