Wada-Präsident Banka: Dopingkontrollen trotz Pandemie
Berlin: (hib/HAU) Die Dopingkontrollen weltweit sind nach Angaben von Witold Banka, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), trotz der Corona Pandemie unter Einhaltung der notwendigen Hygieneregelungen fortgesetzt worden. Derzeit seien 80 Prozent des Niveaus aus dem Jahr 2019 erreicht, sagte Banka während einer Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch. Er sei hoffnungsvoll, bald wieder zum Normalzustand zurückkehren zu können. Probleme mit dem Corona-Impfstoff hinsichtlich dopingrelevanter Inhaltsstoffe seien derzeit noch nicht zu erkennen, sagte der Wada-Präsident. Es bleibe jedoch abzuwarten, welche Stoffe konkret den verschiedenen Impfstoffen beigemengt sind und ob diese sich auf der Dopingliste befinden.
Banka, seit Anfang 2020 Wada-Präsident, erläuterte vor den Abgeordneten, eines der wichtigsten Anliegen seiner Präsidentschaft sei es, die Wada stärker an den Athleten zu orientieren. Er als ehemaliger 400-Meter Hürdenläufer und seine Vizepräsidentin Yang Yang, Olympiasiegerin von 2002 im Eisschnelllauf, stünden für den sportlerorientierten Ansatz in der Wada, sagte Banka, der auch schon Sportminister in Polen war.
Als „nicht ausreichend“, um die hohen Erwartungen zu erfüllen, die an die Wada gestellt würden, bezeichnete er den 40 Millionen Dollar Jahresetat. Vielen Fußballvereinen stünden pro Saison mehr zur Verfügung. „Wir brauchen eine angemessene Finanzierung“, betonte der Wada-Präsident. Ihm gehe es aber nicht nur darum, mehr Geld von den Regierungen zu erhalten, sondern auch um das Einwerben privater Gelder - sei es von Stiftungen oder auch von Privatpersonen.
Skeptisch äußerte sich Banka zum sogenannten Rodchenkov Act, den die USA erlassen haben und der eine Verfolgung von Dopingtätern und ihren Hinterleuten durch US-Ermittlungsbehörden international vorsieht. Dies könne die Bemühungen der Wada unterhöhlen und habe negative Folgen für Whistleblower. Gleichwohl werden die Wada weiter mit den US-Behörden zusammenarbeiten - auch um den USA zu helfen, die Probleme in ihrem eigenen System zu bekämpfen, sagte Banka und verwies darauf, dass die großen US-Ligen für Basketball, Eishockey, American Football und Baseball - ebenso wie der Unisport - weder dem Anti-Doping-Code der Wada unterlägen noch vom Rodchenkov Act erfasst würden.
Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Anti-Doping-Agentur (Nada), Andrea Gotzmann, äußerte sich zurückhaltender. Es müsse abgewartet werden, ob und wie der Rodchenkov Act funktioniere, befand sie und erinnerte an das deutsche Anti-Doping Gesetz, an dem es anfangs auch viel Kritik gegeben habe. Es habe sich aber gezeigt, dass Dopingaufklärungen wie etwa die „Operation Aderlass“, bei der die illegalen Aktivitäten eines deutschen Sportmediziners aufgedeckt wurden, ohne das Gesetz nicht möglich gewesen wären.
Mit Blick auf die Wada sind aus Sicht Gotzmanns die Interessenskonflikte, die sich dort aus der Besetzung der Gremien ergeben würden, „nicht ausgeräumt“. Die Nada, die mit mehr als 17.000 Kontrollen pro Jahr weltweit einmalig dastehe, umfangreiche Präventionsprogramme etabliert habe und der jährlich mehr als zwei Millionen Euro für Forschung und Analyse zur Verfügung stünden, sei bereit, der Wada zu helfen. Es sei möglich, so Gotzmann, die Erfahrungen in die Arbeitsgruppen der Wada einzubringen. Derzeit sei ihre Organisation daran aber bedauerlicherweise nicht beteiligt.