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16.12.2020 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung — Anhörung — hib 1395/2020

Unterstützung für Städtewachstum in Afrika gefordert

Berlin: (hib/JOH) Um das massive Städtewachstum in Afrika zu gestalten und die Versorgung der städtischen Bevölkerung zu sichern, bedarf es nach Ansicht von Experten neuer Finanzierungsquellen, einer engen Kooperation mit lokalen Akteuren sowie passgenauer, integrierter Handlungsansätze. Bis 2050 werde ein Anstieg des Verstädterungsgrads in Afrika auf durchschnittlich 60 Prozent prognostiziert, was einer Stadtbevölkerung von insgesamt 1,5 Milliarden Menschen entspräche, betonte der Geograf Rainer Rothfuß am Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Vor diesem Hintergrund sei eine Unterstützung der Verwaltungen durch vorausschauende stadtplanerische Expertise von besonderer Bedeutung. Aber auch die ländliche Entwicklung müsse eine neue Dynamik bekommen, etwa durch Landbesitzreformen und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Martin Dirr von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) legte wie zahlreiche andere Experten das Augenmerk auf die informellen Siedlungen und Sektoren, die das das Bevölkerungswachstum vielfach abfangen würden und eine große Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung und Jobs hätten. Es helfe nicht, die Siedlungen der Armen abzureißen und neue Wohnungen zu bauen, urteilte Dirr. Es brauche integrierte Konzepte sowie nachhaltige und tragfähige Finanzierungskonzepte und effizientere Strukturen in den kommunalen Verwaltungen.

„Informalität macht einen Großteil der Städte in Afrika aus“, stellte auch die Städtebauexpertin Astrid Ley (Universität Stuttgart) klar. Es gehe um die strategische Intervention in bestehende Prozesse, beispielsweise die schrittweise Aufwertung informeller Siedlungen, statt diese abzureißen und neu zu bauen. Ley nannte die Urbanisierung in Afrika außerdem „nicht per se einen schädlichen Prozess“. Es bestünden viele Möglichkeiten, die Entwicklung zu gestalten, insbesondere durch die Förderung der kleinen und mittleren Städte, die den Druck in den Megacities in Teilen abschwächen könnten. Ähnlich äußerte sich der Berliner Stadtplaner Thomas Stellmach. Er sprach außerdem von einem „riesigen Potenzial“ für private Investoren.

Im zweiten Teil der Anhörung berichteten Bürgermeister und Stadtplaner aus Afrika von ihren Erfahrungen und Möglichkeiten der Unterstützung. Yvonne Aki-Sawyerr, Bürgermeisterin von Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, sprach von einem großen informellen Sektor in der Stadt und einer „ chaotischen Entwicklung“ . Die Kommunen könnten ihre Aufgaben oft nicht erfüllen, weil es an Geld, Personal und klaren Verantwortlichkeiten fehle. So obliege die Landnutzungsplanung sowie die Vergabe von Baugenehmigungen der Zentralregierung.

Auch der Gründungsdirektor des African Centre for Cities (ACC) im südafrikanischen Kapstadt, Edgar Pieterse, beklagte, dass existierende Institutionen, wie Stadtplanungsinstitute an Universitäten, von vielen afrikanischen Regierungen nicht unterstützt würden. So gebe es wegen mangelnder Finanzierung kaum die Möglichkeit zur Zusammenarbeit, die Zivilgesellschaft würde nicht einbezogen. „Für eine nachhaltige inklusive Stadtentwicklung brauchen wir Wirtschaftswachstum und transparente und inklusivere Prozesse“, betonte Pieterse.

François Menguelé von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kairo sprach von „menschenzentrierten Prozessen. Die Behörden sollten das nicht allein machen“ Für eine nachhaltige Stadtentwicklung müssten relevante Fachleute und lokale Akteure zusammenkommen. Menguelé verwies auf den Dialog der GIZ mit Bewohnern informeller Siedlungen in Kairo, der auf großes Interesse gestoßen sei.

Nach Ansicht von Marie Huchzermeyer von der Witwatersrand University in Johannesburg (Südafrika) sollte darüber hinaus die Ausbildung für Stadtplaner reformiert werden. Bei der Aufwertung informeller Siedlungen sollte berücksichtigt werden, „wie die Menschen sich selbst entwickeln wollen“. Es brauche individuelle statt konventionelle Ansätze.

Mit Blick auf China, das seit vielen Jahren äußerst aktiv ist auf dem afrikanischen Kontinent und dort etwa Infrastrukturprojekte realisiert, mahnten viele Experten einen Austausch an. Es brauche trilaterale Gespräche, in denen man diskutieren und von den Erfahrungen des anderen profitieren könne, sagte Huchzermeyer. Auch Edgar Pieterse betonte, China habe seine Strategie in Afrika in den vergangenen Jahren angepasst und auf lokale Kritik reagiert. Für Deutschland und die Europäer bestehe die Chance, in Afrika zusammenzuarbeiten.

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