Entspannung der Finanzstabilitätslage
Berlin: (hib/HLE) Die Finanzstabilitätslage in Deutschland hat sich im letzten Jahr entspannt. Dies berichtet der Ausschuss für Finanzstabilität in seinem ersten von der Bundesregierung als Unterrichtung (18/1795) vorgelegten Bericht. Zur Entspannung auf den Finanzmärkten habe auch „die sich aufhellende konjunkturelle Entwicklung“ beigetragen. Es gebe aber eine ganze Reihe von Risiken, unter anderem aufgrund von Forderungen gegenüber Schuldnern aus von der Finanzkrise besonders betroffenen Ländern.
So heißt es in dem Bericht, dass die Forderungen deutscher Banken gegenüber Schuldnern in Griechenland, Irland, Portugal, Zypern, Spanien und Italien zwar um 28 Milliarden Euro gesunken seien, aber mit 221 Milliarden Euro immer noch 53 Prozent des bilanziellen Eigenkapitals ausmachen würden. Die Forderungen deutscher Versicherer gegenüber Schuldnern in diesen Ländern würden 136 Milliarden Euro betragen. Als Risiken für das deutsche Bankensystem wurden zudem mehrere Bereiche markiert, in denen nach Angaben des Ausschusses „Marktübertreibungen“ vorausgegangen seien. Genannt wurden Engagements in Schiffskrediten, ausländischen Gewerbeimmobilien sowie in bestimmten ausfallgefährdeten Verbriefungen. Die Immobilienpreise in Deutschland seien zwar gestiegen, würden aber bisher keine „destabilisierende Dynamik“ aufweisen.
Zur Situation der Lebensversicherungen in Deutschland heißt es, „dass die möglichen Belastungen des gegenwärtigen Niedrigzinsumfeldes mit Blick auf die Finanzstabilität noch tragbar erscheinen“. Es wurden mehrere Risikoszenarien für einen Zeitraum bis 2023 erstellt. „Im verschärften Stressszenario, das eine Verschärfung des Niedrigzinsumfeldes im gesamten Kapitalmarkt simuliert, würden mehr als ein Drittel der betrachteten Unternehmen die Eigenmittelanforderungen nach Solvency I nicht mehr erfüllen“, heißt es in dem Bericht. Aber auch im „milden“ Stressszenario würden zwölf Lebensversicherer mit einem Marktanteil von rund 14 Prozent die Eigenmittelanforderungen unterschreiten.
Eine Sondersituation gibt es offenbar bei den Bausparkassen. Viele Tarife würden noch eine hohe Verzinsung aufweisen. Viele Bausparer würden daher auf Zuteilung ihrer Verträge und die Inanspruchnahme eines relativ hoch verzinsten Bauspardarlehens verzichten und auf niedriger verzinste Immobilienkredite ausweichen. Bausparer mit Altverträgen würden auf Auszahlung ihres über Marktniveau verzinsten Guthabens verzichten. Bei einer länger anhaltenden Niedrigzinsphase würden Bausparkassen „dauerhaft erheblichen Ertragsrisiken“ ausgesetzt sein, stellt der Ausschuss fest.
Deutscher Bundestag, Parlamentsnachrichten
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