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Jugend

Diskriminierung Homosexueller auf dem Schulhof

Die Kinderkommission informierte sich über den Umgang mit Homosexuellen an Schulen.

Die Kinderkommission informierte sich über den Umgang mit Homosexuellen an Schulen. (dpa)

„Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich anders bin“, sagt Christian Naumann am Mittwoch, 12. Juni 2013, in der öffentlichen Sitzung der Kinderkommission (Kiko) des Deutschen Bundestages. Christian Naumann ist schwul – wie rund zehn Prozent in Deutschland homosexuell sind. Die Kiko diskutierte mit Christian Naumann und anderen Sachverständigen über „Homophobie an Schulen“.

Denn auch in unserer heutigen, vermeintlich aufgeklärten Gesellschaft seien Schwule und Lesben häufig Diskriminierungen ausgesetzt. „Vor allem für Jugendliche auf dem Land ist es schwierig, ein Coming-Out zu haben“, sagt die Vorsitzende der Kinderkommission, Beate Walter-Rosenheimer (Bündnis 90/Die Grünen), in ihren einleitenden Worten. Denn noch immer werde das Anderssein nicht akzeptiert.

„Um gar keinen Preis auffallen“

„Ich ging jeden Morgen mit Angst in die Schule“, schildert Christian Naumann. Heute lebt er ganz offen mit seiner Homosexualität, engagiert sich für ein schwules Netzwerk in Nordrhein-Westfalen. Doch zu Schulzeiten war dies  anders. „Ich wollte nicht auffallen, um gar keinen Preis. Ich hatte Angst drangsaliert zu werden“, berichtet der 21-Jährige den Mitgliedern der Kinderkommission. Dann sagt er diesen Satz: „Selbstmord war ein Thema.“ Vor allen Dingen in der Schule, so Christian Naumann, fand er keinen Halt, im Unterricht wurde nicht aufgeklärt, Ansprechpersonen fehlten. Er fürchtete sich, keine Freunde zu haben, allein zu sein.

Irgendwann, später kam sein Coming Out, doch die Reaktionen seien unterschiedlich gewesen. „Oft wurde ich nur auf meine exotische Sexualität reduziert“, beklagt er und fordert: „Wir brauchen den Dialog in diesem Thema. Damit Klischees hinterfragt werden.“

Forderung nach mehr Dialog

Dies sieht auch Conny Kempe-Schälicke von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, so. „Je mehr Schüler über Homosexualität wissen, desto positiver ist die Einstellung dazu und desto sozialer das Verhalten.“ Deshalb müssen in ihren Augen an den Schulen konkrete Ansprechpartner benannt, die Sexualerziehung verbessert, die Sichtbarkeit erhöht und Partizipation ermöglicht werden.

Im Umgang mit Homosexualität müssten auch die Schulbücher auf den Prüfstand kommen, sagt Melanie Bittner. Die Wissenschaftlerin hat die Unterrichtsmaterialien auf ihr Weltbild untersucht und fand kaum sexuelle Vielfalt. „Die Schulbücher sind heteronormativ.“ Nur in Ausnahmen werde Homosexualität überhaupt erklärt.

Die Schere im Kopf

Für Marlene Rupprecht (SPD) ist Integration ein wichtiger Bestandteil. Dennoch dürfe man nicht bei jedem Wort, darüber nachdenken, ob es konform wäre. „Dann hat man nämlich längst die Schere im Kopf“, so die Abgeordnete.

„Ich hatte Glück, nicht als schwul erkannt zu werden“, so Cristian Naumann über die ersten Jahre seiner Schulzeit. Denn das Recht auf Selbstbestimmung der Sexualität werde in der Schule noch nicht gelebt. „Homophobie ist und bleibt ein Problem auf den Schulhöfen“, sagt er. Beate Walter-Rosenheimer wünscht sich deshalb zum Abschluss der öffentlichen Anhörung der Kinderkommission mehr Mut, sich gegen Diskriminierungen zur Wehr zu setzen. (ldi/12.06.2013)

Liste der geladenen Sachverständigen
  • Melanie Bittner,Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
  • Conny Kempe-Schälicke, Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
  • Christian Naumann, SchLAu NRW, Schwules Netzwerk Nordrhein-Westfalen e. V.
  • Dr. Verena Göppert, Deutscher Städtetag
  • Dr. Matthias Schilling, Universität Dortmund, Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik, Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund
  • Hedi Wegener, Bundesverband Kindertagespflege e. V.

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