Psychische Gefährdungen von Studenten
Berlin: (hib/ROL) Die Zahl der Diagnosen von psychischen Beeinträchtigungen bei jungen Menschen hat zugenommen. Dies zeigen sowohl Studien, die auf Selbsteinschätzungen von Studenten beruhen, als auch Daten aus der Versorgung, die auf einer Erhebung diagnostizierter psychischer Belastungen fußen, schreibt die Bundesregierung in der Antwort (19/11285) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (19/10799). Die Abgeordneten hatten diese Statistiken dergestalt interpretiert, dass die Bologna-Reform mitverantwortlich für die starken psychischen Belastungen der Studenten ist. Außerdem würden die Statistiken die Schlussfolgerung nahelegen, dass ein ständig wachsender Teil der Studenten den Anforderungen eines Studiums offenbar nicht mehr gewachsen sei.
Nach den Ergebnissen der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks hatten im Sommersemester 2016 unter Einbeziehung sämtlicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen elf Prozent der Studierenden eine oder mehrere gesundheitliche Beeinträchtigung(en), die sich nach Aussagen der Betroffenen erschwerend auf das Studium auswirkten, gegenüber sieben Prozent im Jahr 2012. Für das kommende Jahr (Sommersemester 2020) ist erneut eine bundesweite und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Befragung von Studierenden in Deutschland geplant.
Die Zunahme psychischer Erkrankungen beschränkt sich nicht allein auf die Gruppe der Studierenden, betont die Bundesregierung. Seit Jahren werde in Deutschland, unter anderem in der Statistik von Krankenkassen, eine gesamtgesellschaftliche Zunahme diagnostizierter psychischer Erkrankungen beobachtet. Laut BARMER Arztreport 2018 sei die Anzahl diagnostizierter psychischer Störungen insgesamt um 31 Prozent zwischen 2005 und 2016 und bei jungen Erwachsenen um 38 Prozent gestiegen. Studenten seien von fast allen Diagnosen psychischer Störungen deutlich seltener betroffen als gleichaltrige Nichtstudierende.
Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Studienstrukturreform und der Zahl der psychischen Beeinträchtigungen unter Studierenden lasse sich auf Grundlage der in den Quellen genannten Studien nicht ableiten. Der Bundesregierung seien keine Untersuchungen bekannt, die einen sprunghaften Anstieg psychischer Erkrankungen bei Studenten durch die Bologna-Reform nahelegen würden.