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Kultur und Geschichte

„Internetnutzer sollen ihr Bewusstsein schulen“

„Heute fällt es jüngeren Generationen schwerer, länger an einer Aufgabe zu arbeiten.“ Diese Beobachtung schilderte der Medienexperte Prof. Dr. Thorsten Strufe von der Technischen Universität Darmstadt am Mittwoch, 3. November 2010, in einem Vortrag der Reihe „W-Forum“ der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages. „Dafür lösen sie komplizierte Aufgaben oft auf sehr kreative Weise“, sagte der Wissenschaftler.

„Jeder kann online publizieren“

Positiv wertete er, dass die Nutzer des Internets aus der Rolle der Konsumenten mehr und mehr in die Rolle der Produzenten wechseln. Nach dem „Mitmachnetz Web 2.0“ entwickle sich augenblicklich die Tendenz zum „Web 3.0“, dem persönlichen Netz, in dem Beiträge eindeutig einem Individuum zuzuordnen sind.

Doch darin liege auch eine Gefahr. „Heute kann jeder online publizieren“, sagte Strufe. Plattformen wie das soziale Netzwerk Facebook - als größter Vertreter vieler ähnlicher Angebote -böten den Rahmen, in dem jeder Nutzer veröffentlichen könne, was er für wichtig halte.

„Attraktiv ist, wer viele Freunde hat“

Attraktiv für andere Nutzer sei, wer viele Freunde habe und wer viel mitteile. Welche Konsequenzen das für den Freundschaftsbegriff habe, konnte der Informatiker nicht beantworten. „Facebook ist eher ein voyeuristischer Dienst, denn ich weiß nicht, wer mein Profil ansieht.“

Der Erfolg des Netzwerkes spreche für sich. Habe das Unternehmen in seiner Anfangszeit drei Jahre gebraucht, um rund 50 Millionen Mitglieder zu werben, so träten mittlerweile halbjährlich so viele Menschen weltweit dem Netzwerk bei. Auf 550 Millionen Mitglieder werde die Facebook-Gemeinschaft momentan geschätzt.

Es gibt kein „Recht auf Vergessen“

Die Gefahr, nicht mehr über den Gebrauch seiner persönlichen Information verfügen zu können, sieht auch Strufe. Der Informatiker kenne nur den Weg der juristischen Klage als einziges probates Mittel, wenn Daten gegen den Willen eines Internetznutzers missbraucht und veröffentlicht worden sind.

Ein „Recht auf Vergessen“ durch die Möglichkeit des Löschens aller persönlichen Daten im Netz hält Strufe für technisch nicht umsetzbar. Deshalb plädierte der Professor für die „Schulung des Bewusstseins“ der Internetnutzer.

Das Geschäftsmodell sozialer Netzwerke

„Ich gehe davon aus, dass Leute, die Facebook nutzen, wissen, was sie tun“, sagte er. Die Erfahrung habe gezeigt, dass trotz aller Beteuerung großer Unternehmen, persönliche Daten nicht zu handeln, der Verkauf und die ökonomisch vorteilhafte Auswertung von Daten dennoch stattfinde. „Das ist das Geschäftsmodell von Facebook“, sagte der Wissenschaftler.

Der Behauptung, die Nutzer seien doch selber schuld, wenn sie so viele Daten preisgeben, widersprach Strufe. Auch als Experte könne er nicht immer alle Daten kontrollieren, die preisgegeben werden. So würden es Anbieter sozialer Netzwerke den Nutzern schwermachen, ihre Sicherheitseinstellungen so einzurichten, dass Privates auch wirklich privat bleibt. Denn das widerspäche dem Sinn und Zweck dieser Netzwerke, die Identifikation der Nutzer zu erschweren.

„Wir wissen nicht genau, wie wir das Internet nutzen sollen“

Strufe sieht das Internet in einer Übergangsphase: „Momentan wissen wir noch nicht genau, wie wir das Internet nutzen sollen.“ Er glaubt an einen natürlichen Entwicklungsprozess der Generationen, die den Umgang mit den neuen Möglichkeiten und den Gefahren erlernen.

So bleibe interessant festzustellen, dass das die Kontaktpflege und das soziale Miteinander der Menschen in den Netzwerken selten über die Stadt oder den Kreis hinausgehe. „Das globale System ist dann doch lokal sehr vernetzt.“ (eis)

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