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01.02.2019 1. Untersuchungsausschuss — Ausschuss — hib 126/2019

Zeugin nennt Amri „eher unauffällig“

Berlin: (hib/WID) Eine ehemalige Mitarbeiterin der Ausländerbehörde in Oberhausen hat dem 1. Untersuchungsausschuss („Breitscheidplatz“) detailliert von ihren Begegnungen mit dem späteren Attentäter Anis Amri im Herbst 2015 und Frühjahr 2016 berichtet. „Ich kann mir Gesichter ganz gut merken“, sagte die Zeugin Sabrina Bové in ihrer Vernehmung am Donnerstag. Amri sei aber wohl „eher unauffällig“ gewesen, „sonst hätte ich präzisere Erinnerungen an ihn“. Die heute 34-jährige Verwaltungsfachangestellte war von 2010 bis April 2018 im Oberhausener Ausländeramt beschäftigt, wo sie ausschließlich Asylfälle bearbeitete. Sie ist derzeit in der Personalabrechnung der Stadtverwaltung tätig.

Nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz, bei dem Amri im Dezember 2016 mit einem gekaperten Schwerlaster in eine Budengasse des Weihnachtsmarkts gerast war, sei ihr das Fahndungsfoto des Attentäters im Fernsehen bekannt vorgekommen, sagte die Zeugin. Zudem habe ein Kollege sie angesprochen, nachdem Medien berichtet hatten, dass im verlassenen Führerhaus des Tatfahrzeugs eine Bescheinigung der Ausländerbehörde in Kleve aufgefunden worden war: „Du hattest da doch mal jemanden, den hast du zum Kreis Kleve geschickt?“ Sie habe sich dann die Akte erneut vorgenommen und anhand des beigehefteten Fotos festgestellt: „Das ist er.“

Eingeprägt habe sich Amri ihrem Gedächtnis aber auch dadurch, dass sich die Sicherheitskonferenz im nordrhein-westfälischen Innenministerium im Frühjahr 2016 in mehreren Mails bei ihr nach dem Mann erkundigt habe: „Da wird man als Sachbearbeiter schon stutzig, wenn in diesem Fall nachgefragt wird.“ Darüber hinaus sei Amri einer jener Asylbewerber gewesen, denen sie habe nachweisen können, sich unter falschem Namen bei ihrer Behörde registriert zu haben.

Im November 2015 hatte Amri erstmals bei Sabrina Bové vorgesprochen und eine auf den Namen „Ahmed al Masri“ ausgestellte, bis zum Ende des Monats befristete „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“ (BüMA) vorgelegt. Am 5. Januar 2016 sei er wieder aufgetaucht, um das mittlerweile abgelaufene Papier verlängern zu lassen. Ein weiteres Mal wurde Amri am 29. März 2016 bei der Zeugin vorstellig, behauptete, seine BüMA verloren zu haben und ließ sich eine Ersatzbescheinigung ausstellen.

Am 18. Mai 2016 schließlich landete eine Strafanzeige der Berliner Polizei auf Bovés Schreibtisch, die den Anhaltspunkt für die Enttarnung des angeblichen „Ahmed al Masri“ lieferte. Das Dokument enthielt eine Liste von Alias-Namen. Davon ausgehend, berichtete die Zeugin, habe sie im Ausländerzentralregister recherchiert und festgestellt, dass ihr Klient, bevor er in Oberhausen auftauchte, unter dem Namen „Mohammed Hassan“ bereits dem Kreis Kleve zugewiesen worden war. Sie lud Amri vor und teilte ihm knapp mit, dass er sich Kleve zu melden habe: „Darauf war er nicht begeistert, das hat sich in der Mimik geäußert, und dann ist er halt raus.“

Die Ausländerbehörde habe damals an der Grenze der Belastbarkeit gearbeitet, erinnerte sich die Zeugin: „Die Flure waren voll. Wenn man zur Toilette wollte, musste man sich da richtig durchquetschen.“ Als verhängnisvoll hätten ihre Kollegen und sie die Entscheidung empfunden, Asylbewerber unregistriert und ohne Asylantrag auf die Kommunen zu verteilen, „damit die Erstaufnahmen leer werden“. Die dunkle Ahnung sei damals gewesen: „Irgendwann knallt's.“

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