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26.11.2018 Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt — Anhörung — hib 913/2018

Vorhaben der Ministerien vorgestellt

Berlin: (hib/LBR) Die geplanten und laufenden Vorhaben und Formate des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Zusammenhang mit der Arbeit der im September eingesetzten Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ sind am Montag Thema einer öffentlichen Anhörung der Kommission gewesen. In der vierten Sitzung des Gremiums stellten die Parlamentarischen Staatssekretäre der Ministerien entsprechende Vorhaben ihrer Ressorts vor und beantworteten die Fragen der Abgeordneten und Sachverständigen.

Thomas Rachel (CDU, BMBF) stellte Forschungsinitiativen zu mit der Digitalisierung verbundenen Veränderungsprozessen und Handlungsbedarfen sowie Beispiele für den Transfer von Erkenntnissen in die Berufsbildungspraxis vor: „In der Dachinitiative Berufsbildung 4.0 haben wir gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung für ausgewählte Berufe untersucht, welche Anpassungsbedarfe und Muster sich aus der Digitalisierung ergeben, um Entwicklungen feststellen zu können“, sagte er in der öffentlichen Anhörung. Das Jahr 2018 sei etwa mit 24 modernisierten Berufsbildern und einem neuen Ausbildungsberuf, dem Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce, gestartet. Man arbeite außerdem daran, das Berufsbildungsgesetz als ordnungspolitischen Rahmen zu modernisieren. Schwerpunkte seien hier eine Mindestvergütung für Auszubildende und eine verbesserte Durchlässigkeit im System.

An der Lücke zwischen Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage zeige sich, dass die Anreize erhöht werden müssten, die Mobilität und Flexibilität der Auszubildenden zu erhöhen. Aber auch die Ausbildungsbeteiligung kleinerer Betriebe beschäftige das BMBF, da diese immer weniger ausbilden, sagte Rachel. Dies korrespondiere oft mit der Sorge, Mitarbeiter zu finden. Rachel verwies außerdem auf Überlegungen im Ministerium, Start-Ups, die bereits Fuß gefasst haben, als Ausbildungsbetriebe zu gewinnen.

Christian Hirte (CDU, BMWi) betonte, dass die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung gestärkt werden müsse. „Im internationalen Kontext beneidet man uns um das duale Ausbildungssystem. Es ist ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg und eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit“, sagte Hirte. Das BMWi sei Verordnungsgeber für 301 der 325 Ausbildungsberufe. Man setze vordringlich daran an, dass eine Modernisierung der Ausbildungsverordnungen und Berufsbilder in schnelleren Zyklen erfolge. Die Anforderungen an die Ausbildungsverordnungen seien allerdings sehr unterschiedlich, sodass neben der Vermittlung von Grundlagen im Bereich Digitalisierung genau geprüft werden müsse, „welche berufsbezogenen neuen Inhalte bindend einbezogen werden“, sagte Hirte.

Im BMWi werde außerdem sehr darauf geachtet, dass angebotsorientiert über die gesamte berufliche Laufbahn weitergebildet werden könne und Aufstiegsfortbildungen und individuelle Spezialisierungen möglich sind. Durch gemeinsame Aktivitäten könne erstmals seit langem ein leichter Anstieg bei den Ausbildungszahlen beobachtet werden, gleichwohl seien in diesem Jahr knapp 58.000 Lehrstellen unbesetzt. Was die Förderung von überbetrieblichen Bildungszentren angehe, habe man sich einen Fördersatz von 90 Prozent vorgenommen. Klar sei für das BMWi aber auch, dass der Druck auf Betriebe und Menschen durch staatliche Vorgaben und Gesetze nicht noch weiter vergrößert werden dürfe, betonte Hirte.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme (SPD, BMAS) erklärte der Enquete-Kommission, dass Überlegungen zum Thema Digitalisierung aufgrund der fünf Gesetzesvorhaben aus dem vergangenen Jahr in ihrem Ministerium noch nicht weit fortgeschritten seien. Mit der Fachkräftestrategie und der Nationalen Weiterbildungsstrategie gebe es aber zwei geplante Vorhaben. „Mit dem Qualifizierungschancengesetz machen wir einen Quantensprung in der Weiterbildung“, sagte Kramme. Da die Bundesagentur Mittel übrig habe, würden ihre Aufgaben bei der Weiterbildung für alle, nicht nur für Arbeitslose, gestärkt.  In Bezug auf junge Menschen arbeite man daran, dass die Leistungen in der Berufsausbildungsbeihilfe verbessert und der Antragsprozess vereinfacht werde. Mit den überall in der Bundesrepublik verteilten Jugendberufsagenturen habe man zudem ein Mittel an der Hand, das ein Netz spanne, „damit niemand an der Schnittstellen von Schule, Jugendhilfe und Arbeitsverwaltung durch ein Loch fällt“, sagte Kramme. Mit dem Ziel der Flächendeckung soll deren Arbeit weiterentwickelt werden.

Die Abgeordneten und Sachverständigen konzentrierten sich in ihren Fragen auf die Problematik der Umschulung. Laut konservativer Schätzungen des BMAS-Fachkräftemonitorings sollen bis ins Jahr 2025 1,3 Millionen Arbeitsplätze wegfallen und 2,1 Millionen neue Plätze entstehen. Bis zum Jahr 2035 geht man bereits von einem neuen Bedarf an 3,3 Millionen Arbeitsplätzen bei einem Wegfall von rund vier Millionen Stellen aus. Auch die Qualifizierung von Lehrern und die Dauer und genauen Prozesse der Anpassung von Ausbildungsverordnungen interessierten die Mitglieder der Enquete-Kommission in ihren Nachfragen.

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