Expertenlob für Cochrane Zentrum
Berlin: (hib/PK) Experten sehen in der Grundlagenarbeit des Deutschen Cochrane Zentrums (DCZ) für evidenzbasierte Medizin eine zentrale Aufgabe zur Stärkung auch des deutschen Gesundheitswesens. So wachse der Bedarf an international gesammelten, aktualisierten und verständlich aufbereiteten medizinischen Erkenntnissen, erklärten Sachverständige am Mittwoch bei einem Expertengespräch im Gesundheitsausschuss des Bundestages.
Der evidenzbasierten Medizin werde eine steigende Bedeutung zugemessen, etwa was den internationalen Wissenstransfer und die Methoden-Anpassung angehe, erklärten die Fachleute unter Hinweis auf Umfragen in Fachkreisen. In Deutschland gebe es hier teilweise noch Aufholbedarf. Zur Erarbeitung der Leitlinien in der Gesundheitspolitik und der Gesetzgebung komme dieser Form der Grundlagenforschung in Deutschland eine sehr aktuelle Bedeutung zu, hieß es.
Die 1993 in Großbritannien gegründete Cochrane Collaboration ist benannt nach Archibald Leman Cochrane (1909-1988), einem Epidemiologen, der als Begründer der evidenzbasierten Medizin gilt. Die internationale Organisation vereinigt Forscher, Ärzte und Methodiker, die sich zur Aufgabe gemacht haben, medizinische Informationen systematisch und aktualisiert zusammenzutragen, in Dossiers (systematic reviews) zu bündeln und zu veröffentlichen.
Daraus resultieren auch konkrete Empfehlungen für medizinische Therapien. Die Übersichtsarbeiten werden in einer Datenbank gesammelt und bieten eine wissenschaftlich fundierte Informationsgrundlage für den aktuellen Stand in der klinischen Forschung. Das deutsche Cochrane Zentrum mit Sitz in Freiburg im Breisgau nahm 1999 seine Arbeit auf.
Finanziert und gefördert werden die gemeinnützigen Cochrane Zentren von Behörden, Universitäten, wissenschaftlichen Fonds, Stiftungen oder durch private Spender. DCZ-Direktor Gerd Antes wies im Ausschuss auf die „wackelige Finanzierung“ seiner Institution hin, die unter kurzfristigen Verträgen und einem Mangel an Personal leide. Es bestehe zudem „ein völliges Annahmeverbot von Industriemitteln“, egal für welchen Zweck und aus welcher Quelle. Das mache die Organisation einerseits finanziell „extrem verwundbar“, präge aber auch ihren guten Ruf. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit und Integrität der Einrichtung gehe zwar einher mit einem Mangel an Mitteln. Er betonte aber auch: „Wir sind extrem klein, extrem wendig und deswegen immer nah dran an den Themen.“
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