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30.01.2019 Tourismus — Ausschuss — hib 115/2019

Reisen: Siegeszug der Buchungsportale

Berlin: (hib/WID) In der Tourismuswirtschaft geraten traditionelle Formen des Vertriebs trotz einer dynamischen Marktentwicklung immer weiter ins Hintertreffen. Darauf hat am Mittwoch in einer Anhörung des Tourismusausschusses der Vorstand des Verbandes Internet Reisevertrieb, Michael Buller, hingewiesen. Zwar hätten im vergangenen Jahr die Reisebüros in Deutschland ihren Umsatz um sechs Prozent steigern können. Doch habe gleichzeitig bei den Buchungsportalen im Internet das Wachstum 24 Prozent betragen, sagte Buller: „Es gibt keine Renaissance des Reisebürovertriebs.“ Wie aus der Anhörung freilich auch deutlich wurde, sehen nicht alle Marktteilnehmer diese Entwicklung mit ungemischt positiven Gefühlen.

Voraussetzung für den Erfolg der Online-Plattformen sei die mittlerweile alle Generationen umfassende gesellschaftliche Reichweite des Internets, sagte Buller. So sei es derzeit die Gruppe der über 70-Jährigen, in der der Internet-Zugang die stärksten Zuwächse verzeichne. Besonders häufig würden Kurzreisen mit einer maximalen Dauer von vier Tagen im Internet gebucht; der Anteil von Online-Portalen in diesem Segment betrage 77 Prozent. Doch auch längere Urlaube würden schon fast zur Hälfte, nämlich zu 45 Prozent, über digitale Kanäle vermittelt. Insgesamt liege der Online-Anteil im Reisegeschäft derzeit bei 61 Prozent. Buller kritisierte, dass die Ausstattung der meisten Reisebüros dieser Entwicklung nicht angepasst sei. Viele hätten sich zu lange auf den Misserfolg der Digitalwirtschaft verlassen.

Die segensreichen Folgen des digitalen Siegeszuges hob Peter Lochbihler hervor, der beim niederländischen Hotel-Buchungsportal „Booking.com“ die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Er wies darauf hin, dass allein durch die Plattform-Ökonomie in der deutschen Reiseverkehrsbranche jährlich acht Millionen zusätzliche Übernachtungen generiert würden, die es sonst nicht gäbe. Die meisten dieser Buchungen kämen aus dem Ausland. Vor allem für die kleinen und mittelgroßen unter den 80.000 bei Booking.com registrierten Hotels in Deutschland sei die Plattform ein „Technologiepartner“, der ihnen auch mit Übersetzungsdiensten und Angeboten in 40 Sprachen „das Tor zum weltweiten Internet“ öffne.

Skeptischer ließ sich Markus Luthe vernehmen, Hauptgeschäftsführer des „Hotelverbands Deutschland“. Er sprach von einer „Hassliebe“ seiner Branche zu den Buchungsportalen. Zwar kämen die Hotels daran nicht mehr vorbei. Derzeit würden 28 Prozent der Buchungen über Plattformen vermittelt und nur zehn Prozent über die eigenen Webseiten der Anbieter. Beklagenswert sei indes das Ausmaß der Marktkonzentration im Online-Sektor. Drei große Portale teilten sich in 96 Prozent des Gesamtumsatzes, wobei sich Booking.com mit 60 Prozent den Löwenanteil sichere. Die Hoteliers sähen sich einem „großen Oligopol“ gegenüber, das seine Marktmacht rücksichtslos ausnutze. Eine Studie auf europäischer Ebene habe 2017 gezeigt, „dass zwei Drittel der Portale tricksen“.

Eine gemischte Bilanz zog auch Otmar Lell vom „Verbraucherzentrale Bundesverband“. Er erkannte das Verdienst an, Anbieter und Verbraucher unkompliziert zusammenzubringen. So würden „Märkte erschlossen, die es ohne das Internet nicht gäbe“. Problematisch sei aber, dass die Portale eine komplette Marktabdeckung vorgaukelten, die sie nicht leisten könnten, die Bewertung der Angebote durch Provisionen der Anbieter beeinflusst und die Preisgestaltung intransparent sei.

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