Humanitäre Hilfe für die Sahel-Zone
Berlin: (hib/SAS) Vor dem Hintergrund der aktuellen Covid-19-Pandemie dringt die FDP-Fraktion auf eine wirkungsvollere humanitäre Hilfe für die Sahel-Zone. In einem Antrag (19/19505) fordert die Fraktion die Bundesregierung auf, eine „umfangreiche Strategie zum humanitären Engagement“ in der afrikanischen Region zu entwickeln, „die einen besonderen Fokus auf vorausschauende und antizipierende humanitäre Hilfe legt“.
Die Bundesregierung solle in der deutschen humanitären Hilfe für den Sahel stärker innovative Ansätze integrieren, so das Plädoyer der Abgeordneten. Als Beispiele nennen sie den Einsatz von Drohnen bei der Belieferung von Hilfsgütern oder den Iris-Scan für bargeldlose Bezahlung. Auch solle die Bundesregierung im Rahmen der Haushaltsmittel für die humanitäre Hilfe „proportionale mehr Geld für den Sahel bereitstellen“. Weiter spricht sich die FDP-Fraktion dafür aus, den Schwerpunkt der bedarfsorientierten Hilfe auszubauen, um präventiv auf die drohenden Folgen externer Faktoren wie Corona-Pandemie oder Klimawandel zu reagieren.
Als Erklärung führen die Liberalen an, dass die humanitäre Lage im Sahel, einer langgezogenen, semiaride Übergangszone, die sich zwischen der Wüste Sahara im Norden Afrikas und der Feuchtsavanne im Süden erstreckt, ein „unbekanntes Ausmaß“ erreicht hat. Die Region sei schon jetzt stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Diese wirkten als „Katalysator für Konflikte in den Staaten“, gefährdeten die Ernährungssicherheit und steigerten die Terrorgefahr. Durch die Corona-Pandemie drohe die Lage nun zu eskalieren, schreiben die Abgeordneten mit Verweis auf internationale Organisationen und Experten. Aktuell seien 24 Millionen Menschen, darunter die Hälfte Kinder, auf humanitäre Hilfe angewiesen. 3,7 Millionen Menschen im Sahel könnten laut Schätzungen der Vereinten Nationen 2020 von einer Hungerkrise betroffen sein. Das entspreche einem Anstieg von 110 Prozent im Vergleich zu Vorjahr.
„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen und der hohen Zahl von Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, besteht ein hoher humanitärer Bedarf in der Region, aber die Bewältigung der Krise wird chronisch unterfinanziert“, stellen die Abgeordneten fest. Die Krisen in der Region bekämen zu wenig Aufmerksamkeit, was die „private und staatliche Spendenbereitschaft und die Finanzierung zur Bewältigung solcher 'vergessenen Krisen' weiter bedroht“. Bereits 2019 habe sich der humanitäre Bedarf laut Vereinten Nationen auf 717 Millionen US-Dollar belaufen, aber nur die Hälfte der benötigten Mittel sei von den Gebern bereitgestellt worden, kritisieren die Abgeordneten. Deutschland habe 2019 20 Millionen bereitgestellt, doch diese Summe entspreche nur 1,2 Prozent des gesamten Beitrags für die humanitäre Hilfe. Für 2020 habe die Bundesregierung bislang 13 Millionen für die Sahel-Region zugesagt.
Diese knappen Mittel müssten effizienter eingesetzt werden. Hier biete die vorausschauende humanitäre Hilfe Chancen: Diese beinhalte eine „schnelle und frühzeitige Auslösung von Hilfsmaßnahmen“ anhand datenbasierter Vorhersagen und qualitativer Analysen. So seien Hilfsorganisationen bereits in „drohenden oder eskalierenden Notlagen“ in der Lage, Hilfe zu leisten.