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02.07.2020 1. Untersuchungsausschuss — Ausschuss — hib 710/2020

BKA-Beamter berichtet über Tod Amris

Berlin: (hib/WID) Ein ehemaliger Verbindungsbeamter des Bundeskriminalamts (BKA) in Rom hat dem 1. Untersuchungsausschuss („Breitscheidplatz“) über die Ermittlungen nach dem Tod des Attentäters Anis Amri in Norditalien berichtet. Er sei noch am Abend des Todestages in Mailand eingetroffen, habe dort aber nicht an allen Gesprächen über den Fall teilgenommen, sagte Kriminalhauptkommissar A.H. am Donnerstag. Der heute 58-jährige Zeuge ist nach eigenen Worten seit 1995 im BKA tätig und hat die Behörde vom 1. Juni 2016 bis Ende Mai diesen Jahres in Italien vertreten.

Über Amris Tod habe ihn am 23. Dezember 2016 um 10 Uhr ein Beamter der italienischen Polizei informiert, sagte der Zeuge: „Es rieselt mir heute noch den Rücken runter.“ Amri war sechs Stunden zuvor am Bahnhof von Sesto San Giovanni bei Mailand von einer Polizeistreife erschossen worden. Er habe unverzüglich die ermittelnden BKA-Kollegen in Berlin verständigt, denen die Nachricht noch nicht bekannt gewesen sei. Die Medien hätten erst später über Amris Ableben berichtet.

Er sei noch am selben Nachmittag von Rom nach Mailand gefahren und dort gegen 23 Uhr angekommen, berichtete der Zeuge weiter. Am nächsten Tag habe er das Mailänder Polizeipräsidium zu Gesprächen aufgesucht, an denen auch fünf mittlerweile aus Berlin eingetroffene Kollegen teilgenommen hätten. Zum Teil hätten allerdings die jeweils sachverständigen deutschen und italienischen Beamten einzeln zusammengesessen. Er habe hin und wieder Übersetzerdienste geleistet, sei aber nicht über alle Inhalte im Bilde.

Nach Darstellung der italienischen Kollegen sei Amri am frühen Morgen des 23. Dezember einer Polizeistreife als verdächtig aufgefallen, weil er offenbar etwas unschlüssig am Bahnhof von Sesto San Giovannni herumlungerte. Die Beamten hätten ihn angesprochen und gebeten, sich auszuweisen. Amri habe geantwortet, sein Ausweis sei im Rucksack. Er habe hineingegriffen, statt eines Ausweises aber eine Pistole hervorgezogen und umgehend das Feuer eröffnet. Einer der beiden italienischen Beamten sei verletzt worden, der andere habe zurückgeschossen und Amri getötet.

Mit diesem Mann habe er damals in Mailand nicht sprechen können, auch nicht danach gefragt. Ob die aus Berlin angereisten Kollegen, bei denen an jenem Tag die „Federführung“ gelegen habe, um eine solche Begegnung gebeten hätten, sei ihm unbekannt. Die bei Amri sichergestellten Gegenstände habe er selber nicht zu Gesicht bekommen. Aus Akten geht hervor, dass die Italiener Fotos der Asservate vorlegten. Amris Identität habe die italienische Polizei lediglich anhand von Fingerabdrücken festgestellt, allerdings „zweifelsfrei“, sagte der Zeuge. DNA-Proben seien dabei zunächst offenbar nicht verwandt worden, er könne darüber jedenfalls nichts sagen.

Amri habe definitiv bei seinem Tod kein Mobiltelefon mitgeführt, betonte der Zeuge. Im BKA sei 2019 über diese Frage Verwirrung entstanden, als in einem Bericht der Polizei im süditalienischen Brindisi die gegenteilige Behauptung auftauchte. Im Auftrag seiner Behörde sei er dem Fall damals nachgegangen und habe festgestellt, dass der Kollege in Brindisi einer Verwechslung mit dem Mobiltelefon Amris aufgesessen war, das nach dem Anschlag am Tatort in Berlin aufgefunden wurde.

Der Name Amri, sagte der Zeuge weiter, sei ihm vor dem Anschlag unbekannt gewesen. Er habe nachträglich festgestellt, dass bei der BKA-Vertretung in Rom zwei Anfragen zu dem Mann aufgelaufen seien. Dies sei aber vor seiner Zeit als Verbindungsbeamter geschehen.

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