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15.02.2017 Verkehr und digitale Infrastruktur — Anhörung — hib 93/2017

Bahn AG: Nachtzüge nicht profitabel

Berlin: (hib/HAU) Die Entscheidung der Deutschen Bahn AG (DB AG), mit Beginn des Jahres 2017 den klassischen Nachtzugverkehr mit Schlaf- und Liegewagen einzustellen, geschah vor dem Hintergrund anhaltender wirtschaftlicher Verluste und einem Investitionsbedarf in das Wagenmaterial, der zu Lasten anderer Investitionsvorhaben der DB AG gegangen wäre. Das erläuterte Berthold Huber, Vorstand Verkehr und Transport der DB AG, am Mittwoch während einer öffentlichen Anhörung des Verkehrsausschusses zu einem Antrag der Fraktion Die Linke (18/7904) mit dem Titel „Die Nachtzüge retten - Klimaverträglichen Fernreiseverkehr auch in der Zukunft ermöglichen“.

Erfolgversprechender als das alte Nachtzugkonzept ist nach Aussage Hubers der Einsatz von Zügen des Tagesverkehrs in der Nacht. „Wir bieten auf diesem Weg ein attraktives Angebot unter anderem für preissensible Kunden, das sehr gut angenommen wird“, sagte der Bahn-Vorstand. Schon im vergangen Jahr habe sich gezeigt, dass vor allem im Sitzplatzbereich die Nachfrage gut sei. Dieses Angebot könne die DB AG „deutlich besser produzieren“. Er gehe davon aus, künftig durch den Einsatz von weiteren IC- oder ICE-Zügen in der Nacht mehr Kunden zu erreichen, als in der Vergangenheit.

Kurt Bauer, Leiter Fernverkehr bei der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), erläuterte, warum es für die ÖBB profitabel ist, Nachtzüge zu betreiben. Die ÖBB, die 42 Schlafwagen, 15 Liegewagen und sechs Strecken aus dem DB AG Bestand erworben hat, habe eine andere Verkehrsbiografie als die DB AG. Anders als in Deutschland gebe es in Österreich kaum Hochgeschwindigkeitsstrecken, sagte Bauer. So könnten Nachtzüge profitabel betrieben werden, „ohne dass man dadurch reich wird“. Um auch zukünftig ein europäisches Netz an Nachtzügen anbieten zu können, bedürfe es internationaler Kooperation, so der ÖBB-Vertreter. Problematisch seien die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Ländern. Eine europaweite Regelung bei der Mehrwertsteuer für Nachzugtickets und bei den Trassenpreisen für Nachtzüge werde benötigt, sagte Bauer.

Von dem Rückzug der DB AG aus dem Nachtzugverkehr seien etwa 500 Mitarbeiter betroffen, sagte Joachim Holstein, Betriebsrat bei der DB European Railservice GmbH. Ein Teil der Mitarbeiter sei in anderen Abteilungen des Konzerns untergekommen, ein anderer Teil habe die Abfindungsangebote angenommen, sagte er. Die Mitarbeiter, die bei der DB AG verblieben seien, würden jedoch einer ungewissen Zukunft entgegensehen, so Holstein, der auch eine Einbeziehung des Personals in die Kooperation der DB AG mit der ÖBB forderte.

ÖBB-Vertreter Bauer machte deutlich, dass jeder einzelne Mitarbeiter aus dem Nachtzugbereich der DB AG ein Übernahmeangebot erhalten habe. Dieses habe sich allerdings am österreichischen Sozial- und Rentensystem orientieren müssen. Bedauerlicherweise habe man nur zwei Mitarbeiter für eine Übernahme gewinnen können. DB AG-Vorstand Huber betonte, es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Den Mitarbeitern seien Angebote gemacht worden, im Zugbegleitdienst des Tagesverkehrs zu arbeiten.

Aus Sicht von Marco Bellmann von der Technischen Universität Dresden müssten im Interesse des Erhalts eines Nachtzugnetzes Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es anderen Personentransportunternehmen ermöglichen, Nachtzüge zu betreiben. Neben vergünstigten Trassenpreisen für Nachtzüge und einen fairen und diskriminierungsfreien Zugang zur Eisenbahninfrastruktur gehört nach Aussage des Verkehrsexperten auch die Bereitstellung finanzieller Mittel für künftige Nachtreisezugbetreiber mit schlüssigen Geschäftsplänen durch den Bund oder die EU dazu.

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