Parlament

Meglen aus Nordmaze­do­nien hat den „anderen Blick auf die Demokratie“

IPS-Stipendiat Meglen Andreevski (links) und Abgeordnete Kordula Schulze-Asche im Gespräch.

IPS-Stipendiat Meglen Andreevski aus Skopje mit der Abgeordneten Kordula Schulz-Asche (Bündnis 90/die Grünen) (DBT/Gaertner/photothek.net)

Ein bisschen ungewohnt klingt er auch für ihn noch – der neue Name seines Heimatlandes. Meglen Andreevski kommt aus Skopje, der Hauptstadt von Nordmazedonien, wie die ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens seit Anfang des Jahres aufgrund eines mit Griechenland abgeschlossen Vertrages heißt. „Den alten Namen Mazedonien haben wir 25 Jahre gehabt. Das wird dauern, bis wir uns an den neuen gewöhnt haben“, sagt der 26-Jährige, der es dennoch gut findet, „dass diese Lösung im Namensstreit gefunden wurde“. 

Für ihn, sein Land und vor allem die Menschen in seiner Generation verbindet sich damit die Hoffnung auf eine künftige EU-Mitgliedschaft. „Wir sind uns bewusst, dass die einzig richtige Richtung für unser Land der Weg in die EU ist“, sagt der Politikwissenschaftler, der derzeit sein Praktikum im Rahmen des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) im Abgeordnetenbüro von Kordula Schulz-Asche (Bündnis 90/Die Grünen) absolviert.

Schulz-Asche macht Erfahrungen „aus erster Hand“

Die Grünen-Abgeordnete hat sich gefreut, mit Meglen Andreevski einen Stipendiaten aus Nordmazedonien in ihr Büro zu bekommen. „Da konnte ich ihn über die ganzen Hintergründe zu dem Namensstreit ausfragen“, sagt sie.

Ohnehin sei das der Vorteil des IPS für die Abgeordneten. „Wir können so aus erster Hand erfahren, wie das Leben für die junge Generation in ihren Ländern ist und wie sie die gesellschaftlichen Entwicklungen und die Entwicklung der Demokratie bei sich vor Ort einschätzen.“ Viel besser sei dies, als es nur aus der Zeitung zu erfahren.

Anderer Blick auf die Demokratie

Meglen Andreevski gibt da gern Auskunft. „Meine Generation hat einen anderen Blick auf die Demokratie als viele Vorgängergenerationen“, sagt er. Das habe auch mit dem Internet zu tun. „Wir sind gut informiert, nicht so leicht manipulierbar und besser ausgebildet.“ Allerdings: „Viele von uns sind Bildungsmigranten – gehen in andere Länder, um zu studieren und bleiben in vielen Fällen leider auch dort“, sagt der 26-Jährige.

Für ihn selbst steht fest: „Ich will meinem Land helfen.“ Dazu will er aber noch eine paar Jahre im Ausland bleiben, „um noch mehr Wissen und Erfahrungen zu sammeln“. Auslandserfahrungen hat auch Kordula Schulz-Asche reichlich gesammelt. Zwölf Jahre lebte und arbeitete sie in Afrika. „Ich bin gelernte Gesundheitspflegekraft und habe später Kommunikationswissenschaften studiert“, erzählt die Parlamentarierin. „Dann habe ich das miteinander verbunden und war in der Gesundheitsaufklärung aktiv – unter anderem in Burkina Faso.“

Ein schönes Gefühl sei es gewesen, zu erleben, dass die Menschen in den Gesprächen begreifen, wie sie Krankheiten vermeiden können. „Es ist Unsinn, dass in Afrika alle nur an die alten Mythen glauben. Durch eine gute Ansprache, auch durch gute Radiosendungen, kann man ganz viele erreichen und erfolgreiche Aufklärungsarbeit leisten“, ist sie überzeugt.

In Nürnberg „erst Fränkisch und dann Deutsch gelernt“

Im Bundestag engagiert sie sich stark in der Gesundheitspolitik – ein Thema, das Meglen Andreevski spannend findet, gerade weil er damit noch nicht allzu viel zu tun hatte. 2016 hat er an der Universität Nürnberg/Erlangen seinen Bachelor in Politikwissenschaften gemacht, wo er vor Kurzem auch seinen Masterstudiengang abgeschlossen hat.

Mit Nürnberg verbindet ihn ohnehin eine ganze Menge. Schließlich landete er dort als 18-Jähriger, der zwei Tage vorher sein Abitur gemacht hatte. Sein Vater Sergej hatte in Nürnberg als bildender Künstler sein erstes Auslandsstipendium. Von den dabei geschlossenen Kontakten zehrte später sein Sohn. „Bei einer mit ihm bekannten Künstlerin bin ich untergekommen. Und bei einem Bildhauer – ebenfalls ein Freund meines Vaters – habe ich erst Fränkisch und dann Deutsch gelernt“, erzählt er.

Inzwischen spricht er perfekt Deutsch, was ja auch eine der Voraussetzungen für die Teilnahme am IPS ist. Von dem Programm ist er begeistert. „Das IPS gibt einen einzigartigen Einblick in das Herz der Demokratie. Es ist ein Privileg, daran teilnehmen zu dürfen“, sagt Andreevski.

„Ein Europa, das wirklich zusammengewachsen ist“

Kordula Schulz-Asche gibt das Lob gern zurück. „Die Stipendiaten sind Menschen, bei denen man merkt, dass es über die Länder verteilt einen sehr großen Kulturkreis gibt, der ähnlich tickt, wo Menschenrechte, Kultur, Entwicklung und Wissenschaft eine große Rolle spielen“, sagt sie.

„Das sind für mich Entdeckungsreisen in ein Europa, das wirklich zusammengewachsen ist.“ (hau/01.07.2019)

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