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08.11.2018 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung — Anhörung — hib 855/2018

Nachhaltige Finanzen „kein Nischenthema“

Berlin: (hib/HAU) Über nachhaltige Finanzen und die Pläne der EU-Kommission für eine Nachhaltigkeits-Taxonomie hat der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend mit drei Experten in einem öffentlichen Fachgespräch diskutiert. Ein nachhaltiges Finanzwesen bedeute einerseits die Finanzierung zukunftsfähiger Kerngeschäfte und auf der anderen Seite die Finanzierung der Transformation unserer Wirtschaft, sagte Kristina Jeromin, Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit bei der Deutschen Börse AG. „Das ist kein Nischenthema, sondern sollte uns als Wirtschaftsstandort permanent ganz zentral interessieren“, betonte sie.

Das derzeitige Finanzsystem sei den heutigen Herausforderungen nicht mehr gewachsen, urteilte Jeromin. Es sei nicht in der Lage, mit dem Klimawandel, den demografischen Veränderungen und den internationalen Migrationsbewegungen derart umzugehen, dass es die Realwirtschaft nach wie vor zur Wertschöpfung befähigt.

Die Daten aufgrund derer Kreditentscheidungen getroffen würden, seien nicht ausreichend, sagte Jeromin. Man müsse davon abkommen, Bonitäts-Ratings und ESG-Ratings, mit denen ökologische und soziale Aspekte sowie gute Unternehmensführung in die Anlageentscheidung einbezogen werden, gegeneinanderzustellen. Wolle man etwa ein stark CO2-emittierendes Unternehmen bewerten, sei es wichtig zu wissen, welche Planungen es für den Fall eines Kohleausstieges hat. Habe es solche Pläne nicht, „ist es für mich als Investor nicht mehr interessant“, sagte Jeromin. Zugleich räumte sie ein, dass es derzeit noch an Standards für die Bewertung ökologischer und sozialer Aspekte sowie guter Unternehmensführung fehle. Das bringe eine gewisse Unsicherheit in den Investitionsprozess. „Ich hoffe, dass es der EU-Kommission gelingt, im Rahmen ihres Aktionsplans die begonnene Standardisierung in eine allgemeine Sprache zu überführen“, sagte die Expertin.

Bert Flossbach von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch sagte, die anvisierte Einheitstaxonomie könne Schummeleien bei den ESG-Ratings, die durchaus möglich seien, nicht erfassen. „Sie impliziert eine Anmaßung von Wissen und ähnelt einer zentralen Investitionsbehörde, die mir vorschreibt, wie ich anzulegen habe“, bemängelte er. Ratingagenturen würden „als selbsternannter ESG-TÜV“ Unternehmen beurteilen. Die Qualität dieser Ratings sei zumindest teilweise „äußerst fragwürdig“, sagte er. ESG-Ratings seien deutlich komplizierter als klassische Bonitäts-Ratings. Daher bestehe die Gefahr von Fehlallokationen. Es drohe ein Greenwashing und der Missbrauch grüner Label, „was das letzte ist, das wir wollen“.

Begrüßenswert, so Flossbach, sei die Betonung der Längerfristigkeit im Aktionsplan der EU-Kommission. Der größte Feind der Nachhaltigkeit sei schließlich kurzfristiges Denken, sagte der Vermögensverwalter. Ein Beispiel dafür sei die Finanzkrise gewesen, als die kurzfristig ausgerichtete Gewinnmaximierung der Banken zu einem Kahlschlag geführt habe.

Banken könnten eine wichtige Rolle spielen, die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung zu erreichen, befand Andreas Gruber von der Deutschen Kreditbank (DKB). Sie lenkten Finanzströme in nachhaltige Projekte und seien damit integraler Bestandteil eines Transformationsprozesses, an dessen Ende ein nachhaltigeres Finanz- und Wirtschaftssystem stehen könne. Der politische Rahmen dafür reiche aber noch nicht aus, sagte er weiter. „Politische Entscheidungen müssen dazu beitragen, dass es mehr nachhaltige Projekte gibt und die vorliegenden Vorschläge auf EU-Ebene konsequent umgesetzt werden“, forderte der DKB-Vertreter.

Finanzmarktakteure müssten zudem Nachhaltigkeit als Kernthema begreifen, „nicht nur als grüne Visitenkarte“. Neben der Digitalisierung müsse Nachhaltigkeit das zweite Mega-Thema für Kreditinstitute sein, die damit nicht nur wachsen könnten, „sondern im gleichen Atemzug für eine nachhaltigere Welt sorgen“, sagte Gruber.

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