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30.11.2016 Sport — Ausschuss — hib 708/2016

Durchwachsene Olympiabilanz

Berlin: (hib/HAU) Der Sportausschuss hat in seiner Sitzung am Mittwoch mit Vertretern einzelner Sportverbände über die Gründe für Erfolg und Misserfolg bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro diskutiert. Darunter waren mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und dem Deutschen Fechter-Bund (DFB) zwei Verbände, die in Rio unter den Erwartungen geblieben sind. Deutlich erfolgreicher abgeschnitten bei den Olympischen Spielen hatten der Deutsche Hockey-Bund (DHB) und der Deutsche Schützenbund (DSB).

DFB-Sportdirektor Sven Ressel räumte ein, dass sein Verband „derzeit nicht so erfolgreich ist“. Ohne Medaille von den Olympischen Spielen zurückkehren zu müssen sei ein Novum für die Fechter, sagte er. Zu tun habe dies auch damit, dass die Disziplinen Herren Säbel und Damen Florett, in denen deutsche Fechter sehr stark seien, in Rio nicht auf dem Programm gestanden hätten. Pech sei auch gewesen, dass die Medaillenhoffnung Britta Heidemann aufgrund von Verletzungen nicht habe starten können. Gleichwohl habe sich die Entwicklung abgezeichnet, so Ressel. In den vergangenen Jahren seien die Ergebnisse im Nachwuchsbereich nicht gut gewesen. Das sehe heute anders aus und lasse optimistisch in die Zukunft blicken. „Wir haben jetzt wieder im Nachwuchsbereich Weltmeister und Weltcup Führende“, sagte der Sportdirektor.

Nur drei von möglichen 133 Medaillen gewannen deutsche Leichtathleten. Für DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska hat dies auch mit der Tagesform zu tun, da der Wettbewerb in vielen Bereichen der Leichtathletik sehr eng sei. Man sei mit dem gleichen Team in Rio gewesen, welches im Jahr 2015 sehr erfolgreich gewesen sei, sagte Gonschinska und machte deutlich: „Podiumsplätze kann man nicht linear planen.“ Den Medaillenspiegel nannte er ein Relikt aus der Vergangenheit. Weltklasse, so der DLV-Cheftrainer, müsse breiter gefasst werden. Zugleich kritisierte er, dass schon im Nachwuchsbereich zu zeitig nur nach Ergebnissen bewertet werde, statt etwa nach den technischen Fähigkeiten. Erfolge im Nachwuchsbereich garantierten schließlich noch lange keinen Erfolg im Erwachsenenbereich, sagte Gonschinska.

Nach den schwachen Leistungen der Schützen bei den Olympischen Spielen 2012 in London habe man im DSB Reformen umgesetzt, sagte Oliver Haidn, A- und B-Kader-Trainer der Bogenschützen beim DSB. Es seien zum einen mehr Trainer angestellt und externe Expertisen genutzt worden. Außerdem habe man das Training intensiviert. Das, so Haidn, sei jedoch nur möglich gewesen, da die Kaderathleten bei Bundeswehr, Bundespolizei oder Feuerwehr angestellte Profisportler seien. Entscheidend für die Erfolge von Rio waren aber nach Ansicht Haidns die vertrauensvollen Trainer-Athleten Beziehungen.

Bronzemedaillen bei Damen und Herren lautet die erfolgreiche Bilanz des DHB. Bundestrainer Valentin Altenburg sagte, eine wichtige Voraussetzung um bei Olympia mit den Hockeymannschaften erfolgreich zu sein, sei die Teilnahme an möglichst vielen international besetzen Turnieren, um die nötige Wettkampfhärte und -erfahrung zu erlangen. Die Mehrzahl der deutschen Nationalspieler, so Altenburg weiter, studiere derzeit. Anders sei die große zeitliche Belastung gerade in Olympiajahren nicht zu bewerkstelligen. Folge davon sei, dass beispielsweise das Männerteam sehr jung sei - im Durchschnitt fünf Jahre jünger als Olympiasieger Argentinien. Das wiederum bedeute, dass schon die Juniorenteams an internationalen Turnieren teilnehmen müssten, forderte Altenburg.

Beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV) fällt die Bilanz von Rio unterschiedlich aus. Die Wasserspringer, so der Direktor Leistungssport beim DSV Lutz Buschkow, hätten bei den Spielen ihre Leistungen abgerufen. Zu tun habe dies mit dem gut funktionierenden Bundesstützpunktsystem sowie den ebenfalls gut funktionierenden Eliteschulen des Sports. Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz, dessen Schützlinge in Rio ohne Medaille geblieben sind, stellte fest, dass es trotz siebenmal erreichter Bestzeiten lediglich zu fünf Finalteilnahmen gereicht habe. Das Grundniveau der Schwimmer sei zu schwach, urteilte der Bundestrainer. Gebraucht würden künftig härtete Normen, eine verstärkte Zentralisierung und mehr Geld, um Spitzentrainer verpflichten zu können.

Den Ansatz des seit vielen Jahren erfolgreichen Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) erläuterte DKV-Sportdirektor Jens Kahl. „Man muss Weltspitzenleistungen wollen“, sagte Kahl, Konkret bedeute dies, Spitzenleistungen immer wieder über Weltstandsanalysen neu zu definieren und daraus die Trainingskonzeption abzuleiten. Zudem müssten die Ergebnisse der zentralen Leistungsdiagnostiken in ein zentrales Trainer-Berater-System geführt und dieses immer wieder abgeglichen werden. Der DKV - seit der Wiedervereinigung verantwortlich für 60 Olympiamedaillen, davon 30-mal Gold - habe schon 1991 auf Verbandsebene die Professionalisierung des Leistungssports eingeleitet, sagte Kahl. Die alleinige Verantwortung für den Leistungssport liege beim Sportdirektor. „Wichtig ist es zudem, dass der Spitzenverband seine Richtlinienkompetenz wahrnimmt“, sagte der DKV-Vertreter. 

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