Kolumne der Wehrbeauftragten - Dezember 2024
Liebe Soldatin, lieber Soldat,
„Bereit sein ist alles“ – mit diesem Slogan rückt die Reserve aktuell stark in die öffentliche Wahrnehmung. Auf Plakaten und in den sozialen Netzwerken geben Reservistinnen und Reservisten der neuen Imagekampagne ein eindrucksvolles Gesicht.
Es ist eine gelungene und wichtige Kampagne des Reservistenverbands, der damit wirkungsvoll unterstreicht, dass zur Neuaufstellung der Bundeswehr auch die Stärkung der Reserve gehört.
Bei meinen Truppenbesuchen treffe ich auf viele unserer Reservistinnen und Reservisten. Hochmotivierte Frauen und Männer, die sich neben ihren zivilen Berufen und Verpflichtungen freiwillig in den Dienst des Landes stellen.
Dafür haben sie meine Hochachtung.
Mit ihrem beeindruckenden Engagement sind sie bereit und tragen dazu bei, unsere Heimat zu schützen und bei Katastrophen schnell Hilfe zu leisten. Sie bilden damit einen unverzichtbaren Pfeiler der Bundeswehr.
Vor allem mit Blick auf die Landes- und Bündnisverteidigung ist eine motivierte, gut ausgebildete und in die Truppe integrierte Reserve erforderlich. Denn die Frauen und Männer der Reserve sichern im Ernstfall einen schnellen und bedarfsgerechten Aufwuchs unserer Streitkräfte und halten der aktiven Truppe den Rücken frei für Ausbildung und Einsatz.
Auch im alltäglichen Dienstbetrieb leistet die Reserve einen wichtigen Beitrag zur Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit. Die Verwendungen reichen von den Heimatschutzkompanien über die Kreis- und Bezirksverbindungskommandos bis hin zu den Spiegeldienstposten in den Einheiten.
Hinzu kommt, dass aktive Reservistinnen und Reservisten mit ihren Erfahrungen und Qualifikationen aus dem zivilen Leben die Fähigkeiten der Truppe nicht nur ergänzen, sondern auch verstärken – und sie wirken als wertvolle Multiplikatoren in der Gesellschaft.
Doch wie in der aktiven Truppe, besteht auch in der Reserve ein großer Mangel an Frauen. 2023 waren insgesamt 43.065 Reservistinnen und Reservisten beordert. Davon waren gerade einmal 3.246 Frauen.
Weiteren Optimierungsbedarf gibt es darüber hinaus bei den Dauerbrennern Material und Infrastruktur. Auch dort gilt es, die Bedarfe der Reserve stärker zu berücksichtigen.
Und um die optimale Voraussetzung für das Engagement in der Reserve zu erreichen, braucht es neben hochmotivierten, vollausgestatteten Reservistinnen und Reservisten auch eine verbesserte Kommunikation mit deren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern.
Kleine und mittelständische Unternehmen brauchen bessere Rahmenbedingungen und weniger Bürokratie für die Freistellung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur regelmäßig übende und fest eingeplante beorderte Reservistinnen und Reservisten führen zu einer modernen und schlagkräftigen Reserve.
Im Gegenzug braucht die Bundeswehr die Bereitschaft der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die Mitarbeitenden regelmäßig für Übungen freizustellen. Denn die Verteidigung unseres Landes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Und: Ohne Reserve geht es nicht.
Mit herzlichen Grüßen
Eva Högl,
Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages