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11.04.2016 Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung — Bericht — hib 198/2016

Vielen macht die Sommerzeit Probleme

Berlin: (hib/HLE) Die Sommerzeit macht vielen Menschen offenbar erheblich mehr Probleme als bisher vermutet. Es gebe vermehrt wissenschaftliche Hinweise darauf, „dass die Anpassung des Systems der biologischen Rhythmen des Menschen insbesondere an die Zeitumstellung im Frühjahr (die zum ,Verlust' einer Tagesstunde führt) sich nicht so einfach beziehungsweise so zügig vollzieht, wie noch vor wenigen Jahren angenommen worden war“, heißt es in dem Bericht (18/8000) des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenausschusses mit dem Titel „Bilanz der Sommerzeit“.

So gebe es Hinweise darauf, dass der Anpassungsprozess selbst binnen vier Wochen nach der Zeitumstellung möglicherweise nur unvollständig gelingen könne. Wörtlich heißt es: „Namentlich den sogenannten ,späten Chronotypen' - Personen, die von Natur aus morgens eher lange schlafen, dafür aber bis spät abends aktiv sind - scheint die Zeitumstellung im Frühjahr größere Anpassungsschwierigkeiten zu bereiten.“ Demgegenüber scheine die Zeitumstellung im Herbst nur geringe Anpassungsschwierigkeiten hervorzurufen.

Strom wird mit der Sommerzeit kaum eingespart. Wie es in dem Bericht heißt, hätten Modellsimulationen zum Stromverbrauch deutscher Haushalte nur geringfügige Verbrauchsminderungen von 0,8 Prozent ergeben. Hochgerechnet auf den nationalen Strom- beziehungsweise Endenergieverbrauch würden sich Einsparungen von 0,21 beziehungsweise 0,045 Prozent ergeben. Der derzeitige Kenntnisstand liefere keine belastbaren Hinweise darauf, „dass die Anwendung der Sommerzeit ernsthafte positive oder negative energetische, wirtschaftliche, oder gesundheitliche Effekte nach sich zieht“, heißt es im Resümee.

Der Bericht geht auch auf die rechtliche Situation ein. So könne die Sommerzeit nur im Wege einer Änderung der EU-Richtlinie 2000/84/EG verändert oder abgeschafft werden. Das hierfür erforderliche Gesetzgebungsverfahren könne auf vier verschiedenen Wegen in Gang gesetzt werden: 1. Auf Initiative der EU-Kommission, 2. Nach Aufforderung des Europäischen Parlaments, 3. Nach Aufforderung des EU-Rates und 4. Als Reaktion auf eine Europäische Bürgerinitiative. In dem Bericht wird es als unwahrscheinlich bezeichnet, dass es eine Initiative der EU-Kommission geben könnte, da die Regelungen zur Sommerzeit vollständig harmonisiert und auf unbefristete Zeit festgeschrieben seien. Auch nach Initiativen des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rates wäre die EU-Kommission aufgrund ihres Initiativmonopols nicht verpflichtet, einen Rechtssetzungsakt einzuleiten. Dies gelte auch für das Begehren einer Bürgerinitiative, für die eine Million Unterschriften notwendig seien. Die EU-Kommission könne die Initiative zurückweisen und wäre „aufgrund ihres Initiativmonopols lediglich dazu verpflichtet, ihre rechtlichen und politischen Schlussfolgerungen zu der Initiative sowie die Gründe für den Verzicht auf ein weiteres Vorgehen darzulegen“.

In dem Bericht werden Meinungsumfragen in Deutschland aufgeführt, wonach sich Haltung der Bundesbürger zur Sommerzeit stark verändert hat. 1988 hätten sich noch 58 Prozent der Befragten für die Sommerzeit ausgesprochen, die 1980 eingeführt worden war. 26 Prozent seien dagegen gewesen. 2015 habe sich bei verschiedenen Umfragen stets eine Mehrheit zwischen 56 und 73 Prozent gegen die Sommerzeit ausgesprochen. Als Begründung für die ablehnende Haltung seien in erster Linie gesundheitliche Probleme angeführt worden. Die Bundesregierung habe wiederholt und zuletzt am 4. November 2014 deutlich gemacht, dass sie „keinen Anlass sieht, sich auf europäischer Ebene für eine Abschaffung der Zeitumstellung einzusetzen“. Auch von keiner anderen Regierung eines EU-Landes sei eine Forderung nach Abschaffung der Sommerzeit bekannt.

Weltweit betrachtet verzichte die Mehrzahl der Staaten auf die Sommerzeit, heißt es in dem Bericht. Einige Staaten hätten sie wieder abgeschafft. Zum Beispiel habe Russland 2011 auf eine ganzjährige Sommerzeit umgestellt. Nach Kritik vieler Bürger, denen im Winter das Aufstehen Probleme bereitet hätte, habe Russland 2014 von der ganzjährigen Sommerzeit auf ganzjährige Normalzeit umgestellt.

Eine Umstellung auf eine ganzjährige Sommerzeit könnte nach den im Bericht geschilderten Untersuchungen für Deutschland zu größeren Energieeinsparungen führen. Simulationen hätten gezeigt, dass durch eine ganzjährige Sommerzeit die Stromeinsparungen der gewohnten Sommerzeit um weitere 50 Prozent auf insgesamt 1,2 Prozent (gegenüber der Situation ohne Sommerzeit) steigen könnten.

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