Spitzenämter im internationalen Sport
Berlin: (hib/HAU) Um mehr deutsche Vertreter in den Spitzengremien der internationalen Sportverbände platzieren zu können, braucht es stärkere Unterstützung durch die Politik. Das machten die zu einer Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch geladenen Funktionäre deutlich. Ingo Weiß, Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB) und zugleich Schatzmeister des Weltbasketballverbandes (Fiba), betonte, gerade in der Bewerbungsphase um solch einen Posten habe das Auswärtige Amt oder auch das Bundespräsidialamt große Bedeutung. Würden deutsche Kandidaten Mitglieder einer Regierungsdelegation sein, könnten sie im Ausland auf höchster Ebene für ihre Kandidatur werben.
Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) und derzeit Kandidat für die Wahl zum Präsidenten des Weltkanuverbandes (ICF), würde sich Zugriffe auf die politischen Netzwerke wünschen. Er glaube zu wissen, wer ihn im kommenden Jahr wählen werde und wer noch unentschieden sei, sagte Konietzko. Wenn es möglich wäre, den deutschen Botschafter im betreffenden Land zu kontaktieren und um dessen Netzwerk und seine Unterstützung zu bitten, würde das sicherlich weiterhelfen. Einen solchen Zugriff habe er aber leider nicht. Ingo Weiß bestätigte den Befund Konietzkos. Er selbst sei schon von einem Botschafter eines anderen europäischen Landes kontaktiert worden, mit der Bitte, die Wahl eines Kandidaten aus diesem Land zu unterstützen, sagte der DBB-Präsident.
Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für Bildung und Olympische Erziehung, verwies auf den Sports Political Index, der alle zwei Jahre vom dänischen Olympischen Komitee erstellt werde und der den sportpolitischen Einfluss einzelner Länder auf Basis der jeweiligen Präsenz in internationalen Gremien beschreibt. Hier belege Deutschland Rang vier, was auch mit der hohen Bewertung für den deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach zusammenhänge. Ausruhen solle sich Deutschland auf diesem Ranking besser nicht, sagte Doll-Tepper. Internationale Wahlkämpfe um höchste Ämter in den Verbänden würden mit hoher Professionalität und großem Etat geführt. Die bisherigen Erfolge deutscher Kandidaten seien auf das Engagement der Einzelnen zurückzuführen und nicht auf Teamwork, sagte die DOSB-Vertreterin. Hier müssten bessere Unterstützungsformen gefunden werden, forderte sie.
Thematisiert wurde bei der Sitzung auch die Situation der Internationalen Verbände angesichts der Corona-Pandemie. Klaus Schormann, Präsident des Weltverbandes für Modernen Fünfkampf, sagte, die im Jahr 2020 geplanten Wettkämpfe seien nicht abgesagt sondern in das kommende Jahr verschoben worden. Entscheidend für seinen Verband sei die Situation der Athleten gewesen, so Schormann. Alle 14 Tage habe es eine Videokonferenz mit den Athletenvertretern gegeben. Ein sehr großes Problem stelle der Jugendbereich dar. Die eingeschränkten Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten gebe es nur für den Elitebereich der Olympiakader.
Mitte März habe es die letzten Wettkämpfe gegeben, sagte Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes (ITTF). Einige Athleten seien in finanzielle Probleme geraten. Der Verband habe daraufhin versucht, ein Nothilfeprogramm aufzulegen. Weikert kündigte erste Wettkämpfe für den November in China an. Man werde diese in der aus anderen Sportbereichen bekannten Blase (Bubble) stattfinden lassen, trotz aller Probleme etwa mit den Quarantänereglungen. Seine Verband habe „ganz gute Rücklagen“ und gute Chancen, es durch die Krise zu schaffen, sagte der ITTF-Präsident. Wichtig sei aber, dass die Olympischen Spiele im kommenden Jahr auch wirklich stattfinden, weil die damit verbundenen Einnahmen benötigt würden.
Die Rennrodler, so Josef Fendt, Präsident des internationalen Rennrodelverbandes, hätten noch vor der Corona-Krise ihre Saison 2019/2020 zu Ende führen können. Für die anstehende Saison gebe es jedoch Unsicherheiten. Erst gestern habe man den Plan B für die Weltmeisterschaften aus der Schublade nehmen müssen. Statt in Kanada werden diese nun in Deutschland stattfinden. Man sei aber guter Dinge, dass die Mehrzahl der Weltcup-Rennen in Mitteleuropa in einer Art Hygiene-Blase stattfinden können. Derzeit, so Fendt, wisse aber niemand was passiert, wenn Sportler aus dieser Blase ausscheren.