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Kultur und Geschichte

Eugen-Gerstenmaier-Platz in Berlin eingeweiht

Lammert benennt den Eugen-Gerstenmaier-Platz in Lichterfelde, hier mit Familienmitglieder der Familie Gerstenmaier

(DBT/Melde)

„Es ist schwer vorstellbar, dass es jemals einen Bundestagspräsidenten mit einer längeren Amtszeit in dieser Funktion geben wird“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert während der Einweihung des Eugen-Gerstenmaier-Platzes an der Kreuzung Enzianstraße und Hortensienstraße im Berliner Stadtteil Steglitz-Lichterfelde am Mittwoch, 10. November 2010. Der 1986 verstorbene CDU-Politiker Prof. Dr. Dr. Eugen Gerstenmaier hatte mehr als 14 Jahre das Amt des Bundestagspräsidenten innegehabt. Gerstenmaier war zudem Mitglied des Kreisauer Kreises in der Zeit des Nationalsozialismus gewesen und damals in Pläne zur Ermordung Adolf Hitlers eingeweiht, bevor er 1944 verhaftet wurde.

Lammert, der im Jahr 2006 mit einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister von Berlin selbst den Prozess der Namensgebung anlässlich des 100. Geburtstages Gerstenmaiers angestoßen hatte, betonte in seiner Ansprache, Gerstenmaier habe den Parlamentarismus entscheidend mitgeprägt und stehe in einer Reihe mit Eduard von Simson und Paul Löbe, die in ihrer jeweiligen Epoche der deutschen Geschichte als Parlamentspräsidenten die parlamentarische Entwicklung entscheidend weiterentwickelt hätten.

„Dem Bundeskanzler nicht täglich Freude bereitet“

Doch auch bezogen auf die Gegenwart wies Lammert auf einige Parallelen in der Situation des Parlaments hin. „Auch wenn er den Parlamentarismus in bemerkenswerter Weise geprägt hat, hat auch er damals schon dem Bundeskanzler nicht tägliche Freude bereitet“, sagte Lammert augenzwinkernd und bezog sich damit auf seine jüngst geäußerte öffentliche Kritik an manchen „Zumutungen“ im Gesetzgebungsverfahren.

Gleichzeitig spannte Lammert den Bogen zurück in eine Zeit, in der der am 25. März 1906 im württembergischen Kirchheim unter Teck geboreneGerstenmaier Repräsentant „eines anderen Deutschland“ gewesen sei. „In einer finsteren Zeit hat er sich mit verzweifelter Energie gegen die damaligen Entwicklungen geworfen“, betonte Lammert im Rückblick auf das damalige Mitglied (seit 1942) des so genannten Kreisauer Kreises.

„Mit Pistole und Taschenbibel“

In dieser bürgerlich-zivilen Widerstandsgruppe während der Zeit des Nationalsozialismus hatte Gerstenmaier zu jenen gehört, die in die Pläne der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg für ein Attentat auf Adolf Hitler eingeweiht waren.

Gerstenmaier hatte sich am 20. Juli 1944 „mit Pistole und Taschenbibel“ im Berliner Bendlerblock aufgehalten, um nach erfolgreichem Attentat den Umsturzversuch zu unterstützen, und war dort verhaftet worden.

CDU-Abgeordneter seit 1949

Durch seine geschickte Verteidigung gelang es ihm als Einzigem in dem Verfahren vor dem „Volksgerichtshof“, nicht zum Tode verurteilt zu werden. Gerstenmaier wurde am 11. Januar 1945 wegen der Nichtanzeige seiner Kenntnisse zu dem Attentat zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt.

Von den Alliierten befreit, engagierte sich Eugen Gerstenmaier bereits 1945 als Mitbegründer des Hilfswerks der Evangelischen Kirche Deutschlands. Seit 1949 gehörte er dem Bundestag als CDU-Abgeordneter an, vom 16. November 1954 bis zum 31. Januar 1969 war er Präsident des Deutschen Bundestages. Eugen Gerstenmaier starb am 13. März 1986.

„Zeichen unseres Respekts und unserer Bewunderung“

Lammert erinnerte daran, dass die Mitglieder des Kreisauer Kreises in unmittelbarer Umgebung des heutigen Eugen-Gerstenmaier-Platzes gewohnt hätten und dankte abschließend allen an der Entscheidung Beteiligten. „Dies ist ein schönes Zeichen unseres Respekts und unserer Bewunderung für große Deutsche, die demokratische Verdienste erworben haben, als es für parlamentarische Aktivitäten noch keinen Raum gab.“

Die Familie Gerstenmaier lebte damals in der Hortensienstraße in Steglitz-Lichterfelde. Ab November 1943, nachdem die Wohnung der Familie ausgebombt war, wohnte sie ebenso wie die Familie Moltke bei der Familie Yorck in der Hortensienstraße 50 unweit des jetzigen Eugen-Gerstenmaier-Platzes. (jmb)

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