Parlament

Wolfgang-Thierse-Porträt in Bun­des­tags­prä­si­den­ten-Gale­rie auf­ge­nommen

Ein Mann im Rollstuhl sitzt vor einem Wandgemälde, flankiert von zwei stehenden Männern.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mit Amtsvorgänger Wolfgang Thierse (links) und Künstler Johannes Heisig (rechts) vor Heisigs Thierse-Gemälde im Paul-Löbe-Haus (DBT/Melde)

Die zehn Porträts unterschiedlichster Stile, Formate und Größen, mal mit moderner Bildsprache, mal eher konservativ, mal mit opulentem, mal mit schlichtem Rahmen, sind so unterschiedlich wie es die Amtsträger selbst sind: In der Galerie der ehemaligen Bundestagspräsidenten in der Westhalle des Berliner Paul-Löbe-Hauses wurde nun das elfte Ölgemälde, das Porträt des früheren Bundestagspräsidenten Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) am Donnerstag, 18. Oktober 2018, eingeweiht.

Schäuble: Thierse verbindet viel mit Paul Löbe

Ein Mann im Rollstuhl sitzt vor einem Wandgemälde und spricht zu Zuhörern.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble spricht vor Heisigs Thierse-Gemälde im Paul-Löbe-Haus vor Gästen. (DBT/Melde)

In Anwesenheit von Thierse und des Künstlers Johannes Heisig sagte Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble in seiner kurzen Ansprache: „Es passt gut, dass das Porträt im Paul-Löbe-Haus hängt, denn mit ihm verbindet Herrn Thierse viel: Sie sind beide gebürtige Schlesier, Schriftsetzer und Sozialdemokraten und waren Präsidenten gesamtdeutscher Parlamente.“ 

Schäuble betonte, dass Thierse sich in seiner Amtszeit und darüber hinaus immer für eine differenzierte Sicht auf Ostdeutschland und seine Kunst eingesetzt habe. Dazu gehöre auch der Satz, dass Kunst aus der DDR nicht unbedingt DDR-Kunst sei.

Entstehungsgeschichten oft unbekannt

„Die meisten der Porträts der Galerie sind nach Ende der Präsidentschaft des jeweiligen Bundestagspräsidenten entstanden, manche auch erst posthum“, erzählt Kristina Volke, die die Galerie im Referat Kunst im Bundestag betreut. Insgesamt sei aber nur wenig über die Entstehungsgeschichte der Porträts aus Bonner Zeiten bekannt: „Die meisten Bilder wurden ab 1954 gelagert, einzeln ausgestellt oder auch ausgeliehen, aber ich konnte nicht herausfinden, ob der damalige Präsident den Künstler eventuell selbst aussuchen konnte“, erzählt sie.

Die Bundestagspräsidenten des vereinigten Deutschlands haben dieses Recht: Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin von 1988 bis 1998, entschied sich für den Maler und Bildhauer Lutz Friedel. Ihr Porträt wurde am 5. Juli 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Nun folgt Heisigs Porträt von Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident von 1998 bis 2005, der den Künstler selbst ausgewählt hatte und ihn im Sommer in dessen Atelier in der Ostprignitz getroffen hatte. „Wir hatten drei ganztägige Sitzungen und viele gemeinsame Gesprächsthemen während der Entstehung des Porträts“, sagte Thierse. 

„Ein Maler von großer Charakterisierungskunst“

Er sei, was das Ergebnis angehe, natürlich befangen, aber er halte Heisig „für einen Maler von großer Charakterisierungskunst und künstlerischer Raffinesse“. Der Künstler selbst sagte: „Es war eine Arbeit, die durch die persönlichen Bezüge sehr angenehm war.“ Es komme nicht oft vor, dass man dem Modell gegenüber so viel Sympathie verspüre, betonte er und dankte dem Bundestag dafür, dass er Künstlern noch abfordere, derartige Auftragsarbeiten zu erstellen.

Seit 2017 schmückt die Galerie die Westhalle des Paul-Löbe-Hauses. Allen ehemaligen Inhabern des zweithöchsten Staatsamtes in der Bundesrepublik wird dort mit einem gemalten Porträt erinnert. Auf Initiative des Kunstbeirates des Deutschen Bundestages und des damaligen Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert entstand die Galerie – parallel zu der nahegelegenen Kanzler-Galerie im gegenüberliegenden Bundeskanzleramt. Das neueste Porträt hängt an vorderster Stelle. So bleibt noch Platz für spätere Amtsinhaber. (lbr/18.10.2018)

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