Geschichte

19. Oktober 1918: Deutsches Reich will U-Boot-Krieg fortsetzen

Der U-Boot Krieg. Die durchschnittliche Monatsleistung im 1. Halbjahr 1918. Plakat 1918. Dr. Selle und Co. GmbH., Berlin, Grafiker: W. Möller, Louis Oppenheim)
SM Unterseeboot U 135.- Stapellauf 8. September 1917, außer Dienst gestellt 20. November 1918, an Großbritannien ausgeliefert, 1921 auf Grund gelaufen und verloren gegangen
Zum Kampf gegen den Bolschewismus. Plakate gegen den Bolschewismus an der Berliner russischen Botschaft. Ca. Januar 1919

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Propagandaplakat „Der U-Boot-Krieg. Die durchschnittliche Monatsleistung im ersten Halbjahr 1918“ der Dr. Selle und Co. GmbH Berlin von 1918 (Grafiker: W. Möller, Louis Oppenheim) (Bundesarchiv/W. Möller, Louis Oppenheim)

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Unterseeboot U 135 (Aufnahme von 1918), das am 8. September 1917 vom Stapel lief, am 20. November 1918 außer Dienst gestellt und dann an Großbritannien ausgeliefert wurde und 1921 auf Grund lief und verloren ging. (Bundesarchiv)

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Sowjetrussische Botschaft in Berlin mit Plakaten gegen den Bolschewismus (etwa Januar 1919) (Bundesarchiv)

Samstag, 19. Oktober 1918

Staatssekretär Wilhelm Solf legt dem Kriegskabinett einen nach den Instruktionen des Reichskanzlers verfassten Entwurf der deutschen Antwortnote an den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson vor. Einleitend äußert die deutsche Regierung darin die Erwartung, dass Wilson keine Forderungen gutheißen werde, „die die Ehre des deutschen Volkes preisgeben oder mit dem Gedanken des Rechtsfriedens unvereinbar sind“.

Des Weiteren erklärt sich das Deutsche Reich in dem Entwurf zum Verzicht auf die warnungslose Versenkung von Passagierschiffen bereit, will aber den U-Boot-Krieg nach den Grundsätzen des Kreuzerkriegs fortführen.

Verfehlungen beim Rückzug aus den besetzten Gebieten

In Bezug auf den Vorwurf deutscher Verfehlungen beim Rückzug aus den besetzten Gebieten wird vorgeschlagen, dass eine neutrale Kommission alle Beschuldigungen, die die Kriegsgegner wegen Völkerrechtsverletzungen gegeneinander erhöben, untersuchen soll. 

Zur deutschen Verfassungsfrage wird ausgeführt, dass die Demokratisierung der deutschen Verfassungsverhältnisse mit der Bildung der gegenwärtigen Regierung eingetreten sei und durch entsprechende Verfassungsänderungen abgesichert werde, die vom Willen und der inneren Überzeugung der großen Mehrheit des deutschen Volkes getragen werden: „Ein Rückfall wäre nur dann zu befürchten, wenn Deutschland sich dem Ausland zuliebe mit unaufrichtiger Eile eine Verfassungsform aufdrängen ließe, die seiner Eigenart und Geschichte nicht entspräche.“ Der Entwurf scheitert am Widerspruch der Mehrheit der dem Kriegskabinett angehörenden Staatssekretäre.

Verbot der Passagierschiff-Torpedierung beschlossen

Nachdem sich drei außenpolitische Sachverständige in einer Anhörung des Kriegskabinetts für die vollständige Aufgabe des U-Boot-Kriegs, auch in der Form des „klassischen Kreuzerkriegs“, ausgesprochen hatten, beschließt das Kriegskabinett in seiner Abendsitzung das unbedingte Verbot der Torpedierung von Passagierschiffen. 

Angesichts der Unmöglichkeit, Passagierschiffe von Handelsschiffen zuverlässig zu unterscheiden, bedeutet dieser Beschluss de facto die vollständige Einstellung des U-Boot-Kriegs, wie die Marineführung in ihrer ablehnenden Stellungnahme klarstellt.

Innenminister: Sowjetbotschaft entfernen

Der preußische Innenminister Wilhelm Drews fordert in einer Mitteilung an Reichskanzler Max von Baden, die Sowjetbotschaft aus Deutschland zu entfernen. Nur so könne dem „hetzerischen Treiben“ linksradikaler Kräfte in Deutschland Einhalt geboten werden.

Angesichts der hoffnungslosen militärischen Lage zweifelt die deutsche Bevölkerung am Sinn der neunten Kriegsanleihe. Die Reichsregierung sieht sich gezwungen, mit großen Zeitungsannoncen die Sicherheit der Verzinsung zu betonen. (ww/19.10.2018)

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