Zeuge fordert neue Endlagersuche
Vor dem Gorleben-Untersuchungsausschuss hat der Zeuge Detlef Appel am Donnerstag, 25. November 2010, seine Forderung nach einer erneuten Endlagersuche für radioaktiven Abfall wiederholt. „Schon 1983 und 1984 lagen Hinweise vor, dass andere Standorte sich besser eigneten als Gorleben“, sagte der Geologe. „Bei einem vergleichenden Verfahren wäre Gorleben vielleicht im Pool geblieben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man dann auf andere Standorte gesetzt hätte.“ Heute sollte in einem vergleichenden Verfahren die beste Option ausgewählt werden, so Appel. Gleichwohl lobte der Zeuge, dass Anfang der achtziger Jahre auch kritischen Wissenschaftlern viele Erkundungserkenntnisse in Gorleben zur Verfügung gestellt worden seien. „Informationen hat es sicher gegeben. Für die Fachleute waren diese zugänglich.“
„Viele Unterlagen waren zugänglich“
Über die Vollständigkeit der Unterlagen könne er zwar nichts sagen, aber „es waren viele Unterlagen in diesem Zusammenhang zugänglich“. Bis 1982 habe der Bund auch kritische Wissenschaftler zu öffentlichen Informationsveranstaltungen über den Standort Gorleben eingeladen. Aber: „Man kann schon den Eindruck haben, dass ab 1983 kritische Wissenschaftler nicht mehr in die Diskussionen einbezogen worden sind.“
Der Gorleben-Untersuchungsausschuss geht der Frage nach, ob es bei der Entscheidung der Bundesregierung im Jahre 1983, sich bei der Suche nach einem Endlager für radioaktiven Müll auf den Standort Gorleben zu begrenzen, politische Einflussnahmen auf die untersuchenden Wissenschaftler gegeben hat.
Freiberuflicher Geologe
Appel erklärte, als freiberuflicher Geologe nicht am für die Bundesregierung entscheidenden Zwischenbericht der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) im Jahr 1983 mitgewirkt zu haben. Der 67-Jährige ist selbstständiger Berater und Gutachter zum Grundwasser- und Bodenschutz, zu Umweltverträglichkeitsbeurteilungen, Altlasten und zur Endlagerung radioaktiver und „konventioneller“ Abfälle.
Seit Mitte der siebziger Jahre berät er politische Parteien, Nichtregierungsorganisationen, Kommunen, Landes- und Bundesministerien in atomrechtlichen Genehmigungsverfahren sowie zu methodischen und geologischen Fragen der Endlagerung.
„Das Ausmaß war überraschend“
Zu Gasfunden während der Erkundungen in Gorleben sagte Appel, dass Gasvorkommen in Salzstöcken durchaus vorkämen und damit auch gerechnet worden sei - „das Ausmaß aber war überraschend“. Bei einer Schachtvorbohrung seien Geologen an mehreren Stellen auf Gas gestoßen.
„Dies waren nicht die Orte der Gasentstehung“, sagte Appel mit Blick auf eine mögliche Gasbewegung, „wenn dies in der Vergangenheit möglich war, kann es auch in der Zukunft möglich sein.“ Bedauerlicherweise sei dieser Umstand jedoch nicht abschließend geklärt worden. (rüb)