+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

17.04.2013 Ausschuss für Gesundheit (Anhörung) — hib 210/2013

Experten: Cannabis, Crystal und Legal Highs erfordern unterschiedliche Maßnahmen

Berlin: (hib/SKE) Das richtige Vorgehen gegen Cannabis, Crystal Meth und sogenannte Legal Highs beschäftigte den Ausschuss für Gesundheit am Mittwochnachmittag. Die SPD hatte in einem Antrag (17/10646) ein schärferes Vorgehen gegen neue synthetische Drogen gefordert, Bündnis 90/Die Grünen plädierten in ihrem Antrag (17/9948) dafür, den Eigengebrauch von Cannabis straffrei zu stellen.

Der Einzelsachverständige Lutz Preisler sagte, im vergangenen Jahr hätten die Fahnder im deutsch-tschechischen Grenzgebiet in weit mehr als 3000 Fällen Methamphetamine sichergestellt. Die Funde beliefen sich auf mehr als 75 Kilo. Gemessen an der gefundenen Menge im Vorjahr sei das eine Steigerung um mehr als 80 Prozent. Allerdings sei Crystal Meth kein Drogenproblem, was sich auf die Grenzregion beschränke. Immer mehr Konsumenten fänden sich auch in anderen Bundesländern. Auch würden Fahnder an Flughäfen Methamphetamine aus Iran, Mexiko und Westafrika sicherstellen. „Es wird tonnenweise produziert in allen möglichen Regionen dieser Welt.“ Gesetzgeberischen Handlungsbedarf sah er bei der Beschränkung der Grundstoffe. Crystal Meth werde aus frei käuflichen Medikamenten hergestellt. Tschechien habe den Kauf der Stoffe eingeschränkt, seitdem habe sich der Kauf zunächst nach Deutschland, inzwischen aber zunehmend nach Polen verlagert. Auch sollte die Zusammenarbeit mit Fahndern anderer Länder weiter vereinfacht werden.

Staatsanwalt Jörn Patzak, ebenfalls als Einzelsachverständiger eingeladen, erklärte die gestiegene Wirksamkeit von Cannabis in den vergangenen Jahrzehnten. „Wir haben nicht mehr das Marihuana von vor 20 Jahren“, sagte er. Die Pflanzen seien inzwischen so hochgezüchtet, dass aus ihnen sehr viel wirkungsvollere Drogen produziert werden könnten. „Das bauen sie mit teurem Equipment an, das bauen sie mit teuren Pflanzen an.“ Deswegen bräuchten die Hersteller Geld und müssten die Produkte weiterverkaufen. Kaum einer baue Cannabis nur zum Eigenbedarf an, wie es die Grünen in ihrem Antrag darstellten. Professor Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) betonte, dass bei regelmäßigem Cannabis-Konsum die Gesundheitsrisiken hoch seien, insbesondere für Menschen, die sehr jung damit angefangen hätten. Zu den Risiken zählte er etwa Kontrollverlust, anhaltende Konzentrationsschwierigkeiten und ein hohes Risiko, Psychosen zu entwickeln.

Bernd Werse vom Centre for drug research kritisierte die Vermischung von Problemen mit Cannabis, Crystal Meth und Legal Highs in einer Anhörung. Legal Highs würden vor allem von regelmäßigen Kiffern und sehr experimentierfreudigen Drogenkonsumenten genutzt. Sie würden aus unterschiedlichen Substanzen hauptsächlich in China gemischt und in Europa fertig produziert. Im Gegensatz dazu sei Crystal Meth illegal und ehemals eine Partydroge.

Der Einzelsachverständige Ethan Nadelmann bestätigte, dass Cannabis unter bestimmten Umständen abhängig machen könne. Allerdings sei seines Wissens noch nie jemand an einer Überdosis Cannabis gestorben. Würde der Gesetzgeber Nutzer dieser Droge entkriminalisieren, werde das nicht automatisch dazu führen, dass es mehr Konsumenten gebe, zeigte sich Nadelmann sicher.

Der Fachverband Drogen- und Suchthilfe teilte in seiner schriftlichen Stellungnahme mit, das Cannabis-Verbot zeige keine eindeutigen positiven Effekte. Es biete sich an, es in Hinblick auf eine neue Cannabis-Politik zu überprüfen. Der Verband sprach sich aber für eine Konsumerlaubnis erst ab 21 Jahren sowie für eine Einschränkung des Angebots und des Verkaufs und der Werbung für Cannabis-Produkte aus.

Marginalspalte