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20.10.2016 Kultur und Medien — Anhörung — hib 612/2016

Plädoyer für den Erhalt des Filmerbes

Berlin: (hib/DOK) Filmwissenschaftler, Produzenten und Archivare fordern eine Aufstockung der finanziellen Mittel zur Digitalisierung und Rettung des deutschen Filmerbes. „Lasst uns mit dem Anfangen anfangen“, fasste Rainer Rother, Direktor der Stiftung Kinemathek, die Appelle der Sachverständigen in einer öffentlichen Anhörung des Kulturausschusses über den Antrag der Fraktion die Linke „Nachhaltige Bewahrung, Sicherung und Zugänglichkeit des deutschen Filmerbes gewährleisten“ (18/8888) zusammen.

Das von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) als „Jahrhunderaufgabe“ bezeichnete Unterfangen kostet nach dem Gutachten „Ermittlung des Finanzbedarfs zum Erhalt des Filmischen Erbes“ der Wirtschaftsprüfer von PWC 473,9 Millionen Euro. Um diese Kosten zu schultern, diskutieren Bundesregierung, Bundesländer und die Filmwirtschaft seit mehreren Jahren über ein Bündnis für das Filmerbe. Zehn Millionen Euro sollen jährlich über einen Zeitraum von zehn Jahren für die Digitalisierung ausgegeben werden. Jeder der Partner soll ein Drittel der Kosten tragen. „Anschließend wissen wir, wie wir mit dem Rest der Bestände umgehen“, sagte Rother. Er machte auf das Ungleichgewicht der Ausgaben für die Filmförderung, für die die drei Partner 330 Millionen Euro jährlich aufbringen, und die Bewahrung des Filmerbes aufmerksam. Im Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2017 sind für die Digitalisierung eine Millionen Euro eingestellt. Von den Ländern haben bislang Berlin und Brandenburg ihren Anteil nach dem Königsteiner Schlüssel bereitgestellt, sie förderten im vergangenen Jahr Digitalisierungsvorhaben mit 450.000 Euro.

Die Filmförderungsanstalt unterstützt die Digitalisierung seit 2012 mit einer Million Euro jährlich, in diesem Jahr hat sie auf zwei Millionen aufgestockt. 15.000 Euro stehen je Film für eine Sicherung im 2K-Format bereit, die Rechteinhaber müssen einen Eigenanteil von 20 Prozent erbringen. Die Auswahl der Titel erfolgt nach drei gleichwertigen Kriterien, der kommerziellen Vermarktbarkeit des Films, filmkünstlerischen Gesichtspunkten und dem technischen Zustand des Originalmaterials.

Christine Grieb, Geschäftsführerin des Verbands der filmtechnischen Betriebe, unterstrich ebenso wie Alice Brauner, Geschäftsführerin der Berliner CCC Filmkunst GmbH, die Dringlichkeit der Erhöhung der finanziellen Mittel. Die professionellen Strukturen, das heißt das personelle Know-how und die technische Infrastruktur, würden verschwinden, wenn der Startschuss für das Bündnis nicht bald erfolgt. „Die Firmen sind in einer dramatischen wirtschaftlichen Situation, da der Markt ihre Leistungen ohne staatliche Unterstützung nicht abruft. Sie werden im kommenden Jahr schließen. Die Kapazitäten können nur mit hohem Aufwand wieder aufgebaut werden,“ führte Grieb aus.

Der Filmschatz von 250 Titeln der Produzentenlegende Artur Brauner ist akut gefährdet, darunter die Karl-May-Verfilmung „Im Reich des Silbernen Löwen“. Seine Tochter Alice Brauner plädierte für die Digitalisierung im Format 4K Ultra HD. Für die digitale Überarbeitung des Filmklassikers „Es geschah am helllichten Tag“ mit Heinz Rühmann gab sie gerade 25.000 Euro aus. „Unter diesem technischen Standard ist eine kommerzielle Auswertung im Kino oder im Fernsehen kaum möglich“. Brauner forderte die öffentlich-rechtlichen Sender auf, das deutsche Filmerbe in die Hauptprogramme aufzunehmen.

Die Experten forderten unisono, auch die analogen Kopien zu pflegen. „Wir wollen auch alle Materialien dauerhaft im Originalzustand erhalten“, betonte Michael Hollmann, Direktor des Bundesarchivs, zu dessen Bestand 150.000 Titel in 1,2 Millionen Filmrollen gehören. Mit dem gegenwärtigen Etat des Bundesfilmarchivs könne er diese Doppelstrategie jedoch nicht umsetzen. Die Schließung der eigenen Kopierwerke in Koblenz und Berlin-Hoppegarten ist bereits angekündigt, es sind die letzten am Traditionsstandort Deutschland. Bundesfilmarchiv und die Stiftung Deutsche Kinemathek hoffen, dass die Regierungsparteien ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen, die Zuweisungen für beide Institutionen zu erhöhen.

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