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29.11.2018 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung — Ausschuss — hib 928/2018

Bewertungen der EU-Plastikstrategie

Berlin: (hib/HAU) Unterschiedliche Bewertungen hat die EU-Plastikstrategie während eines öffentlichen Expertengespräches des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend erfahren. Die EU-Plastikstrategie verfolge das richtige Ziel, überflüssige Einwegkunststoffe, die später die Weltmeere verschmutzen, zu beschränken, sagte Helge Wendenburg, ehemaliger Leiter der Abteilung „Wasserwirtschaft und Ressourcenschutz“ im Bundesumweltministerium (BMU). Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) unterstütze die Kernziele der EU-Plastikstrategie, betonte VCI-Geschäftsführer Bertold Welling. Zu diesen Zielen leiste die Kunststoffwirtschaft einen großen Beitrag, sagte er.

Aus Sicht von Michael Braungart, Geschäftsführer der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH, greift die EU-Plastikstrategie jedoch viel zu kurz. Da Kunststoffe nicht vollständig recycelbar seien und durch ihren hohen Anteil an schädlichen Chemikalien eine Gesundheitsgefahr darstellen würden, müsse dem Prinzip „Cradle-to-Cradle“ (deutsch: von der Wiege zur Wiege) gefolgt werden, bei dem biologische und technische „Nährstoffe“ in ihren jeweiligen Kreisläufen gehalten würden, forderte er.

Es gelte beim Ressourcenverbrauch effizienter zu werden, um dem Anforderungen durch eine steigende Weltbevölkerung gerecht zu werden, sagte der ehemalige BMU-Abteilungsleiter Wendenburg. „Wir müssen versuchen, aus weniger mehr zu machen“, betonte er. Dabei gehe es vor allem um Abfallvermeidung. Ein Beispiel seien die Plastiktüten im Supermarkt. Seitdem dafür bezahlt werden muss, würden die meisten Kunden eigenen Transportbehälter - zumeist nicht aus Plastik - mitbringen. Kunststoffe, so Wendenburg, würden zwar als Wertstoffe gehandelt. Man müsse jedoch auch betrachten, welcher Aufwand für die Sammlung nötig ist und diesen mit den zu erzielenden Preisen vergleichen. „Da haben wir ein Delta, das weltweit noch sehr viel größer ist“, sagte er. Die in Deutschland schon vorhandene Recycling-Industrie müsse beispielsweise in den ostasiatischen Ländern erst aufgebaut werden.

Ein Plädoyer für Kunststoffe auch im Bereich der Verpackungen gab VCI-Geschäftsführer Welling ab. Diese seien vorteilhaft in Sachen Klimaschutz und CO2-Einsparungen. Substitute der Kunststoffverpackungen hätten einen 2,2-fachen Energieverbrauch und würden 2,7-fach höhere CO2-Emissionen freisetzen. Was die Kunststoffverwertung angeht so sei Deutschland vorbildlich, sagte Welling. Mehr als 99 Prozent würden im Rahmen der Kreislaufwirtschaft der Verwertung zugeführt. „Die Kunststoffindustrie kann ein Problemlöser in Sachen CO2-Minderung und Ressourcenschonung sein“, befand er.

Es gebe keinen Anlass, sich wegen der Recyclingquoten in Deutschland auf die Schulter zu klopfen, entgegnete EPEA-Geschäftsführer Braungart. Mit dem Grünen Punkt werde die Bevölkerung angelogen, sagte er. „Es ist für die Umwelt nichts passiert.“ Giftiges PVC verseuche das gesamte Recycling, während die Abfallmenge immer weiter ansteige. Die EU-Plastikstrategie nehme nur das Sichtbare in den Blick. „Was aber passiert, nachdem die Lkw-Plane zur Tasche weiterverarbeitet wurde?“, gab der Umweltforscher zu bedenken.

Braungart sah gleichwohl auch Handlungsoptionen. So könne etwa die Politik die 200 Milliarden Euro, die für die öffentliche Beschaffung ausgegeben würden, bevorzugt in Cradle-to-Cradle-Produkte investieren, wie es etwa in Holland schon verstärkt stattfinde.

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