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13.03.2020 1. Untersuchungsausschuss — Ausschuss — hib 294/2020

Zeuge berichtet über Videoauswertung

Berlin: (hib/WID) Nach dem radikalislamischen Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz hat das Bundeskriminalamt mehr als 600 Hinweise aus der Bevölkerung in Form von Fotos und Videos erhalten. Auf einem entsprechenden Internetportal seien 651 Datensätze eingegangen, bei denen es sich aber nicht ausschließlich um relevantes Bildmaterial handelte, berichtete ein damals mit der Auswertung befasster Beamter am Donnerstag dem 1. Untersuchungsausschuss (Breitscheidplatz). Der heute 47-jährige Kriminalhauptkommissar T.V. ist seit 1992 im BKA tätig, seit Herbst 2016 im Ermittlungsbereich des Polizeilichen Staatsschutzes. Seit Mitte Februar 2017 war er der „EG Video“ des Berliner Landeskriminalamts zugeteilt, die im brandenburgischen Schulzendorf das Bildmaterial sichtete.

Unter dem Arbeitstitel „Boston Cloud“ schaltete das BKA am Morgen nach dem Anschlag ein Internetportal frei, wo Hinweisgeber auch anonym ermittlungsrelevante Videos hochladen konnten. Bereits am selben Nachmittag wurde die Plattform zum Ziel eines zweistündigen Hackerangriffs. Unter den gesammelten Datensätzen seien daher auch einige, die die eigenen IT-Experten bei der Abwehr dieser Attacke zu Testzwecken aufgespielt hätten, sagte der Zeuge. In anderen Fällen hätten Bürger sich einen Scherz gemacht und Katzenvideos oder Diebstahlsanzeigen hochgeladen. Es seien auch Hinweise auf Bilder eingegangen, die andernorts in sozialen Netzwerken kursierten.

Die Ausbeute der „Boston Cloud“ habe in der Gesamtmasse des Bildmaterials, das in Schulzendorf gesichtet wurde, nur einen „verschwindend“ geringen Prozentsatz ausgemacht, sagte der Zeuge. Zum weit überwiegenden Großteil habe es sich um Aufnahmen aus Überwachungskameras gehandelt.

Die Auswertung des Bildmaterials hat seither hin und wieder Anlass zu spekulativen Erörterungen gegeben. Im Mittelpunkt standen dabei das Bild eines Mannes in blauen Handschuhen sowie das sogenannte „Ersthelfervideo“. Bei dem Behandschuhten soll es sich um Bilel ben Ammar gehandelt haben, einen engen Freund des Attentäters Anis Amri, der diesem tatkräftig Beihilfe geleistet und nach dem Anschlag den Weg freigeschlagen haben soll. Das „Ersthelfervideo“ soll Aufschluss über das Schicksal eines am Tatort Anwesenden geben, der dort unter ungeklärten Umständen eine schwere Kopfverletzung mit bleibenden gesundheitlichen Folgen erlitt.

Zu beiden Sachverhalten hatte der Zeuge allerdings nichts Neues beizutragen. Es habe im Kollegenkreis „unterschiedliche Auffassungen“ gegeben, ob der Mann mit den blauen Handschuhen Ben Ammar war. Er selbst wie letztlich die Mehrheit seien der Überzeugung gewesen, dass Ben Ammar nicht im Bild war. Bei dem „Ersthelfervideo“ handele es sich um eine Sequenz, an deren Ende „wahrscheinlich eine körperlich-verbale Auseinandersetzung wahrscheinlich zweier Männer“ zu sehen sei. Doch seien „weder Anlass noch Verlauf noch Ausgang dieser Auseinandersetzung zu erkennen“.

Für Aufsehen sorgte die Vorführung mehrerer Videosequenzen aus Überwachungskameras der Berliner Verkehrsbetriebe. Man sieht hier Anis Amri Minuten nach dem Anschlag völlig entspannt, proper gekleidet und federnden Schrittes durch eine Unterführung schlendern. Nichts lässt vermuten, dass er gerade einen Weihnachtsmarkt überrollt und zwölf Menschen umgebracht hat. Den AfD-Obmann Stefan Keuter bewegte der Eindruck dieser Bilder zu der in eine Frage gekleideten Andeutung, dass Amri womöglich gar nicht der Täter gewesen sei.