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Forschung

Forscher begrüßen Ausbau der Infrastruktur

Experten begrüßen das Anliegen der Bundesregierung mit einem nationalen Roadmap-Prozess Forschungsinfrastrukturen weiter auszubauen. Das zeigte ein öffentliches Fachgespräch des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Mittwoch, 22. Juni 2016  unter Vorsitz von Patricia Lips (CDU/CSU). Die Roadmap soll laut Bundesregierung der Vorbereitung und forschungspolitischen Priorisierung von zukünftigen und langfristigen Investitionen in nationale und internationale wissenschaftliche Infrastrukturen mit deutscher Beteiligung dienen.

Ziel: Technologieentwicklung vorantreiben

Die Aufgaben von Forschungsinfrastrukturen fasste Rolf-Dieter Heuer von Deutschen Physikalischen Gesellschaft folgendermaßen zusammen: Es soll Forschung auf höchstem internationalen Niveau betrieben und Technologieentwicklung vorangetrieben werden, zudem sollen Wissenschaftler und Fachleute ausgebildet werden.

Heuer betonte den Zusammenhang zwischen Forschung und Innovation, den er als einen nutzbringenden Kreislauf („virtuous circle“) bezeichnete: Grundlagenforschung treibe Innovation voran, diese wiederum die angewandte Forschung, diese fördere Innovation und Industrieanwendungen und diese wiederum Grundlagenforschung.

Fehlinvestitionen sollen minimiert werden

Manfred Prenzel vom Wissenschaftsrat betonte, dass das Roadmap-Verfahren auf Grundlage einer wissenschaftlichen Bewertung darauf abziele, Fehlinvestitionen zu minimieren, aus wissenschaftlicher Sicht den Ressourceneinsatz mit Blick auf ein leistungsstarkes Wissenschaftssystem zu optimieren und sich international zu positionieren. Für das Roadmap-Verfahren forderte er unter anderem einen transparenten Verfahrensablauf. Mindestens mit der Ausschreibung einer Phase sollte bereits der Zeitpunkt der nächsten angekündigt sein.

Gute Forschungsinfrastrukturen seien das Rückgrat für jedes moderne Hightech-Land, betonte Helmut Dosch vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft. Es sei wichtig, die Grenzen des technisch Machbaren stets zu verschieben. Grundlagenforschung sei dafür unabdingbar, nur so könnten neues Wissen und Denkanstöße geschaffen werden.

Zusammenarbeit von Bund und Ländern

Auch Dorothee Dzwonnek von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) betonte, dass die Forschungsinfrastrukturen eine Schlüsselfrage seien, um eine neue Forschungsarchitektur zu entwerfen. Sie forderte unter anderem, dass Forschungsinfrastrukturen ein anerkanntes wissenschaftliches und technologisches Angebot bieten müssten und der Zugang über einen transparenten Auswahlprozess auf der Basis von wissenschaftlicher Qualität und Machbarkeit des Projekts geregelt werden sollte.

Bund und Länder sollten gemeinsamen Wege finden, um vermehrt wissenschaftliche Infrastrukturen an Hochschulen oder in eine gemeinsamer Trägerschaft von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen anzusiedeln, betonte Wilfried Juling von der Kommission für die Zukunft der Digitalen Information in Lehre und Forschung der Hochschulrektorenkonferenz.

Gleichzeitig bemängelte er, dass der Ausschluss der Übernahme von Betriebskosten, insbesondere Personalkosten, aus den Förderbedingungen, die Antragstellung von Hochschulen gegenüber den außeruniversitären Forschungseinrichtungen benachteilige, da letztere häufig über eine Personalstamm an Infrastrukturexperten verfügen würden, die für neue Projekte eingesetzt werden könnten.

Europäische Dimension unterstrichen

Mit Großgeräten betreibe man Agenda Setting, sagte Professor Karin Lochte vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Deshalb müsse man sich vorher darüber im Klaren sein, ob das Thema wirklich eine große langanhaltende gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz und Perspektive habe, schließlich seien große Personal- und Finanzmittel an solch ein Projekt gebunden.

Zudem betonte sie die europäische Dimension der Roadmap und sagte: „Großgeräte müssen international sein, der Zugang zu ihnen muss gewährleistet sein und nicht alle Großgeräte müssen in Deutschland stehen.“

Berichte und Stellungnahmen

Der Anhörung lagen mehrere Vorlagen zugrunde. Zum einen ging es um den Bericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Der Nationale Roadmap-Prozess für Forschungsinfrastrukturen – Investitionen für die Forschung von morgen“ (2016), zum anderen um den „Leitfaden zur Konzepterstellung für die Nationale Roadmap für Forschungsinfrastrukturen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“ und um die „Roadmap für Forschungsinfrastrukturen – Pilotprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“ (2013).

Darüber hinaus ging es um den „Strategy Report on Research Infrastructures“, Roadmap 2016, des European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI), um den Bericht der Europäischen Kommission über den gemeinschaftlichen Rechtsrahmen für ein Konsortium für eine europäische Forschungsinfrastruktur (ERIC) und um den Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) „The Impacts of Large Research Infrastructures on Economic Innovation and on Society: Case Studes at CERN, 2014“. (rol/22.06.2016)

Liste der geladenen Sachverständigen
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums, Deutsches Eletronen-Synchrotron DESY, Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, Hamburg
  • Dorothee Dzwonnek, Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Bonn
  • Prof. Dr. Rolf-Dieter Heuer, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V. (DPG), Bad Honnef
  • Prof. Dr. Wilfried Juling, Mitglied der Ständigen Kommission für die Zukunft der Digitalen Information in Lehre und Forschung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Karlsruher Institut für Technologie
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
  • Prof. Dr. Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrates (WR), Köln

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