Reaktorsicherheit

Fach­gespräch zum Jah­res­tag der Fuku­shima-Nuklear­katastrophe

Die Nuklearkatastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima am 11. März 2011 jährte sich zum siebten Mal. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter Vorsitz von Sylvia Kotting-Uhl (Bündnis 90/Die Grünen) nahm dies zum Anlass für ein öffentliches Fachgespräch am Mittwoch, 14. März 2018. Gesprächspartner der Abgeordneten war Dr. Stefan Thomas, Mitglied des Deutsch-Japanischen Kooperationsrates zur Energiewende (German Japanese Energy Transition Council, GJETC) und Abteilungsleiter für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik des Wuppertal-Instituts. Thomas vertrat in der Sitzung den verhinderten Prof. Dr. Peter Hennicke, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Japanischen Kooperationsrates.

Energiewende in Deutschland und Japan

Die deutsch-japanische Zusammenarbeit beim Thema Energiewende trägt erste Früchte. Stefan Thomas berichtete von der Arbeit des Rates und den Zukunftsaussichten der beiden Länder. Dabei stellte er Chancen und Herausforderungen beim Umstieg auf erneuerbare Energien für beide Länder dar. 

In dem 2016 begründeten Rat sitzen Vertreter beider Länder aus Wirtschaft und Wissenschaft. Ziel des Gremiums ist es, Japan und Deutschland zusammen zu Vorreitern beim Ausbau erneuerbarer Energien zu machen. Thomas berichtete, dass dabei die Aufmerksamkeit vor allem auf dem bilateralen Wissensaustausch liege. Für die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte fehle bisher die Finanzierung von Seiten der Politik.

Stadtwerke und Smart Buildings

Nach dem Super-GAU im Atomkraftwerk von Fukushima wurden in Japan die meisten Kernreaktoren vom Netz genommen. Laut Thomas wurde die Energieversorgung durch Kohlekraftwerke und erneuerbare Energien, insbesondere Fotovoltaik, garantiert. Der Wissenschaftler schätzte, dass in Japan künftig 80 bis 100 Prozent des Energiebedarfes durch regenerative Energien gedeckt werden könnten. Dafür sei die Dezentralisierung des Baus von Energieanlagen wichtig. 

Die Japaner interessierten sich insbesondere für das deutsche Modell der Stadtwerke. Aufgrund der verschiedenen Bedingungen im Süden und Norden des Landes seien lokale Regelungen notwendig, um die Stromgewinnung möglichst effektiv zu gestalten. Ziel müsse sein, auch den Ausbau von Windkraft voranzutreiben, schlug der Wissenschaftler vor.

Gerade im Bereich der Smart Buildings sieht Thomas Nachholbedarf in Deutschland, die Bundesrepublik könne hier von Japan lernen. Eine großflächige Entwicklung, wie sie in Japan schon vorhanden sei, fehle in Deutschland bisher, merkte er an. Aktuelle finde dazu ein Pilotprojekt in Speyer mit japanischer Technologie statt.  (fb/vom/15.03.2018)

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