Heiko Maas: Stärkung Europas hat oberste Priorität
Das Auswärtige Amt soll nach Vorstellungen der Bundesregierung im kommenden Jahr über Ausgaben in Höhe von 5,57 Milliarden Euro verfügen können und damit über knapp 123 Millionen Euro mehr als im laufenden Haushaltsjahr. Größter Ausgabeposten im Einzelplan 05 bleibt dem Haushaltsentwurf (19/3400, 19/3401) zufolge das Kapitel „Sicherung von Frieden und Stabilität“, in dem unter anderem 1,5 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe vorgesehen sind.
Für die Pflege der kulturellen Beziehungen zum Ausland sind 959,5 Millionen Euro (2018: 956,7 Millionen Euro) vorgesehen. Die Leistungen an die Vereinten Nationen summieren sich auf 901,38 Millionen Euro (2018: 649,44 Millionen Euro). Für humanitäre Hilfe und Krisenprävention sind 1,8 Milliarden Euro (2018: 1,85 Milliarden Euro) eingeplant.
Minister: Prinzip des Multilateralismus fördern
Außenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete bei der ersten Beratung des Etats am Mittwoch, 12. September 2018, die Stärkung Europas angesichts der neuen Unsicherheiten im transatlantischen Verhältnis und angesichts der Krisen im Nahen Osten als oberste Priorität. „Die Antwort auf ‚America first‘, ‚Russia first‘ oder ‚China first‘ ist nicht ‚Europe first‘, sondern ‚Europe United‘.“
Die Vereinigten Staaten blieben der wichtigste Partner, aber in Fragen etwa der Handelspolitik und der Strafzölle müsse es darum gehen, eine einheitliche europäische Antwort zu geben. Maas kündigte zudem an, den zweijährigen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu nutzen, um das Prinzip des Multilateralismus in der internationalen Ordnung wieder stärker in den Vordergrund zu stellen.
AfD gegen Militärschlag bei Chemiewaffeneinsatz
Armin-Paulus-Hampel (AfD) warnte davor, eine Beteiligung der Bundeswehr an einem Militärschlag als Antwort auf einen möglichen Chemiewaffeneinsatz durch das syrische Regime in Erwähnung zu ziehen, wie das die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) und Verteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) öffentlich getan hätten. Ohne ein dazu ermächtigendes UN-Mandat wäre ein solcher Schritt ein Verfassungsbruch.
Ohnehin habe das Assad-Regime gar keinen Grund, zu solchen Mitteln zu greifen, weil die Aufständischen mit dem Rücken zu Wand stünden. „Sie müssen mal anerkennen, dass Herr Assad zusammen mit Russland auch wegen einer fehlgeleiteten westlichen Politik das Heft des Handelns in der Hand hat“, sagte Hampel.
CDU/CSU werter Platz im Sicherheitsrat als Erfolg
Dr. Johann David Wadephul (CDU/CSU) wertete die Wahl Deutschlands in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen „mit gutem Stimmergebnis“ als „Erfolg unserer Außenpolitik“ und Auftakterfolg des Außenministers. Es sei richtig, den Multilateralismus stärken zu wollen, nur gehöre dazu dann auch, sich ohne Wenn und Aber hinter das Nato-Ziel zu stellen, zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung aufzuwenden.
Die mittelfristigen Planungen entsprächen diesem Ziel aber nicht. „Wir erwarten, dass hier nachgebessert wird“, sagte Wadephul in Richtung des sozialdemokratischen Koalitionspartners.
FDP: Auswärtige Amt leidet unter Personalmangel
Michael Georg Link (FDP) beklagte, dass der Etat des Auswärtigen Amtes auf vielen Feldern hinter den steigenden Erwartungen an die Außenpolitik zurückfallen würde. Mittelfristig solle der Haushalt sogar sinken, mit dem Sitz im UN-Sicherheitsrat und dem deutschen EU-Ratsvorsitz im Jahr 2020 passe das nicht zusammen.
Das Auswärtige Amt leide bereits heute unter Personalmangel, Überlastung bei der Visabearbeitung und unter Mängeln in der Mittelbewirtschaftung. „Es ist höchste Zeit, in die Substanz des Auswärtigen Dienstes zu investieren.“
Linke: Bundeswehreinsatz in Syrien ist abenteuerlich
Dr. Gregor Gysi (Die Linke) bezeichnete die Überlegungen für einen Bundeswehreinsatz in Syrien „abenteuerlich“. Es bleibe zu hoffen, „dass die SPD zur Abwechslung einmal bei ihrem Nein bleibt, aber sie schwankt ja schon“.
Mit einem „Duckmäusertum“ gegenüber der US-Administration, Unlogik im Umgang mit Konflikten, einseitigen Sanktionen und rechtlich fragwürdig begründeten Militäreinsätzen untergrabe die Bundesregierung die außenpolitische Glaubwürdigkeit Deutschlands.
Grüne üben Kritik an zu wenig humanitärer Hilfe
Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte, dass Deutschland bereits im laufenden Haushaltsjahr bei der humanitären Hilfe ein Minus von 150 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr habe. „Wir brauchen hier eine Nachkorrektur.“
Zudem habe nach derzeitigen Planungen das Auswärtige Amt mittelfristig mit kräftigen Kürzungen zu rechnen. Damit stehe aber die Koalitionsankündigung infrage, wachsende Verteidigungsausgaben eins zu eins an wachsende Mittel für die Außen- und Entwicklungspolitik zu koppeln. „Sie biegen die Zahlen bis sie brechen.“ (ahe/12.09.2018)