Rolle der Colonia Dignidad in Chile
Berlin: (hib/AHE) Die Beziehungen des Auswärtigen Amtes zur „Colonia Dignidad und ihrer Nachfolgeorganisation Villa Baviera“ in Chile interessiert die Fraktion Die Linke in einer Kleinen Anfrage (18/10799). Die Abgeordneten thematisieren darin einen Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Santiago de Chile zu Ehren des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck im Juli 2016, an dem das „ehemalige Sektenmitglied Reinhard Zeitner“ teilgenommen habe. Zeitner sei 2013 in Chile wegen Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und -entziehung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die 1961 gegründete deutsche Sektensiedlung in Chile sei jahrzehntelang Ort schwerster Menschenrechtsverletzungen gewesen, schreiben die Abgeordneten. „Hunderte Gegner der Pinochet-Diktatur (1973 bis 1990) verschwanden dort, wurden gefoltert und ermordet.“ Deutsche und chilenische Kinder seien systematisch jahrzehntelang sexuell missbraucht worden. Das Bundespräsidialamt hat den Fragestellern zufolge erklärt, man habe „großen Wert auf eine sorgsame Auswahl der Gäste gelegt - vor allem im Hinblick auf die Geschichte der Colonia Dignidad. Wir bedauern mit Blick auf die Opfer sehr, dass diesem Maßstab nicht entsprochen wurde.“
Die Abgeordneten erkundigen sich nun unter anderem nach der Gästeliste des Empfangs im Juli 2016 und nach den Bewertungsmaßstäben der Bundesregierung, „um zwischen Tätern und Opfern in der Colonia Dignidad zu unterschieden“. Weitere Fragen zielen unter anderem auf die frühere finanzielle Unterstützung von Firmen der Colonia Dignidad durch Mittel des Auswärtigen Amtes.
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