Ex-DFB-Kapitän Lahm: Fußball kann Brücken bauen
Berlin: (hib/HAU) Die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland soll nach dem Motto „Eine EURO für alle“ als Hebel zur Förderung des Ehrenamtes und der Steigerung gesellschaftlicher Verantwortung genutzt werden. Das betonten der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Fritz Keller, sowie der Geschäftsführer der DFB Euro GmbH, Philipp Lahm, und die als Beraterin fungierende ehemalige Fußball-Nationalspielerin Celia Sasic am Mittwoch vor dem Sportausschuss.
Seit dem Sommermärchen von 2006 sei viel Zeit ins Land gegangen, sagte der frühere Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. In dieser Zeit habe sich viel verändert. So hat sich aus der Sicht Lahms der Profisport immer weiter vom Amateursport entfernt. Zudem drifteten die unterschiedlichen Milieus in der Gesellschaft immer weiter auseinander. Neue Technologien, „die eigentlich dazu führen sollten, uns zu verbinden“, hätten offenkundig positive und negative Effekte hervorgerufen. Das Vertrauen in den organisierten Sport, in Politik und Medien habe neue Tiefstände erreicht. „Der Fußball darf angesichts dieser Herausforderungen nicht neutral und unbeteiligt bleiben, denn er kann hier eine wichtige Rolle spielen“, sagte Lahm während der Sitzung. Der Fußball könne Brücken bauen und Integration ermöglichen.
DFB-Präsident Keller räumte Fehlentwicklungen im Fußball grundsätzlich, aber auch beim DFB ein. Er habe aber vor gut einem Jahr sein Amt angetreten, um Klarheit zu schaffen und für Transparenz zu sorgen. Mit Good Governance sei man auf dem Weg, die Probleme schnellstmöglich anzugehen, gab sich Keller zuversichtlich. Die Ausgliederung aller Wirtschaftsbereiche müsse so schnell wie möglich erfolgen, sagte er. Der Verband habe kein Recht dazu, ein Steuersparmodell auf Basis eines eingetragenen Vereins zu sein. Hartnäckig werde er auch auf eine Aufklärung des „Sommermärchens“ dringen, so Keller. Die darüber liegenden Schatten müssten weg, auch wenn das nicht jedem gefalle.
Mit Blick auf die Euro 2024 hob der DFB-Präsident den Nutzen eines solchen Turniers für die Amateurvereine hervor. Nach der WM 2006 sei die Zahl der Mädchen und Jungen in den Vereinen sprunghaft angestiegen. Außerdem könne der Fußball von einer verbesserten Infrastruktur profitieren. Keller konstatierte, dass das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen heute ein anderes sei „als vor Jahren“. Dementsprechend müsse überlegt werden, wie die Spielflächen in den Amateurvereinen „vielleicht mal für ein Flashmob-Turnier genutzt werden können“.
Auf den gesamtgesellschaftlichen Nutzen der Euro 2024 angesprochen, sagte die Beraterin der DFB Euro GmbH, Celia Sasic, das Turnier solle nicht nur auf wenige Zielgruppen wie etwa Männer oder nur Fußballer ausgerichtet werden, „sondern auch auf Frauen“. Auch bei der Arbeit innerhalb der DFB Euro GmbH spiele weder das Geschlecht noch die Herkunft eine Rolle. Dies müsse auch nach außen sichtbar gemacht werden. Eine Reihe von Antidiskriminierungsprojekten sei auf den Weg gebracht worden. „Wir sind aber noch nicht im Ziel“, sagte Sasic.
Der DFB, so Philipp Lahm, habe schon viele Kampagnen dahingehend angestoßen. Wichtig sei es, diese Antidiskriminierung auch zu leben. Nicht umsonst sei mit Celia Sasic eine Frau ein Gesicht der Euro 2024 der Männer, sagte der Ex-Nationalspieler. Im Jahre 2020 sollte so etwas normal sein, befand er.