Forschung und Innovation in der Mikroelektronik
Berlin: (hib/ROL) Der Elektronikstandort Deutschland soll gestärkt werden, um auch zukünftig den digitalen Wandel selbstbestimmt gestalten zu können. Dazu hat die Bundesregierung das „Rahmenprogramm für Forschung und Innovation 2021 bis 2024 Mikroelektronik, Vertrauenswürdig und nachhaltig - Für Deutschland und Europa“ aufgelegt. Allein das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt für die vierjährige Programmlaufzeit rund 400 Millionen Euro zur Verfügung, wie aus einer Unterrichtung der Bundesregierung (19/24557) hervorgeht. Das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) prüfe, ob es für das „IPCEI on Microelectronics“ zu Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien „weitere erhebliche Mittel“ bereitstellt. Das Programm trägt laut Bundesregierung auch zur Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 bei.
Elektronik steckt nicht nur in Handys, Tablets und Bürocomputern, sondern regelt die Energieversorgung, steuert die Datenströme für mobiles Internet und ermöglicht eine sichere vernetzte, automatisierte Mobilität, macht die Bundesregierung deutlich. Elektronische Prozessoren seien gleichsam das Hirn, in dem Künstliche Intelligenz (KI) ablaufe.
Die Bundesregierung betont die europäische Ausrichtung des Programms und schreibt: „Um Digitalisierung nach unseren Werten und Vorstellungen gestalten zu können, benötigen wir technologische Souveränität.“ Dabei sollen die eigenen Werte in der Mitbestimmung entsprechender Standards auf den globalen Märkten formuliert und vertreten werden. Technologische Souveränität versteht die Bundesregierung explizit nicht als Abschottung, sondern sie strebt eine internationale Zusammenarbeit auf Augenhöhe an. Technologische Souveränität in der Elektronik sei nur als Teil des europäischen Binnenmarktes und Forschungsraumes möglich und nicht auf rein nationaler Ebene.
Mit dem Programm strebt die Bundesregierung eine Vertiefung von Kooperationen auf verschiedensten Ebenen an. Auch zwischen den außeruniversitären Forschungseinrichtungen sollen Zusammenschlüsse gefördert werden. Die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD)ž der größte standortübergreifenden FuE-Zusammenschluss für Mikroelektronik in Europa, bündele unterschiedliches Forschungs-Know-how zur Mikroelektronik und schaffe eine zentrale Schnittstelle, die der Industrie, insbesondere dem Mittelstand, den Zugang zu Spitzentechnologie erleichtere. Das vorliegende Programm sei daher im Einklang mit dem europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe konzipiert, das ebenfalls auf Souveränität in digitalen Technologien ausgerichtet sei.
Zu dieser Ausrichtung gehört für die Bundesregierung die Vertrauenswürdigkeit der Elektronik: Fertigung müsse durchschaubar, Funktionen müssten überprüfbar, zuverlässig und anwendungsorientiert sein. Dabei ist der Bundesregierung Unabhängigkeit wichtig: „Wir müssen uns durch eine eigene, wirtschaftliche Mikroelektronik-Fertigung in Deutschland und Europa in der Lage halten, flexibel auf Herausforderungen in den globalen Lieferketten zu reagieren.“
Neben den Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene sei die Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekt von Elektronik ein wichtiger Punkt. Auf der einen Seiten könnten Ressourcen durch smarte digitalisierte Lösungen eingespart werden, auf der anderen Seite verbrauche Elektronik selbst zunehmend Ressourcen. Die Bundesregierung rechnet vor, dass Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) im Jahr 2019 bereits für 3,7 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich gewesen sind und der Energieverbrauch durch IKT zwischen 2015 und 2020 um neun Prozent pro Jahr gestiegen ist. Bei einer Fortsetzung entspreche dies einer Verdoppelung alle acht Jahre. Um CO2-Emissionen im aktuellen Strommix reduzieren zu können, braucht man laut Bundesregierung Elektronik, die den Energieverbrauch von Mikroprozessoren und allgemein von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) deutlich senkt.