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Familie

Experte: Höheres Gesundheitsrisiko für arme Kinder

Mädchen beim Arzt

(pa/Photo Alto)

Das Risiko, in der gesundheitlichen Entwicklung beeinträchtigt zu werden, ist in Deutschland besonders hoch für arme Kinder. Das sagte Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut Berlin in einer öffentlichen Anhörung der Kinderkommission zum Thema Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen“ am Mittwoch, 26. Januar 2011. Auf Grundlage eines gemeinsamen Antrages (14/9544) der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen aus dem Jahr 2002, der zum Ziel hatte, die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu sichern und zu verbessern, sollte im Rahmen der Anhörung eine Bilanz gezogen werden.

„Gesundheitserziehung muss in der Schule Pflicht werden“

Dr. Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte forderte, dass die systematische Gesundheitserziehung Pflichtprogramm an Schulen werden müsse. „Besonders Kinder aus den unteren sozialen Schichten sollen dadurch angesprochen werden“, sagte er.

Obwohl bereits im Jahr 2002 von der Politik die Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) vorgesehen worden war, sei der ÖGD weiter abgebaut worden. „Das hatte Wirkung bis zu den Grippeschutzimpfungen“, beklagte Fegeler. „Das können wir uns in Zeiten von Virenepidemien nicht noch einmal erlauben.“ Weiter forderte der Mediziner die begleitende Werbung für Süßigkeiten in den Medien gesetzlich zu verbieten.

Schließlich stellte er fest, „dass die Förderfunktion der Familie nicht mehr funktioniert“. Aus seiner Erfahrung müsse in vielen Fällen das Erziehungsdefizit bei Kindern zum Beispiel durch Schulen und Prävention kompensiert werden, um nicht bestehende Probleme zu verschärfen.

Auf Kinder zugeschnittene Arzneimittelversorgung

Die unzureichende Finanzierung für den Betrieb von Pädiatrien, die sich seltenen Erkrankungen widmen, und die unzureichende finanzielle Unterstützung der Erforschung derselben, monierte Prof. Fred Zepp von der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin. Kinder bräuchten eine auf sie zugeschnittene Arzneimittelversorgung.

„Es ist ein Netzwerk für medizinische Studien notwendig, denn Kinder haben ein Recht auf Teilhabe am Fortschritt in der Medizin“, sagte Zepp. Nach Meinung des Professors würden rund vier Millionen Euro pro Jahr dafür ausreichen, was im Verhältnis zum Nutzen günstig sei.

Bessere Bildungspolitik gefordert

Dr. Thomas Lampert stellte den statistischen Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und gesundheitlicher Entwicklung auf Basis der KiGGS-Studie her. Laut der Weiterführung des zwischen den Jahren 2003 bis 2006 erhobenen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) ist „das Risiko erheblich erhöht, dass Kinder aus benachteiligten Familien chronisch krank werden“.

Schafften sie jedoch den Sprung auf das Gymnasium, stiegen die Gesundheitschancen. „Deshalb muss eine Stärkung durch bessere Bildungspolitik stattfinden“, sagte Lampert.

„Das trifft sozial schwache Familien“

Kritisch sei, dass in den letzten 20 Jahren die Anträge für Kinderrehabilitationen kontinuierlich gestiegen seien, berichtete Prof. Hans-Michael Straßburg von der Universitäts-Kinderklinik in Würzburg. Doch die erteilten Genehmigungen auf Behandlung seien konstant geblieben. Fast jeder zweite Antrag werde heute abgelehnt. „Das trifft sozial schwache Familien, weil sie die komplizierten Antragswege nicht bewältigen können“, sagte Straßburg.

Auf dem Rücken der Kinder würden sich die verantwortlichen Krankenkassen und Rentenversicherungen die Fälle hin und her schieben.

Ablehnungspraxis kritisiert

Auch Wolfgang Niemeyer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen, kritisierte diese Praxis. „Vor dem Hintergrund, dass 92 Prozent der abgelehnten Anträge, die mit einem Arzt zusammen in den Widerspruch gegangen sind, schließlich doch angenommen werden, muss etwas geschehen“, sagte Niemeyer.

Ihm drängen sich fiskalische Motive auf, die diese Vergabepraxis befördern könnten. „Doch diese Jugendlichen werden in den Kliniken dazu gebracht, dass sie später am Leben teilhaben können“, unterstrich er. Damit seien sie auch zukünftige Beitragszahler. (eis)

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