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Parlament

„Mein Herz schlägt links“: Steffen Bockhahn

Steffen Bockhahn (DIE LINKE.)

Steffen Bockhahn (DIE LINKE.) (Bundestagsfraktion DIE LINKE.)

Steffen Bockhahn ist mit 31 Jahren einer der jüngsten Abgeordneten der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag. Der gebürtige Rostocker wurde bei der letzten Bundestagwahl von seiner Partei nominiert und gewann das Direktmandat im Wahlkreis Rostock. Er sagt: „Es war ein Heimspiel, aber kein Spaziergang. Aus meiner Arbeit in der Bürgerschaft weiß ich: Ein Politiker muss authentisch sein, die Mentalität und die Sorgen der Menschen im Wahlkreis kennen und versuchen, Probleme zu lösen. Politik muss glaubwürdig sein“. Dass Steffen Bockhahn viele Menschen in seinem Wahlkreis erreicht hat, zeigt sein Wahlergebnis. Der junge Rostocker, der schon mit 16 in die PDS eintrat, erklärt sein politisches Ziel so: „Mein Herz schlägt links, deshalb trete ich als Bundestagsabgeordneter für soziale Gerechtigkeit und für gesunde Staatsfinanzen ein“.

„Wer nichts tut, soll sich nicht beschweren“

Schon auf dem Gymnasium machte sich Steffen Bockhahn als Schülersprecher für seine Mitschüler stark. „Das war aber nicht der Anfang meiner politischen Karriere“, sagt der Rostocker und erzählt: „Ich hab mich immer gern engagiert, weil ich so die Möglichkeit hatte, bei Entscheidungen mitzureden, die die Schülerschaft betrafen. Ich fand es wichtig, dass man sich einbringt, wenn man etwas verändern will. Wer nichts tut, soll sich nicht beschweren, dass sich nichts ändert“, sagt Steffen Bockhahn.

Das waren wohl auch die Gründe, weshalb er am 1. Mai 1995 als Gymnasiast in die PDS eintrat. Damals war er erst 16 Jahre alt. „Gewundert haben sich meine Mitschüler darüber nicht. Die sagten, es sei irgendwie vorhersehbar gewesen“, erzählt Steffen Bockhahn.

Die Partei schickte ihn gleich im darauffolgenden Jahr als Delegierten zum Bundesparteitag und bereits 1997, er hatte gerade das Abi in der Tasche, wurde Steffen Bockhahn in den Landevorstand der PDS in Mecklenburg-Vorpommern gewählt und übernahm das Ressort Jugend.

„Eigentlich wollte ich Journalist werden“

Nach dem Abitur meldete sich Steffen Bockhahn erst einmal zum Zivildienst in einer integrativen Kita, in der Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in einer Gruppe waren. „Ich war dabei speziell für die Betreuung eines Kindes mit einer besonders schweren Beeinträchtigung verantwortlich. Es liegt mir einfach, mich um Schwächere zu kümmern und ich finde, dass viel mehr Menschen für einen gewissen Zeitraum soziale Verantwortung übernehmen sollten “, sagt der Abgeordnete.

Auf den Zivildienst folge ein Volontariat beim Rundfunk in Rostock -  rhetorisch geübt, wurde Steffen Bockhahn Nachrichtensprecher bei der Ostseewelle und später bei Antenne Mecklenburg-Vorpommern. „Eigentlich wollte ich Journalist werden, aber dann entschied ich mich doch für ein Studium der Politikwissenschaften und der Neuere Geschichte Europas“, sagt er im Rückblick.

Doch Steffen Bockhahn reichte es nicht, „nur Student“ zu sein. Bereits nach dem vierten Semester kandidierte er für die Rostocker Bürgerschaft - und wurde gewählt und außerdem stellvertretender Landesvorsitzenden der PDS. Nach zehn Semestern schloss er sein Studium ab und wurde direkt danach Fraktionsvorsitzender in der Rostocker Bürgerschaft.

„Kommunalpolitiker spüren die Konsequenzen hautnah“

Im Jahr 2007 wurde der Mecklenburger Steffen Bockhahn wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Dr. Dietmar Bartsch, der damals noch Bundesgeschäftsführer der Partei Die Linke war - und der ist ein Vorpommer. Die beiden hatten offenbar eine ähnliche Mentalität, aber auf jeden Fall Sympathien füreinander, denn sie sind inzwischen nicht nur Genossen in der selben Partei, sondern auch Freunde.

Während dieser Arbeit sammelte Steffen Bockhahn Parteierfahrungen auf Bundesebene. Kommunalpolitisch war er schon fast ein „Politprofi“. „Bei meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestagsbüro habe ich relativ schnell begriffen, was es für die Menschen vor Ort, in den einzelnen Wahlkreisen bedeuten kann, wenn auf Bundesebene Entscheidungen getroffen werden“, sagt Bockhahn.

„Da gibt es manchmal ganz konkrete und nicht immer positive Veränderungen, mit denen die Menschen konfrontiert werden. Und dann versteht man, wenn die Menschen sagen, was die in Berlin entscheiden, davon haben wir gar nichts. Als Kommunalpolitiker spürt man die Konsequenzen von Entscheidungen nämlich hautnah.“

„Du hast das Zeug, die Wahl zu gewinnen“

Steffen Bockhahn war im Jahr 2008 Initiator eines Bürgerbegehrens in Rostock gegen den Verkauf von öffentlichem Eigentum an Privatinvestoren. Da hatte er die Mehrheit der Rostocker Bürger sehr schnell hinter sich und seine Partei erkannte, dass er das Potenzial zum Bundespolitiker hatte. Der Kreisparteitag nominierte ihn zum Direktkandidaten im Wahlkreis Rostock, weil man sich mit diesem jungen und ehrgeizigen Genossen ein gutes Ergebnis versprach. „Du  hast das Zeug, die Wahl zu gewinnen“, hatten ältere Genossen zu ihm gesagt.

Steffen Bockhahn nahm die Herausforderung an. „Im Wahlkampf habe ich unermüdlich um Wähler geworben, auf Straßen und Plätzen, in Veranstaltungen und im Internet, und ich bekam viel Zuspruch von Rostocker Bürgern. Noch am Abend vor der Wahl war ich in Rostock unterwegs. Ich habe oft gehört, ich find Dich gut, aber Deine Partei wähle ich nicht. Ich hab den Unentschlossenen immer gesagt, es ist egal, welche demokratische Partei man wählt. Wichtig ist, dass man seine Stimme nicht verschwendet und sein Wahlrecht wahrnimmt“.

„Den Finger in die Wunde legen“

Steffen Bockhahn gewann das Direktmandat  für die Linkspartei und zog in den Bundestag ein - auch wenn es ein wenig Zeit brauchte, bis er begriff, dass er tatsächlich im Bundestag sitzt. Inzwischen ist er nicht nur Parlamentarier, er ist auch Landesvorsitzender der Linkspartei in Mecklenburg-Vorpommern und arbeitet weiterhin ehrenamtlich als Kommunalpolitiker in Rostock.

Dass seine Partei im Bundestag Oppositionsarbeit macht, findet der junge Abgeordnete nicht allzu dramatisch, auch wenn die Einflussmöglichkeiten natürlich geringer sind als auf der Regierungsbank. „In der Opposition kann und muss Politik den Finger in die Wunde legen und energisch darauf dringen, dass das Regierungslager vernünftige Entscheidungen trifft“, sagt Steffen Bockhahn.

Steffen Bockhahn ist ordentliches Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss und dort auch Obmann seiner Fraktion. Er ist Mitglied im Haushaltsausschuss und stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuss des Bundestages. (bsl)

(Stand: November 2010)

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