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Digitalisierung macht das bürgerschaftliche Engagement flexibler

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Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Bereich von Engagement und Ehrenamt beschäftigten den Untersuchungsausschuss. (picture-alliance)

Die Digitalisierung führt zu mehr Flexibilität im bürgerschaftlichen Engagement. In dieser Einschätzung waren sich die am Mittwoch, 18. Januar 2017, zu einer öffentlichen Sitzung des von Willi Brase (SPD) geleiteten Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagementgeladenen Experten einig. IT-Lösungen könnten das bürgerschaftliche Engagement stärken, indem sie für mehr Flexibilisierung der Arbeit sorgen und damit ein starkes gesellschaftliches Grundbedürfnis bedienen, sagte Dr. Mike Weber vom Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme.

Durch die Digitalisierung könnten die Organisationen ihre eigenen Abläufe optimieren, aber auch ganz neue Felder der Engagementarbeit erschließen, sagte Weber. „Die Digitalisierung bringt eine ganz neue Form des bürgerschaftlichen Engagements hervor“, so der Experte. Ihm sei wichtig festzustellen, dass das digitale Engagement genauso viel Anerkennung verdiene, wie andere Formen des Engagements.

„Digitales bürgerschaftliches Engagement nutzen“

Weber forderte zugleich mehr Unterstützung bei Startinvestitionen für die IT-Ausstattung der Organisationen, gemeinsame Softwarebausteine und die Qualifikation der Mitarbeiter. Dringend zu vermeiden sei eine Abhängigkeit von kommerziellen Plattformen. „Kommerzielle Plattformen sind keine öffentliche Basisinfrastruktur“, betonte er. Besser sei es, das starke digitale bürgerschaftliche Engagement zu nutzen – beispielsweise die Open Source Community.

Die Digitalisierung im bürgerschaftlichen Engagement werde von den Engagierten selbst getragen, sagte Carolin Silbernagl von betterplace.lab, einem sozial-digitalen Think Tank. „Die jungen Leute tragen ihre persönliche Digitalisierung dabei ins Feld“, sagte sie. Einhundert Prozent der 14 bis 19-Jährigen nutzten das Internet durchschnittlich vier Stunden am Tag.

„Oft fehlt das Know-how

Rund die Hälfte der Jugendlichen sei im Besitz eines Smartphones mit Internetflatrate. Digitale Lösungen, so Silbernagl, bräuchten aber auch Investitionen. Benötigt werde daher ein Förderrahmen für digitale Organisationsentwicklung. Wichtig vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit sei, dass Open Source für Code und Daten als Fördervoraussetzung betrachtet würden.

Unter dem Stichwort Qualifizierung verwies die Expertin auf die Problematik, dass es zwar zahlreiche kostenfreie Tools gebe, die die ehrenamtlichen Organisationen nutzen könnten, ihnen aber oftmals das Know-how dazu fehle. Problematisch sei auch die Investitionshürde. Eine App fordere einen langfristigen Finanzierungsbedarf, da sie nicht nur entwickelt, sondern auch gepflegt werden müsse.

„Stärkung der Anerkennungskultur“

Julian Fischer von der Plattform Wikimedia machte darauf aufmerksam, dass das digitale Ehrenamt noch ein sehr junges Phänomen sei. Der große Vorteil bestehe unter anderem darin, dass sehr schnell auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert werden könne, was sich bei der Flüchtlingshilfe gezeigt habe. Fischer ging auch auf die gestiegene Flexibilität ein. Freiwillige würden heutzutage selbstbestimmt und mit eigenen Zeitvorstellungen arbeiten, was durch die Digitalisierung möglich werde.

Den Abgeordneten wies der Wikipedia-Vertreter eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Anerkennungskultur zu. So könnten sie erfolgreiche Projekte öffentlich erwähnen und damit stärken. Gleichzeitig sprach sich Fischer für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen aus. Gerade in ländlichen Gebieten fehle es oft noch an schnellem Internet, kritisierte er. (hau/18.01.2017)

Liste der geladenen Sachverständigen

  • Julian Fischer, Wikimedia Deutschland e. V.
  • Carolin Silbernagl, betterplace lab
  • Dr. Mike Weber, Fraunhofer FOKUS, Kompetenzzentrum Öffentliche IT

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