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20.02.2019 Tourismus — Ausschuss — hib 198/2019

Mehr Wertschätzung für Jugendtourismus

Berlin: (hib/WID) Kinder- und Jugendreisen sind ein für Bildung und Persönlichkeitsentwicklung der Beteiligten hochwertiger, in Politik und Gesellschaft allerdings bislang deutlich unterschätzter Bereich des Reiseverkehrs. Das war am Mittwoch der Tenor einer Expertenanhörung im Tourismusausschuss, in der Vertreter von sieben Organisationen, unter anderen des Deutschen Jugendherbergswerkes, des Deutsch-Französischen Jugendwerks und des Fachverbands der Sprachreiseveranstalter, zu Wort kamen. Sie beklagten mehrheitlich eine mangelnde Beachtung ihrer Zielgruppe.

Der Vorsitzende des Jugendtourismus-Fachverbands „Reisenetz“, Klaus Eikmeier, wies auf ein eklatantes Forschungsdefizit hin. Jugendreisen seien in besonderem Maße Orte des „informellen Lernens“, das wissenschaftlich bislang völlig unterbelichtet sei: „Kein Forscher interessiert sich für das Thema Entwicklung und Pädagogik des außerschulischen Lernens.“ Damit sei „eine der reiseaktivsten Zielgruppen überhaupt“ nicht erforscht. Im Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes komme das Thema Jugendreisen nicht vor, ebensowenig interessiere sich die für Auslandsmarketing zuständige Deutsche Zentrale für Tourismus dafür. Bedenklich sei auch, dass in Deutschland ein Veranstalter, „der Minderjährige auf Reisen schickt“, keinerlei fachliche Eignung nachweisen müsse.

Oliver Engelhardt, der in der Anhörung für den Zusammenschluss der „Jugendherbergen im Norden“, in den Ländern Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen, sprach, kritisierte, dass Klassenfahrten im Schulalltag nicht den Stellenwert hätten, den sie nach seiner Ansicht haben sollten. Nach wie vor gälten Klassenfahrten als „freiwillige Leistungen“, auf die auch verzichtet werden könne. Sie seien heute bei weitem weniger selbstverständlich als in früheren Zeiten. Ein Problem sei auch, dass begleitende Lehrer nicht in allen Bundesländern die vollen Fahrtkosten erstattet bekämen.

In dieselbe Kerbe hieb der Präsident des Deutschen Jugendherbergswerks, Günther Schneider, der ebenfalls den hohen „gesellschaftlichen Mehrwert“ von Klassenfahrten nicht angemessen „berücksichtigt“ fand. Dafür spreche auch, dass das derzeit aktuellste Dokument der Kultusministerkonferenz zu diesem Thema bereits aus dem Jahr 1983 stamme. Schneider wies auf 3.000 pädagogische Programme hin, die in den 470 deutschen Jugendherbergen angeboten würden, und betonte, Klassenfahrten hätten weit mehr mit „Kompetenzerwerb“ und „Persönlichkeitsbildung“ zu tun als mit „reinem Urlaub“.

Die Vertreterin des Fachverbands Deutscher Sprachreise-Veranstalter, Julia Richter, beklagte die Schwierigkeiten, die jugendliche Sprachschüler aus vielen Ländern mit der Visa-Erteilung hätten. Die Folge seien Planungsunsicherheit, zeitlicher Verzug und letztlich volkswirtschaftlicher Schaden. Deutschland sei ein beliebtes Sprachreiseziel. Umso bedauerlicher sei die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Deutschen Zentrale für Tourismus und der Umstand, dass es „keinerlei Marktforschung in diesem Bereich“ gebe.

Hans-Dieter Heine vom Bundesforum Kinder- und Jugendreisen betonte, dass dieser Sektor des Reiseverkehrs nicht nur wirtschaftliche, sondern vor allem gesellschaftspolitische Bedeutung habe. Jugendtourismus sei „besonders wertvoll“, weil er „neue Horizonte“ eröffne und das Verständnis schärfe für „Vielfalt, auch für das Gesellschaftsmodell eines modernen, weltoffenen Europa“. Jugendtourismus sei ein „gutes Mittel gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ Umso bedauerlicher sei, dass derzeit 25 Prozent der jungen Menschen nicht in der Lage seien, an solchen Reisen teilzunehmen.

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