Aufstockung des Pflegepersonals in Kliniken empfohlen
Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten empfehlen eine Aufstockung des Personals in der Krankenhauspflege. Die jetzige Personallage sei unzureichend, die eingeführten Personaluntergrenzen bildeten den Bedarf nicht realistisch ab, erklärten Sachverständige anlässlich einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bundestages am Mittwoch über einen Antrag der Linksfraktion. Die Experten äußerten sich in schriftlichen Stellungnahmen.
Die Linksfraktion fordert ihrem Antrag (19/17544) die Einführung eines neuen Instruments zur Bemessung des Pflegepersonalbedarfs in Krankenhäusern, das von der Gewerkschaft Verdi, der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und dem Deutschen Pflegerat (DPR) gemeinsam entwickelt und erprobt wurde. Die Einführung der Pflegepersonalregelung (PPR 2.0) sollte zum Jahresbeginn 2021 ermöglicht und die vollständige Refinanzierung der Pflegepersonalkosten sichergestellt werden.
Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd), der nach eigenen Angaben die Interessen von 266 Kliniken mit mehr als 67.000 Pflegevollzeitkräften vertritt, mahnte Änderungen an. Schon vor der Pandemie habe sich gezeigt, dass die Personaluntergrenzen nicht zu den erhofften Verbesserungen führten. Es komme im Gegenteil zu Mehrarbeit und mehr Bürokratie. Wichtig sei, den individuellen Pflegebedarf der Patienten in den Fokus zu rücken.
Starre Vorgaben seien nicht geeignet zur Verbesserung von angespannten Pflegesituationen. Mit der PPR 2.0 lasse sich der Pflegeaufwand passgenau ermitteln, zudem sei die Anwendung einfach und schnell zu lernen. Klar sei aber auch, dass mehr Pflegekräfte benötigt würden und die vollständige Refinanzierung der Pflegepersonalkosten gewährleistet sein müsse.
Verdi sprach von einem Personalnotstand, der die Sicherheit der Patienten und die Gesundheit der Beschäftigten gefährde. Die enorme Arbeitsverdichtung treibe viele Beschäftigte aus ihrem Beruf oder in die Teilzeit. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, sei in den Kliniken mehr Personal erforderlich. Das System breche nur deshalb nicht zusammen, weil die Beschäftigten über ihre Grenzen gingen.
Skeptisch reagierte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Das Anliegen, eine moderne Pflegepersonalbedarfsermittlung zu entwickeln, werde unterstützt. Die Pflegeprozessdokumentation müsse so standardisiert und digitalisiert werden, dass daraus der Pflegepersonalbedarf automatisch ermittelt werden könne. Die PPR 2.0 erfülle diese Kriterien aber nicht.