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14.04.2016 3. Untersuchungsausschuss (NSU) — Ausschuss — hib 215/2016

Verwunderung über schnellen Informationsfluss

Berlin (HIB/rik) Im 3. Untersuchungsausschuss (NSU II) hat es für Verwunderung gesorgt, wie schnell die Kriminalpolizei in Zwickau am Vormittag des 4. November 2011 über den Banküberfall in Eisenach informiert wurde, der zur Enttarnung der rechtsradikalen Terror-Zelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ führte. Kriminalhauptkommissar Christian Leucht gab als erster Zeuge des Tages vor den Ausschussmitgliedern an, bereits kurz nach zehn Uhr einen Anruf von der Kripo in Eisenach erhalten zu haben, in dem er über den Überfall der Sparkassen-Filiale informiert wurde. Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hatten die Bank am Nordplatz gegen 9:15 Uhr überfallen und waren anschließend mit einer Beute von rund 72.000 Euro auf Fahrrädern zu einem angemieteten Wohnmobil geflüchtet. Mit ihm fuhren sie dann in die Anliegerstraße Am Schafrain im Stadtteil Stregda und nahmen sich dort nach der Entdeckung durch die Polizei am Mittag das Leben.

Der als Zeuge gehörte Kriminalbeamte Leucht hatte in Zwickau seit 2002 die Ermittlungen zu der Serie von Banküberfällen geführt, bei denen sich nach der Enttarnung des NSU herausstellte, dass sie von Böhnhardt und Mundlos begangen worden waren. Nach dem zunächst letzten Überfall einer Sparkasse im Januar 2007 in Stralsund hatte es am 7. September 2011 erneut einen Überfall auf eine Sparkassenfiliale im thüringischen Arnstadt gegeben. „Mir war sofort klar, das sind unsere Leute“, sagte Leucht gestern dazu vor dem Ausschuss. So habe es wie bei früheren Überfällen Hinweis auf die Benutzung von Fahrrädern gegeben und zudem sei von einem Linkshänder berichtet worden. Da die Täter nach dem Überfall in Arnstadt erneut nicht gefasst werden konnten, habe er danach seine Kollegen in Thüringen gebeten, ihn bei einem erneuten Überfall dieser Art sofort zu informieren. Das sei dann am Vormittag des 4. November 2011 geschehen. Der Ausschuss-Vorsitzende Clemens Binninger (CDU) nannte dieses Vorgehen „geradezu hellsichtig“, da sich bald herausstellte, dass Böhnhardt und Mundlos zusammen mit Beate Zschäpe in Zwickau gewohnt hatten, wo die einzige Überlebende des Trios dann am Nachmittag des gleichen Tages mutmaßlich die gemeinsame Wohnung in Brand setzte. Leucht betonte, dass Böhnhardt und Mundlos bei ihren Banküberfällen sehr aggressiv vorgegangen seien, aber so gut wie keine verwertbare Spuren hinterlassen hätten. Das habe die Aufklärung der Taten sehr erschwert. „Sie waren Täter mit großer Aggressivität, aber auch großer Professionalität“, sagte Leucht.

Im Anschluss sagte Kriminaloberkommissar Michael Lotz aus, der am 4. November 2011 als erster Polizeibeamter das ausgebrannte Wohnmobil in Augenschein genommen hatte. Schon bei dem Brand des Wagens habe er gedacht, dass es im Inneren kaum Überlebende geben könne, da die Rauchentwicklung sehr stark gewesen sei. Als schließlich mit Hilfe der Feuerwehr die Tür des Wohnmobils geöffnet worden sei, bot sich ihm ein Bild des Grauens. In dem ausgebrannten Innenraum lagen die Leichen von Böhnhardt und Mundlos, deren Köpfe durch Schüsse völlig zerstört gewesen seien. Sowohl nach Entdeckung der Leichen als auch früher habe es keine Anzeichen dafür gegeben, dass sich vor dem Doppelselbstmord noch eine dritte Person im oder an dem Wohnmobil aufgehalten haben könnte. Als schließlich am Nachmittag bekannt wurde, dass in dem Wagen die Dienstwaffe der 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter lag, habe der Fall plötzlich „eine völlig neue Dimension bekommen“. Leider habe sich nicht vermeiden lassen, dass durch das Löschwasser der Feuerwehr auch Beweismittel in Mitleidenschaft gezogen worden seien.

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