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20.03.2019 Sport — Ausschuss — hib 303/2019

Sexualisierte Gewalt im Sport

Berlin: (hib/HAU) Eine „Risikosportart“, bei der sich Fälle sexualisierter Gewalt im Sport - insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen - häufen, gibt es nach Expertenangaben nicht. Sowohl Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als auch der Deutschen Sportjugend (DSJ) machten ebenso wie der von der Bundesregierung berufene Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, während der Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch deutlich, das sich die Problematik durch alle Sportarten ziehe.

Rörig sagte vor den Abgeordneten, er könne bedauerlicherweise nicht über große Fortschritte im Kampf gegen sexuelle Gewalt im Breiten- und Spitzensport berichten. Die Ergebnisse der „Safe Sport Studie“ seien beunruhigend. Danach hat jeder dritte deutsche Spitzenathlet als Kind oder Jugendlicher schon eine Form der sexualisierten Gewalt selbst erfahren. Noch sei dem organisierten Sport in Deutschland ein großer Missbrauchsskandal erspart geblieben, wie es ihn etwa im englischen Nachwuchsfußball oder im Turnbereich der USA gegeben habe, sagte Rörig. Davon auszugehen, dass die hierzulande bekannt gewordenen Fälle jedoch nur Einzelfälle seien, wäre aber falsch, sagte er.

Über die Kooperation mit dem DOSB und der DSJ versuche er mehr Dynamik zu erreichen, um Schutzkonzepte im Sport zur Anwendung zu bringen, sagte der Missbrauchsbeauftragte. Das sei leider bisher noch nicht umfänglich gelungen. „Nur“ 50 Prozent der Sportvereine hätten Schutzkonzepte zur Anwendung gebracht, sagte Rörig. Auch sei die Leistungs- und Spitzensportförderung leider noch nicht an feste Regeln zur Prävention geknüpft worden. Rörig bedauerte es, mit den Spitzensportverbänden noch nicht richtig in das Gespräche gekommen zu sein.

Viele Vereine seien in Sachen Prävention noch nicht so weit, wie sich der DOSB das wünsche, räumte Petra Tzschoppe, für Frauen und Gleichstellung zuständige DOSB-Vizepräsidentin, ein. Es gehe darum, eine Kultur des Hinsehens zu etablieren, die zugleich auch eine Kultur des Respektes und der Wertschätzung sein müsse. Prinzipien wie Toleranz und Chancengleichheit seien wichtig, weil sie verhindern könnten, Machtpositionen auszunutzen, sagte Tzschoppe.

„Schon“ 50 Prozent der Vereine widmeten sich der Problematik, machte der DSJ-Vorsitzende Jan Holze deutlich. Einer Problematik, die noch vor wenigen Jahren nicht erkannt worden sei. Es sei gelungen, das Thema aus der Tabuzone zu holen, sagte Holze. Gleichwohl gebe es weiteres Potenzial.

Elena Lamby, Referentin für die Prävention sexualisierter Gewalt im Sport bei der DSJ, sagte, der Sport sei gezwungen, sich beim Umgang mit der Problematik selbst zu helfen, weil es keine Hilfe von anderen Stellen gebe. Die Jugendämter, so Lamby, hätten zu viel auf dem Tisch, Fachberatungsstellen seien nicht flächendeckend ausgebaut.

Diskutiert wurde während der Sitzung auch über das von Übungsleitern vorzulegende erweiterte Führungszeugnis. Sportjugend-Chef Holze beklagte einen immensen bürokratischen Aufwand für die oft ehrenamtlich geführten Vereine. Außerdem könne ein erweitertes Führungszeugnis, in dem auch Sachen aufgeführt seien, die mit der eigentlichen Problematik nicht zu tun hätten, zu einer Stigmatisierung der Trainer führen. Er plädierte daher für einen Negativ-Attest, mit dem die zuständige Stelle der Justiz dem Verein gegenüber mitteile, dass im Bereich Kinder- und Jugendschutz nichts gegen die Trainer vorliege.

Stephan Mayer (CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, für Heimat und Bau (BMI), entgegnete, mit einer solchen Forderung renne man beim BMI offene Türen ein. Innerhalb der Bundesregierung aber gebe es zu der Frage unterschiedliche Auffassungen. Auch der Missbrauchsbeauftragte Rörig sah gute Argumente für eine Änderung der aktuellen Regelung.

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