+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

+++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++ Archiv +++

29.05.2020 1. Untersuchungsausschuss — Ausschuss — hib 563/2020

Zeuge berichtet über Amris Umfeld

Berlin: (hib/WID) Im Umfeld des Attentäters vom Berliner Breitscheidplatz Anis Amri haben Ermittler 43 „tatrelevante Kontaktpersonen“ identifiziert. Allerdings hätten sie keinem von ihnen nachweisen können, in Amris Anschlagsplan eingeweiht gewesen zu sein, berichtete ein Zeuge aus dem Bundeskriminalamt (BKA) am Donnerstag dem 1. Untersuchungsausschuss („Breitscheidplatz“). Der heute 35-jährige Kriminalhauptkommissar D.G. ist seit 2003 im BKA tätig und dort seit 2006 mit dem Phänomenbereich des islamistischen Terrorismus befasst. Nach dem Berliner Attentat gehörte er vom 20. Dezember 2016 bis Ende Mai 2017 der ermittelnden Besonderen Aufbauorganisation (BAO) „City“ an, wo er seit dem 3. Januar das Umfeld Amris in Deutschland auszuleuchten half.

Dabei unterschieden die Ermittler, wie der Zeuge berichtete, jene Personen, denen sie eine Verbindung zur Tat zutrauten, von den in dieser Hinsicht unverdächtigen. Ein besonderes Augenmerk habe Freunden und Bekannten Amris gegolten, die zwischen dem 1. Oktober und dem Tatabend am 19. Dezember mit ihm zu tun hatten. Der Zeitraum sei deswegen so gewählt worden, weil sich anhand des aufgefundenen Mobiltelefons des Täters dessen Bewegungsprofil soweit habe zurückverfolgen lassen. Aus einem Kreis von rund 300 Kontaktpersonen habe sich eine Gruppe herauskristallisiert, die das besondere Interesse der Ermittler auf sich zog.

Am 20. Januar 2017 teilte das BKA die 43 Namen den Landeskriminalämtern und anderen Sicherheitsbehörden mit. Die Gruppe sei „relativ markant“ gewesen, sagte der Zeuge. Sie habe „den Kern dargestellt“. Einige hätten nachweislich mit Amri in den letzten Tagen und Stunden vor dem Anschlag in Verbindung gestanden, so sein tunesischer Landsmann Bilel ben Ammar, mit dem er den Vorabend in einem Hähnchengrill verbrachte. Besonders interessiert waren die Ermittler zunächst auch an zwei weiteren Freunden Amris, eine einem gewissen Bilal Mahmoud und Walid Zahed. Beide hätten sich am Nachmittag des 19. Dezember drei bis vier Stunden vor dem Anschlag mit Amri getroffen.

Bei einer Hausdurchsuchung am 27. Januar habe sich herausgestellte, dass Mahmoud bereits zehn Tage zuvor Deutschland in Richtung Türkei verlassen hatte, wo er wegen mutmaßlich dschihadistischer Neigungen in Haft genommen worden sei. Dort erhielten BKA-Ermittler Gelegenheit, ihn zu vernehmen. Mahmoued erklärte, er habe sich mit Amri und Zahed am Nachmittag vor dem Anschlag „spontan zusammentelefoniert“. Unterhalten hätten sich die drei über Belanglosigkeiten.

Von Zahed lag ein abgehörtes Telefonat vor, in dem er seine Bestürzung über den Anschlag äußerte und zu erkennen gab, dass er keine Ahnung hatte, wer der Täter war. Die Ermittler nahmen ihm das ab. Zumindest habe sich „nicht objektiv nachweisen“ lassen, „dass er wusste, was Amri vorhat“. Generell gelte: „Wir haben keine Erkenntnis, die uns zu dem Schluss bringt, dass jemand den Amri in irgendeiner Weise unterstützt hat.“

In Amris Bekanntenkreis seien zwei Sphären deutlich zu unterscheiden gewesen, erklärte der Zeuge weiter. Auf der einen Seite habe es die religiös motivierten Kontaktpersonen gegeben, auf der anderen die Kumpels aus dem Drogenmilieu. Von wenigen Ausnahmen abgesehen habe zwischen beiden Kreisen eine „starke Trennung“ bestanden.